Landkreis Diepholz. "Politik war nie meine Karriereplanung, ich mache die Dinge aus Überzeugung", sagt Marco Genthe. Seit über 20 Jahren ist der promovierte Jurist aus Weyhe in der Kommunalpolitik präsent, seit 2013 gehört der FDP-Politiker zudem dem Niedersächsischen Landtag an und hat sich in seiner Fraktion einen Namen gemacht. Aktuell ist er Sprecher für Recht, Verfassung und Justizvollzug sowie Innenpolitik der FDP-Fraktion. Damit sei er der einzige Landtagsabgeordnete mit zwei Sprecherfunktionen, betont der 55-Jährige. Wie bei den beiden vorherigen Landtagswahlen 2013 und 2017 tritt Genthe als Direktkandidat im Wahlkreis 40 an, er hat aber auch sehr gute Chancen, über die Liste gewählt zu werden.
1999 gründete er nach seinem zweiten Staatsexamen seine eigene Kanzlei in Weyhe. Diese besteht bis heute. "Ich bin aber in der Kanzlei kürzergetreten", erklärt Genthe. Anders ließ sich das mit seiner Tätigkeit als Landtagsabgeordneter nicht bewerkstelligen, schließlich ist das Abgeordnetenmandat auch ein Vollzeitjob. Aber Marco Genthe ist es wichtig, unabhängig zu bleiben. Sollte er nicht mehr im Landtag sein, kann er ohne Probleme wieder komplett als Jurist arbeiten. "Ein guter Politiker sollte seine Entscheidungen möglichst unabhängig und sachgerecht treffen", sagt er.
Seine politische Laufbahn begann 2001. "Mein Vater war schon immer FDP-nah", erzählt der 55-Jährige. Zusammen mit seinem Vater habe er irgendwann auch eine Versammlung der Weyher FDP besucht. "Da bin ich dann gleich verhaftet worden für die Wahl zum Gemeinderat", erinnert sich Genthe. 2001 trat er in die FDP ein, im selben Jahr wurde er auch erstmals in den Weyher Gemeinderat gewählt. Seit 2006 ist er außerdem Mitglied im Diepholzer Kreistag, zudem ist Genthe mittlerweile Vorsitzender des FDP-Kreisverbandes Diepholz.
"Dann hat Hans-Werner Schwarz aufgehört", berichtet Genthe über die Anfänge seiner landespolitischen Karriere. Der langjährige FDP-Landtagsabgeordnete aus Diepholz stellte sich nicht erneut zur Wahl, Marco Genthe trat seine Nachfolge an. Über seinen Listenplatz zehn schaffte der Weyher auf Anhieb den Einzug in den Landtag, 2017 gelang ihm dies auf Platz vier der Liste erneut. Bei der Wahl am 9. Oktober ist Genthe wieder Direktkandidat und auch wieder der Viertplatzierte auf der Liste. "Ich habe jetzt schon überlegt, ob ich wieder antrete", gibt der verheiratete Vater von zwei Kindern zu. Doch die Arbeit als Politiker macht ihm sehr viel Spaß und bietet ihm viele Möglichkeiten. "Wir sind eine kleine Fraktion, ich kann den Sicherheits- und Rechtsbereich federführend bearbeiten", sagt Genthe. Auch habe ihm das Mandat ermöglicht, Menschen kennenzulernen, mit denen er sonst wahrscheinlich keine persönlichen Worte hätte wechseln können. Gerhard Schröder und Christian Wulff nennt Genthe als Beispiele. Auf der anderen Seite ist ihm sein Engagement in der Kommunalpolitik weiterhin wichtig. "Das ist viel pragmatischer und erdet auch", so sein Vergleich zum Landtag.
In letzterem möchte er sich vor allem weiterhin für Rechts- und Sicherheitsthemen einsetzen, wenn er wiedergewählt wird. "Zum Beispiel eine qualifizierte Leichenschau", sagt Marco Genthe, der damit auch verhindern möchte, dass hilflose, schwache, kranke und alte Menschen zu leichten Opfern werden, wie etwa im Fall der Mordserie durch den Pfleger Niels Högel. Ebenso fordert der FDP-Politiker Taser für Polizisten im Streifendienst. Aktuell gebe es in akut gefährlichen Situationen keine echte Alternative zur Schusswaffe. "Taser hingegen setzen den Angreifer unmittelbar außer Gefecht, ohne ihn nachhaltig zu verletzen und könnten somit diese taktische Lücke schließen", so Genthe, der ebenfalls möchte, dass der Katastrophen- und Bevölkerungsschutz in Niedersachsen eine höhere Priorität bekommt.
In vielen dieser Themen ist der 55-Jährige von Berufs wegen, aber mittlerweile auch durch seine langjährige Erfahrung als Landespolitiker, längst Experte. "Als Politiker muss man sich aber auch schnell in neue Themen einarbeiten können", betont er. Diskussionen ohne Ende kommen für ihn hingegen nicht infrage. "Man muss auch zu einer Entscheidung kommen", sagt Marco Genthe, der seine wenige Freizeit für Besuche im Fitnessstudio nutzt.