Am Kirchweyher Marktplatz klafft zum neuen Jahr eine Lücke: Mit der Silvesterparty am 31. Dezember verabschiedet sich Britta Vergiehn aus Kirchweyhe – und mit ihr der Pfälzer Weintreff. Auch ihre Mitarbeiter sind von der Schließung betroffen. Britta Vergiehn kehrt der Gastronomie derweil sogar komplett den Rücken.
Sie wäre gerne länger geblieben, erklärt die 61-Jährige: "Es fällt mir schwer, das ist klar." Am 1. September 2017 habe sie den Weintreff für ein Probejahr übernommen, danach schrieb die Gemeinde die Konzession kontinuierlich aus, zuletzt erhielt Vergiehn für die Zeit vom 1. April 2023 bis zum 31. März 2025 den Zuschlag. Hierfür musste sie jedoch eine "verlässliche Öffnung" als Auflage von der Gemeinde garantieren. Denn 2022 war die Hütte des Öfteren geschlossen – die Corona-Pandemie hatte die Gastronomie zuvor fast zum Stillstand gebracht, das Geschäft lief erst langsam wieder an. Vergiehn entschied sich dennoch für den Standort am Kirchweyher Marktplatz und verkaufte im Frühjahr des vergangenen Jahres ihre zwei Ausschankwagen, mit denen sie in der Region unterwegs war.
Verlängerung der Konzession gescheitert
Im Februar dieses Jahres habe sie dann um erneute Verlängerung gebeten, doch die Gespräche mit der Gemeinde seien ins Stocken geraten. "Mir würde Ende 2025 reichen", sagt Vergiehn, doch es nützte alles nichts. Gesprächstermine seien nicht zustande rechtzeitig gekommen, dann flatterte ein Bescheid vom Finanzamt ins Haus. Mit einem Schlag hatte sie so hohe Schulden ohne Aussicht auf Einkünfte, dass sie Insolvenz anmelden musste. Zum neuen Jahr verschwindet dann die Hütte am Marktplatz und wandert in die Insolvenzmasse. Britta Vergiehn orientiert sich derweil beruflich um: In der Gastronomie sieht sie ihre Zukunft nicht mehr, weshalb sie sich momentan auf ausgeschriebene Stellen bewirbt.
Die Gemeinde Weyhe bedauert, dass der Pfälzer Weintreff schließt: "Bedauerlich ist die Entscheidung insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Konzession mit dem Wohlwollen des Landkreises Diepholz nochmals bis zum 31. Dezember 2025 hätte verlängert werden können", teilt Erste Gemeinderätin Ina Pundsack-Bleith auf Nachfrage des WESER-KURIER mit. Demnach habe sich die Verwaltung gewünscht, dass der Pfälzer Weintreff weiter besteht, "auch wenn allen Beteiligten immer klar war, dass die mobile Holzhütte kein Dauerzustand sein wird".
Die Gemeinde verweist jedoch auch auf das geltende Baurecht: So habe der Landkreis Diepholz bei den bisherigen insgesamt drei Neuvergaben der Konzession in den vergangenen Jahren "maximales Entgegenkommen gezeigt" und den Pfälzer Weintreff auch ohne baurechtliche Grundlage geduldet. Von daher sei es "keine Selbstverständlichkeit, dass der Standort in der derzeitigen Form mit viel Wohlwollen überhaupt so lange erlaubt wurde", so Pundsack-Bleith weiter.
Die Verlängerungen der Konzession oder die erneute Möglichkeit einer Ausschreibung für die gastronomische Nutzung werde in der Regel im Frühjahr oder dem beginnenden Sommer des Vorjahres mit dem Landkreis besprochen. Laut Gemeinde habe sich der Landkreis erst gegen eine Verlängerung der Nutzung in bisheriger Form ausgesprochen, ehe er der Fortführung des Pfälzer Weintreffs im Juli dieses Jahres doch zustimmte, so Pundsack-Bleith. Hierüber sei Britta Vergiehn auch umgehend informiert worden, "förmliche Fristen sind selbstverständlich nicht verstrichen", betont die Erste Gemeinderätin: "Allerdings ist es zweifelsohne unglücklich, dass besagte Gespräche mit dem Landkreis erst im Juli stattfinden konnten."
Die Gemeinde will das Marktplatzumfeld weiterhin beleben. Wie das aussehen soll, stehe allerdings noch nicht fest: "Eine weitere gastronomische Nutzung an dieser Stelle wäre nach wie vor eine Variante, dann aber mit einem festen Bau", erklärt Ina Pundsack-Bleith. Eine Neuausschreibung der Konzession wie bisher sei allerdings nicht angedacht.