Landkreis Diepholz/Syke. Mit dem amüsanten Motto: „Zeig's den Anderen – werde Gästeführer“ hat eine neue Ausbildung für eben diese Betätigung in Syke, Stuhr und Weyhe begonnen. In der Zeit vom 18. Januar bis zum 22. April erfahren die Lernwilligen in rund 120 Unterrichtsstunden eine Menge über die Orte im Nordkreis Diepholz. Den Auftakt der Fortbildung bei der Ländlichen Erwachsenenbildung (LEB) machte das erste Treffen der Gruppe von „Frischlingen“ im Kreismuseum Syke mit drei verschiedenen Themen. Ernst Bochnig, einer der alten Hasen in der Hachestadt, hatte dafür gesorgt, dass neben der formalen Begrüßung der LEB-Regionalleiterin Benita Schütte auch ein tieferer Einstieg mit zwei anderen Referenten gelang.
Immerhin stehen eine breite Palette von Themen auf dem Stundenplan: Geschichte, kulturhistorische Sehenswürdigkeiten, die Menschen und ihre Traditionen, Wirtschaft und Landwirtschaft, Baustilkunde, Denkmalpflege und regionale Besonderheiten. Zum näheren Kennenlernen in den knapp vier Monaten geht die Ausbildung reihum durch die drei Nordkreis-Gemeinden. Damit soll den künftigen Gästeführern ein Rüstzeug an die Hand gegeben werden, mit dem sie eigene Führungen organisieren können. Benita Schütte freute sich, dass sich tatsächlich viele Einwohner dafür interessiert hatten: „Wir konnten nur 15 aufnehmen und mussten eine Warteliste anlegen.“
Historie und Recherche
Zu den einzelnen Kursinhalten – wie die Kommunen gestern, heute, morgen – kommen im Lauf der Wochen noch Freizeit, Erholung und Umwelt, ländliche Bausubstanz und das Radwegesystem der Region. Außerdem Sehenswertes in Syke, Weyhe und Stuhr, die Wirtschaft in der Region, Denkmalschutz und –pflege, Kirchengeschichte, aber auch eine Recherche im Archiv und vieles mehr. Zu diesem Beginn waren auch die schon arbeitenden Gästeführer in den Gemeinden eingeladen, immerhin standen Punkte auf der Agenda, die möglicherweise dem einen oder der anderen noch neu waren.

Neben der Ausstellung im Kreismuseum Syke stehen auch die Kulturscheune, das Rauchhaus in Stuhr oder der Brinkumer Bahnhof auf dem Lehrplan.
Eine bekannte Koryphäe hier im Kreis, Professor Bernd Hucker, referierte spannend und ausführlich zur Landesgeschichte. Zum ersten Mal hier in der Region bei angehenden Gästeführern, hatte er sich des Oberbegriffs „Heimat“ angenommen, insbesondere der niedersächsischen Heimatbewegung. „Den Begriff Niedersachsen gibt es ja erst seit 1946, als es ins Leben gerufen wurde“, erklärte er. Da seien sehr verschiedene Ethnien vereint worden wie die Friesen, dann die Bevölkerung mehr südwestlich, die westfälisch war und die Sachsen.
Höfe als Keimzellen
Wichtig sei, sich immer mal die Namen der Siedlungen als älteste historische Belege anzuschauen – es gebe sogar baskonische Namen. „Und die Höfe sind die Keimzellen der Siedlungen.“ Für genaueres Hinschauen hatte er diverse Literaturempfehlungen und Nachschlagewerke dabei, wie Bücher des Kreisheimatbundes. Denn seit dem 12. Jahrhundert habe man ja zu den vorherigen Einzelnamen noch Nachnamen gesetzt, sodass die Geschichte der Höfe nachzuvollziehen seien. Daraus wurden erst die Flecken, dann die Minderstädte, bevor die ersten größeren Stadtsiedlungen entstanden.
Nach diesen Ausführungen kam Bewegung in die Gruppe, es ging auf zu einem Rundgang. Für die ausführlichen Erklärungen stand der Hausherr und Museumsleiter Nils Meyer bereit: „Wir werden vom ältesten Teil unseres Museums bis zum ganz neuen gehen, dem Goldhort-Gebäude.“ Weitere Treffen sind im Laufe der Wochen beispielsweise das Rathaus in Weyhe oder die Kulturscheune, das Rauchhaus in Stuhr, der Brinkumer Bahnhof, oder in Syke das Vorwerk; sogar Radtouren stehen auf dem Plan.