Landkreis Diepholz. Paukenschlag im Kreishaus: Landrat Cord Bockhop wird den Landkreis Diepholz aller Voraussicht nach Mitte 2024 verlassen, um Präsident des Sparkassenverbandes Niedersachsen zu werden. Die Entscheidung darüber trifft die Verbandsversammlung des Sparkassenverbandes Niedersachsen am 15. Dezember, teilt der Verband mit. Bockhop wurde einstimmig vom Verbandsvorstand vorgeschlagen und soll zum 1. Juli 2024 auf Thomas Mang folgen. Cord Bockhop ist seit 1. November 2011 Landrat des Landkreises Diepholz.
Offiziell sei natürlich noch nichts, dennoch handele es sich um "Gedankenspiele mit einer hohen Wahrscheinlichkeit", sagt Bockhop auf Nachfrage des WESER-KURIER. Nach zehn Jahren als Bürgermeister der Gemeinde Stuhr und bislang etwa zwölf Jahren als Landrat sieht er nun auch "altersbedingt" die Gelegenheit, rund zehn Jahre vor seinem Eintritt in den Ruhestand eine neue Herausforderung zu suchen. Der Posten reize ihn nämlich: "Verbandsarbeit hat mich schon immer beschäftigt." Das habe sich auch in der Politik niedergeschlagen, die Kommunen, in denen er tätig war, hätten davon profitiert, so Bockhop.
Dass ihm der Wechsel von der Politik zum Sparkassenverband schwerfallen könnte, glaubt er nicht: "Es bleibt ja politisch." Der Sparkassenverband Niedersachsen vereint 39 kommunale Sparkassen und ihre kommunalen Träger sowie die Braunschweigische Landessparkasse in sich. Für den 56-jährigen Bockhop, der bereits als Vertreter des Verbandsvorstehers fungiert, ist die neue Funktion "nicht nur ein Posten, sondern ein Thema", wie er sagt.
Nachfolger braucht "Herzblut für die Heimat"
Zu einem potenziellen Nachfolger im Amt des Landrates möchte sich Bockhop nicht äußern, das sei Sache der Wähler. Der Noch-Amtsinhaber weiß jedoch, was die- oder derjenige mitzubringen hat: "Herzblut für die Heimat, das muss einfach sein." Während seiner restlichen Amtszeit möchte er den Fokus auf die "Strukturthemen" des Landkreises legen und nennt die Sparkassenfusion, den Breitbandausbau, den Bau des Zentralklinikums und die Moore: "Das werde ich auch weiterhin begleiten", versichert Bockhop.
Der Großteil der Fraktionsvorsitzenden im Kreistag bedauert Bockhops Pläne. Volker Meyer (CDU) erklärt auf Nachfrage des WESER-KURIER, vom Interesse des Landrats an der Aufgabe gewusst zu haben. Die CDU-Fraktion bedauere den Schritt: "Wir haben gehofft, er bleibt länger." Für die Christdemokraten gehe es als größte Kreistagsfraktion nun auch darum, einen Kandidaten für die Nachfolge zu finden: "Die Erwartung der Wähler ist da." Meyer kündigte dazu fraktionsinterne Gespräche an, auch mit den anderen Kreistagsfraktionen wolle man in den Austausch treten.

Astrid Schlegel
Astrid Schlegel (SPD) schließt sich dem weitgehend an, zeigt aber auch Verständnis: "Man muss akzeptieren, wenn jemand sich verändern will." Für den Landkreis sei Bockhops Schritt jedoch "schade": "Die Großprojekte tragen seine Handschrift." Geht es nach ihr, könnte der Nachfolger für das Amt des Landrats auch aus den Reihen der Sozialdemokraten kommen: "Das ist so eine attraktive Geschichte, dass wir auch als SPD einen Kandidaten finden." Der Weg dorthin sei aber noch weit: Steht der Wahltermin fest, sei es am Diepholzer SPD-Unterbezirk, auch unter Mithilfe der Fraktion eine Kommission zur Kandidatenkür einzurichten.

Kristine Helmerichs
Für Grünen-Fraktionsvorsitzende Kristine Helmerichs ist Bockhops Schritt ebenfalls "sehr bedauerlich", habe die Fraktion doch gut mit dem Landrat zusammengearbeitet und ihn auch bei seiner Wahl und Wiederwahl unterstützt. Sie äußerte ebenfalls Verständnis: "Man muss verstehen, wenn jemand den Beruf wechseln möchte." Bei den Großprojekten sieht sie den Landkreis gut aufgestellt: "Das Haus ist gut bestellt", sagt Helmerichs und verweist auf den Planungsfortschritt beim Zentralklinikum und den Breitbandausbau.
Ob die Grünen-Fraktion im kommenden Jahr einen Kandidaten für das Amt des Landrats aufstellt, werde sich im Laufe der nächsten Wochen zeigen: "Wir haben uns noch gar nicht getroffen." Fest stehe jedoch: Als "relativ große Fraktion" im Kreistag müssten sich die Grünen auf jeden Fall damit beschäftigen. "So groß sind wir schon", befindet Helmerichs.

Hermann Schröder
Für den Vorsitzenden der FWG-Fraktion, Hermann Schröder, ist Bockhops nahender Abschied "schade". Der Noch-Landrat sei ein "sehr engagierter Mensch", Schröder verweist neben den Großprojekten auch auf die Digitalisierung des Kreishauses. Dass die Freie Wählergemeinschaft einen Nachfolger ins Rennen schickt, "kann ich im Moment nicht sagen", so Schröder weiter.
Für die FDP-Fraktion kommt der Wechsel "für den Landkreis zu einem ungünstigen Zeitpunkt", erklärt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Marco Genthe mit Verweis auf die Großprojekte und auch den "Migrationsdruck", den der Kreis zu spüren bekommen werde: "Da ist einiges zu tun."
Genthe bemängelt, dass Bockhop vor Ablauf seiner Amtszeit wechselt, das hinterlasse ein "fades Gefühl". Die FDP-Kreistagsfraktion habe noch nicht darüber geredet, ob sie einen Kandidaten für Bockhops Nachfolge ins Rennen schickt: "Wir müssen gucken, wie wir damit umgehen." Die Freidemokraten wollten niemanden aufstellen, "nur um jemanden aufzustellen", der- oder diejenige müsse auch eine gewisse Qualifikation mitbringen, konstatiert Genthe.

Andreas Iloff
Kritik kommt von der AfD-Fraktion: Vorsitzender Andreas Iloff erklärt, dass die Mitteilung über den bevorstehenden Wechsel Bockhops für seine Fraktion "überraschend" kam. Der Landrat habe viele zukunftsweisende Projekte angeschoben, aber "dann bringe ich die auch zu Ende."
Seine Fraktion tage in dieser Woche, um ein "Stimmungsbild" hinsichtlich potenzieller Kandidaten einzuholen. Bei einer Wahl zum Landrat will die AfD auf jeden Fall einen Kandidaten ins Rennen schicken.