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Kita-Fachkräfte Gegen den Fachkräftemangel

Um dem Fachkräftemangel im Kindergarten-Bereich entgegenzuwirken, geht die Samtgemeinde Bruchhausen-VIlsen neue Wege. Welche vielfältigen Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten sie fördert.
06.09.2023, 16:32 Uhr
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Gegen den Fachkräftemangel
Von Ivonne Wolfgramm

Bruchhausen-Vilsen. Rund 100.000 Erzieherinnen und Erzieher fehlen bundesweit in den Kindergärten. Der Deutsche Kitaverband geht davon aus, dass es bis zum Jahr 2030 sogar 230.000 fehlende Fachkräfte sein werden. Ein Zustand, der die Träger von Betreuungseinrichtungen für (Klein-)Kinder bereits jetzt vor Herausforderungen stellt. Auch die Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen ist an entsprechend ausgebildeten Mitarbeiterinnen interessiert, um den Bedarf in ihren zahlreichen Einrichtungen zu sichern. "Aus diesem Grund fördern wir sehr viele verschiedene Fortbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten in diesem Bereich", sagt Maren Knoop vom Fachbereich Bildung in der Samtgemeindeverwaltung.

So haben insgesamt die sechs pädagogischen Assistenzkräfte Maike Bode, Yannick Bohlmann, Jenny Flander, Maresa Gieder, Marina Krohe und Benita Wolters eine nebendienstliche Ausbildung zur Erzieherin beziehungsweise zum Erzieher begonnen. In den kommenden drei Jahren werden sie an zwei Tagen in der Woche an der berufsbildenden Schule (BBS) in Syke lernen und die restlichen drei Tage in der jeweiligen Kindertagesstätte (Kita) arbeiten.

Eine andere Form der Erzieherausbildung beginnt Jessica Rohrsen. Als sogenannte "Quik-Kraft" ("Quik" steht dabei für "Qualität in Kindertagesstätten") hat sie bereits erste berufliche Erfahrungen im Erzieherbereich gesammelt. Nun hat sie – ebenfalls berufsbegleitend – ihre weitere Ausbildung beim paritätischen Bildungswerk in Bremen begonnen. Sie gehört damit zu den Quereinsteigern in dem Bereich, wie Rohrsen erzählt: "Früher war ich Automobilkauffrau." Die Zeit als Quik-Kraft habe ihr gezeigt, dass sie tiefer in den Bereich einsteigen möchte. Den Schulplatz in Bremen hatte sie schon sicher, nur fehlte ihr der Praxispartner, den sie schließlich in Bruchhausen-Vilsen fand. "Sonst hätte ich die Ausbildung in Teilzeit machen müssen."

Zu den bereits beschäftigten Quik-Kräften gehört Sonja Schütte. Die 50-Jährige hat die Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistenzkraft begonnen und dank ihrer Vorerfahrungen, kann sie bereits im zweiten Ausbildungsjahr starten. Die Samtgemeinde steht ihr dabei als Praxispartner zur Verfügung. "Ich bin sehr dankbar, dass ich diesen Weg ermöglicht bekomme", sagt Schütte. Als alleinerziehende Mutter von zwei Kindern sei das nämlich gar nicht so einfach, wie sie berichtet. Ein wichtiger Aspekt für sie: "Das Gehalt wird weitergezahlt. Das gibt mir viel Sicherheit."

Das gilt übrigens für alle Auszubildenden, die die Samtgemeinde beschäftigt. "Wir zahlen das Gehalt durchgehend", sagt Cattrin Siemers, Leiterin des Fachbereichs Bildung. Hinzu kommen die Ausbildungskosten, die die Samtgemeinde ebenfalls trägt. So etwa auch bei Tamara Drewes, die mit Beginn des Wintersemesters im Oktober ihren Bachelor-Abschluss im Bereich der Kindheitspädagogik an der Hochschule Bremen absolviert. Die Studienzeit für das duale Studium beträgt sieben Semester. Die Studiengebühren und Aufwandsentschädigungen trägt die Samtgemeinde.

Summa summarum kommen auf die Samtgemeinde damit in den kommenden drei Jahren Kosten von rund 300.000 Euro zu, entsprechende Finanzhilfen vom Land sind da schon berücksichtigt. Eine Investition, die sie aber gerne tätigen, wie Siemers sagt. "Im Gegenzug haben wir mit den Auszubildenden Verpflichtungsvereinbarungen geschlossen. Darin ist festgelegt, wie lange sie nach Ende der Ausbildung bei uns bleiben."

Ans Weggehen nach Ende der Ausbildung scheint von den angehenden Erziehern derzeit wohl niemand zu denken. Sonja Schütte sagt deutlich: "Ich freue mich, wenn ich bleiben darf." Neben der finanziellen Entlastung schätzen die Auszubildenden auch die Unterstützung von den erfahrenen Kollegen. Und auch für die Einrichtungen sei dieser Weg ein Gewinn, wie Susanne Staave sagt. Sie leitet den Kindergarten Wiesenhüpfer in Schwarme. "Für uns ist es eine große Erleichterung. Es ist eine tolle Sache, dem Fachkräftemangel so zu begegnen."

Das Konzept scheint für die Samtgemeinde aufzugehen. Insgesamt zwölf fertig ausgebildete Erzieher erhielten zu Beginn des Kindergartenjahres 2023/2024 einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Künftig sollen auch die Schulabgänger mehr in den Fokus rücken. "Da möchten wir ran. Doch alleine geht es auf Dauer nicht", sagt Siemers. "Das geht nur mit den anderen Kommunen und Trägern zusammen."

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