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Felicianus-Kirchengemeinde Kirchweyher Küsterin Petra Lübben geht nach 26 Jahren in den Ruhestand

An Gottesdienst-Sonntagen hat sie die Felicianuskirche stets auf- und wieder abgeschlossen. Sie hat alles im Hintergrund vorbereitet. Nun geht Petra Lübben nach 26 Jahren als Küsterin in den Ruhestand.
16.03.2025, 17:00 Uhr
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Kirchweyher Küsterin Petra Lübben geht nach 26 Jahren in den Ruhestand
Von Alexandra Penth

Sie ist das eigentliche Gesicht der Kirchengemeinde – und das schon seit 26 Jahren. Gottesdienstbesucher haben Petra Lübben stets zur Begrüßung und zur Verabschiedung an der Kirchentür gesehen. Die Küsterin war auch die Konstante in der Felicianus-Kirchengemeinde in Kirchweyhe. "Wenn jemand hier das Gefühl haben darf, Hausherrin zu sein, dann ist das Petra Lübben", sagt Pastor Gerald Meier. Zwölf Pastoren hat sie in der Zeit miterlebt. Sie war jedoch immer geblieben. Zumindest bis Sonntag, 16. März, dem letzten Arbeitstag der 66-Jährigen. Offiziell geht sie zum 1. Mai in den Ruhestand, die Kirchweyherin baut aber noch restliche Urlaubstage ab.

Ein bisschen graue es ihr vor dem Moment, wenn sie ihre Schlüssel abgeben muss, hatte die Kirchweyherin im Vorfeld gesagt und zur Demonstration den Schlüsselbund auf den Tisch gelegt. Viele Schlüssel hat sie mit sich rumgetragen, und dementsprechend auch eine große Verantwortung. Den richtigen Schlüssel für die passende Tür hatte sie immer parat. Einen weiteren schweren Schritt hat Lübben derweil noch vor sich: Am 11. Mai wird sie offiziell im Zuge des Gottesdienstes verabschiedet. "Wir verlieren eine großartige und großherzige Küsterin", sagt Pastor Meier. Lübben habe ihre Arbeit stets mit Sorgfalt und Akribie ausgeführt.

Nahe der Kirche aufgewachsen

Die Felicianuskirche hat praktisch schon immer eine Rolle in Petra Lübbens Leben gespielt: Ihr Elternhaus befand sich direkt am Kirchweg. "Wir konnten immer in Pastors Garten gucken", sagt sie. Fand eine Hochzeit statt, versammelten sich die Kinder aus der Nachbarschaft vor der Kirche, um Süßigkeiten vom Brautpaar zu erhalten.

Als ihre Kinder noch klein waren, fing sie als Raumpflegerin in der Kirchengemeinde an. Ab und zu hatte sie Küsteraufgaben in Vertretung übernommen. Bis die Stelle eines Tages neu ausgeschrieben wurde. "Es gibt keine direkte Ausbildung dafür. Man kann sich weiter fortbilden", sagt sie. Zentral ist der große Fortbildungslehrgang, bei dem es auch um den richtigen Umgang mit dem Abendmahlsgeschirr geht – sowohl rituell als auch die Reinigung betreffend. Die Küsterin richtete alles her, damit Gottesdienst gefeiert werden konnte. "Sie ist die Person, die während des Gottesdienstes alles im Blick hat, was man vorne aus dem Blick verliert", sagt Pastorin Almut Wenck. So hatte Petra Lübben auch immer ein Auge auf die Konfirmanden.

Auch Pannen bei Gottesdiensten

Über 1000 Gottesdienste hat die Küsterin bestimmt begleitet. Natürlich bleibt da die eine oder andere Panne nicht aus, bloß: "Immer wenn etwas schiefgelaufen ist, war ich nicht da", sagt Petra Lübben und lacht kräftig. So war es zweimal passiert, dass statt Wasser Traubensaft in das Taufbecken geschüttet wurde. Aber auch Notfälle während des Gottesdienstes gab es. Zwei junge Frauen waren einmal während einer Konfirmation zusammengeklappt und mussten im Glockenturm versorgt werden. Auch bei Hochzeiten waren medizinische Notfälle vorgekommen.

Vor allem aber gab es viele positive Besonderheiten. Etwa, als ein Hund bei einer Trauung die Eheringe gebracht hatte. Gerne erinnert sich Petra Lübben an den Gottesdienst zum 150. Kirchengeburtstag zurück. Wenn beim Ostergottesdienst in der Früh die aufgehende Sonne allmählich durch die bunten Kirchenfenster gestrahlt hatte, sei sie stets für das frühe Aufstehen mitten in der Nacht entschädigt worden. Durch ihre Tätigkeit hat Lübben auch viele Konzerte in der Kirche miterlebt: "Die sind traumhaft. Ich habe die Musik lieben und schätzen gelernt."

Laut Vertrag hatte Petra Lübben eine 26-Stunden-Woche. Die Arbeit konnte sie sich außerhalb der gesetzten Zeiten frei einteilen. Langweilig wurde ihr nie. "Es ist immer etwas zu machen", sagt sie. Die Architektur der Kirche setzt Petra Lübben allerdings dann doch manchmal Grenzen. "Schlimm ist es, wenn ich Spinnweben ganz oben in der Kirche oder im Gemeindehaus entdecke. Da komme ich nicht hin", sagt sie. Zwar hat ihr Staubsauger eine Verlängerung auf bis zu zwölf Meter, die Handhabung und Saugleistung sei aber nicht gerade optimal. Auch Wachsreste, die etwa auf den Kirchenbänken zurückbleiben, nachdem an Weihnachten Kerzenlicht durch die Reihen weitergegeben wird, haben Lübben so manchen Nerv geraubt.

Rückhalt von der Familie

Ihre ganze Familie war in den vergangenen 26 Jahren involviert – sonst hätte sie ihren Beruf als Küsterin in der Form auch nicht ausüben können. Außerdem ist Petra Lübben im Ort gut vernetzt, sodass sie vieles organisieren konnte: Wer etwa den Erntedankschmuck gestaltet oder den Weihnachtsbaum aufstellt. Im Laufe ihrer Amtszeit sind die Ehrenamtlichen stetig weniger und die Kirchenbänke leerer geworden. Auf der anderen Seite hat der technische Fortschritt manches vereinfacht: Musste das Kirchengeläut früher noch manuell gesteuert werden, ist dies inzwischen digitalisiert.

Damit jeder weiß, wie die Technik in der Kirche bedient wird und wofür welcher Lichtschalter ist, hat Petra Lübben ein ausführliches Protokoll geschrieben. Die Kirchengemeinde hat bereits zwei Nachfolgerinnen in Aussicht, was aber noch offiziell abgesegnet werden muss, sagt Pastor Meier.

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Petra Lübben jedenfalls wird sich darüber freuen, sonntags künftig ausschlafen und sich in Ruhe an den Frühstückstisch setzen zu können. Außerdem wird sie weiterhin dem Schießsport beim Schützenverein Kirchweyhe nachgehen. Ihre Tochter freue sich wiederum darauf, die Mutter künftig öfter als Beifahrerin bei Turnieren in der Pferdekutsche mitnehmen zu können. Petra Lübbens guter Draht zur Kirche wird aber auch mit dem Ruhestand bestimmt nicht abreißen.

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