Im stimmungsvollen Ambiente auf der Diele des Bauernhauses im Kreismuseum Syke ist nun ein wichtiges Jubiläum gefeiert worden: Fünf Jahre Aktionsplan Inklusion im Landkreis Diepholz. Die Abschlussveranstaltung der Reihe „Teilhabe und Barrierefreiheit“ zog zahlreiche Gäste an und bot eine Plattform, um auf die bisherigen Erfolge zurückzublicken, aktuelle Herausforderungen zu diskutieren und neue Impulse für eine inklusive Zukunft zu setzen.
Seit der Veröffentlichung des Aktionsplans im Jahr 2019 dient dieser als Leitlinie zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention auf kommunaler Ebene. Der Landkreis verfolgt mit dem Plan das Ziel, Barrieren abzubauen und Menschen mit Beeinträchtigungen eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Die Veranstaltung am Freitag verdeutlichte, dass bereits vieles erreicht wurde, aber auch, dass der Weg zu einer umfassenden Inklusion noch lang ist.
Inklusion als gesellschaftliches Anliegen
Landrat Volker Meyer eröffnete die Veranstaltung mit klaren Worten: „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden – so steht es im Grundgesetz.“ Doch trotz dieser deutlichen Vorgabe gebe es nach wie vor zahlreiche Hürden, die Menschen mit Beeinträchtigungen den Zugang zu vielen Bereichen des Lebens erschweren. Meyer betonte, dass es bei Inklusion nicht nur um bauliche Barrierefreiheit gehe, sondern um die Schaffung von Möglichkeiten zur Teilhabe in sämtlichen Lebensbereichen. „Es braucht die aktive Unterstützung der gesamten Gesellschaft, um dieses Ziel Wirklichkeit werden zu lassen“, erklärte er. Die Veranstaltungsreihe, die von Mai bis November 2024 lief, habe dazu wichtige Impulse gesetzt.
Die Abschlussveranstaltung bot einen umfassenden Rückblick auf die Aktivitäten der vergangenen Monate, die sich mit zentralen Themen, wie Teilhabe am Arbeitsleben, Mobilität, Freizeit, Sport und Grundbildung befassten. Saskia Bredemeier von der Koordinierungsstelle Inklusion und Integration präsentierte eine interaktive Ausstellung mit Themenecken, die die zentralen Inhalte der Veranstaltungsreihe veranschaulichten. Hier konnten Gäste nicht nur Informationen erhalten, sondern auch eigene Anregungen und Ideen einbringen.
Interaktive Ausstellung mit Themenecken
Eine dieser Themenecken befasste sich mit barrierefreier Kommunikation. Neele Waterstraat vom Regionalen Grundbildungszentrum der Volkshochschule stellte Schulungen für die sogenannte „Einfache Sprache“ vor – ein Ansatz, der es ermöglicht, schriftliche Informationen leicht verständlich zu vermitteln. Diese Schulungen würden besonders von Mitarbeitenden in Kommunalverwaltungen, Kindertagesstätten und Gästeführern nachgefragt, sagte sie und war erfreut über das große Interesse.
Im Bereich Sport wurde über das inklusive Handballprojekt in Sulingen berichtet, das mittlerweile eine Liga mit acht Vereinen umfasst. Carsten Schlottmann von der Lebenshilfe und Wiebke Wall vom Sozialverband Deutschland (SoVD) betonten, wie wichtig solche Initiativen für die gesellschaftliche Teilhabe seien. Georg Hagemann von der Sportgemeinschaft Diepholz unterstrich das Interesse, inklusive Angebote auf weitere Sportarten auszudehnen, betonte jedoch auch die Herausforderungen bei der Bildung inklusiver Gruppen. „Wir bleiben dran und arbeiten dabei eng mit der Lebenshilfe zusammen“, sagte er.
Inklusion erlebbar machen
Ein besonderes Highlight der Veranstaltung war die Möglichkeit, Inklusion durch eigene Erfahrungen besser zu verstehen. Ein Blindenparcours, bereitgestellt vom Inklusionsforum Osnabrück, bot den Gästen die Gelegenheit, ein Blindenleitsystem mit einer Simulationsampel zu erkunden und nachzuvollziehen, wie sich Menschen mit Sehbeeinträchtigungen in ihrer Umgebung fühlen und orientieren. Beim Rollstuhlparcours konnten Teilnehmerinnen und Teilnehmer erleben, wie schwierig alltägliche Situationen – wie Bordsteine oder unebene Untergründe – für Rollstuhlfahrende sein können. Auch ein Escape-Room-Spiel lud dazu ein, Barrieren spielerisch zu überwinden und kreative Lösungsansätze zu entwickeln.
Kulturelle Highlights
Für begeisterte Stimmung sorgten die Auftritte der inklusiven Tanzgruppe „Butterflys“ und der Trommelgruppe „Unikat“. Die „Butterflys“, die Menschen mit und ohne Handicap zusammenbringen, beeindruckten mit ihrer tollen Choreografie und sorgten dafür, dass viele Gäste spontan mit tanzten. Die Trommelgruppe „Unikat“ vom TSV Blau-Weiß Melchiorshausen heizte mit schwungvollen Rhythmen auf Gymnastikbällen die Atmosphäre weiter an. Die Begeisterung der Akteure war ansteckend und spiegelte die Freude und Erfolge solch inklusiver Angebote wider. Kathrin Kurtz, Vorsitzende des Kreisbehindertenbeirates, sagte: „Das war der Knaller.“
Neben den informativen und kulturellen Programmpunkten gab es auch Raum für Genuss und Geselligkeit. Kaffee, Kuchen und Kaltgetränke boten den perfekten Rahmen für Gespräche, bei denen Gäste ihre Eindrücke austauschen und neue Kontakte knüpfen konnten. Das fünfjährige Jubiläum des Aktionsplans Inklusion war mehr als nur ein Rückblick – es war ein deutliches Signal für die Zukunft. Landrat Volker Meyer brachte es auf den Punkt: „Die Steine, die wir mit dem Aktionsplan und der Veranstaltungsreihe ins Rollen gebracht haben, werden dem Prozess zu einer wirklichen Teilhabe weiteren Schwung geben.“