Frau Laue, worüber haben Sie sich im vergangenen Jahr besonders gefreut?
Suse Laue: Sehr gefreut habe ich mich, dass das Gängeviertel und der Bereich bis zum Bahnhof ins städtebauliche Entwicklungskonzept aufgenommen wurde. Das erleichtert uns die Investitionen, die wir dort tätigen wollen, sehr. 67 Prozent Förderung, das ist schon enorm. Gefreut hat mich auch, dass die Stadt Syke genügend Plätze für alle Kindergarten- und Krippenkinder hat, dass wir sogar noch Luft haben. Das ist eine schöne Sache. Und ganz besonders gefreut habe ich mich über die enorm hohe Gewerbesteuer. Da kann ich allen Gewerbetreibenden in Syke nur vielen, vielen Dank sagen. Darüber hinaus habe ich mich noch über die wahnsinnig hohen Besucherzahlen im Hallenbad gefreut. Und sehr viel Freude und Spaß machen mir Mitarbeiter, die kreativ und ideenreich sind.
Was war für sie die schlimmste Nachricht?
Der Brand in der Grundschule Am Lindhof! Das war für mich eine Nachricht, wo ich nur dachte: Nein! Bitte, bitte lass die Schule jetzt nicht abbrennen. Denn da hat man sofort Szenarien im Kopf wie: Wohin kann ich auslagern? Wie lange dauert das? Wie hoch sind die Folgekosten? Und gleichzeitig war da totale Erleichterung, dass dies nicht während der Schulzeit passiert ist, und dass letztlich nur das Dach betroffen war.
Viele Menschen starten mit guten Vorsätzen ins Jahr. Sie auch?
(lacht) Das mache ich schon lange nicht mehr.
Aber die Stadt Syke hat doch Vorsätze gefasst?
Wichtig ist, dass wir die Planung für die Barrier Grundschule machen, und dass wir eine gute Planung machen – im engen Austausch mit der Schulleitung, so dass es eine sehr, sehr schöne, moderne Schule wird. Wir haben finanzielle Grenzen, und innerhalb dieser Grenzen müssen wir kreative Ideen entwickeln. Da sind wir auf einem guten Weg. Wichtig ist auch, dass wir mit der Planung für Wessels Hotel beginnen, dass da die Entwicklung zu einem Begegnungs- und Bibliothekszentrum weitergeht. Das ist für die Bürgerinnen und Bürger eine gute Sache – und für unsere Innenstadt. Das werden wir im Herbst dieses Jahres machen. Ein wichtiges Vorhaben ist zudem, dass wir den Online-Service weiter ausbauen. Gute Vorsätze sind auch, dass unsere Einrichtungen und Feuerwehren gut laufen. Dass man die Umstände und Bedingungen so herstellt, dass sie gut arbeiten können. Das ist immer ein guter Vorsatz.
Und ein gutes Stichwort: Eine Stelle zu besetzen, wird immer schwieriger, vor allem im Bereich der Kinderbetreuung. Auch die Stadt Syke sucht regelmäßig. Ist sie in diesem Bereich gut aufgestellt?
Es freut mich, dass alle Kinder noch betreut werden können, aber es ist sehr eng. Die Personaldecke ist dünn und wir können immer neue Mitarbeiter gebrauchen, denn es gibt krankheitsbedingte Ausfälle, Elternzeiten, Arbeitsplatzwechsel. Darum stellen wir auch kontinuierlich pädagogisches Personal ein. Aber gerade im Bereich der Kinderbetreuung sind wir im Wettbewerb mit anderen Kommunen, und es ist ein absoluter Arbeiternehmerbereich. Zudem gibt es Vorgaben vom Gesetzgeber, unter anderem, welche Ausbildung die Mitarbeitenden haben müssen. Daran müssen wir uns halten, aber da wünsche ich mir, dass es vom Land nicht so starre Vorgaben gäbe, weil diese personell nicht einfach umzusetzen sind. Letztendlich machen wir das, um die Kinder zu betreuen. Das sollte das Ziel sein.
Die Stadt Syke nimmt in diesem Bereich seit einiger Zeit am Projekt Adelante teil. Spanische Fachkräfte aus dem Bereich der Kinderbetreuung kommen nach Deutschland, lernen die Sprache und haben die Möglichkeit sich ihre spanische Ausbildung berufsbegleitend anerkennen zu lassen. Bleiben davon welche?
Da habe ich gerade wieder drei Verträge unterschrieben. Das ist ein tolles Programm und hilft uns weiter. Das machen wir deshalb gerne, und es macht auch Spaß.
Die Corona-Pandemie hat vor allem den kulturellen Bereich hart getroffen. Bei vielen ist der Eindruck entstanden, dass in Syke nicht mehr viel los. Sehen Sie das genauso?
Ich weiß, dass es Menschen gibt, die sagen, dass in Syke zu wenig los ist. Doch wir haben Veranstaltungen im Theater, in der Bibliothek, im Syker Vorwerk, im Kreismuseum, wir haben Veranstaltungen durch JFK, Rüttelschuh und viele andere kulturtreibende Vereine. Wir haben den Dorfmarkt, die weihnachtlichen Kulturtage, das Sünnschien-Fest im Edgar-Deichmann-Park, das wir auch wiederholen wollen. Es gibt also ein Angebot. Aber ich glaube auch, dass es vielleicht Wünsche in eine ganz andere Richtung gibt. Deshalb sind wir gerade in der Vorbereitung eines Kulturforums. Dazu sollen Bürgerinnen und Bürger eingeladen werden – zum einen solche, die Kulturarbeit machen, zum anderen sollen aber auch andere angeschrieben werden, damit wir Ideen sammeln können, was gewünscht wird. Man will ja nicht etwas am Bedarf vorbeimachen.
Viel vor, viele Vorsätze, doch die finanzielle Lage ist angespannt. Es muss tief in den Sparstrumpf gegriffen werden. Was kann die Stadt tun, um die Ausgaben zu verringern und/oder Einnahmen zu generieren?
Ausgaben zu verringern, ist insofern schwierig, weil wir viel machen müssen: Schulausbau, Feuerwehrgerätehäuser, Sanierungen von Schulgebäuden und Turnhallen, Straßen. Darum gucken wir, dass wir uns einen finanziellen Rahmen stecken – und dass wir diesen dann einhalten. Das ist auch möglich, wie man am Hallenbad gesehen hat. Doch wir müssen natürlich ebenfalls immer gucken, wie viele freiwillige Ausgaben man sich noch leisten kann. Da kommen wir auf den kulturellen Bereich zurück. Ganz aufgeben wollen wir das natürlich nicht, denn letztendlich ist Kultur etwas, das für die Menschen wichtig ist und das Leben bereichert. Das kann man nicht in Gänze wegreduzieren. Deshalb müssen wir die Ausgaben kritisch betrachten und geben das Geld nicht mit vollen Händen aus. Das ist das, was wir machen können. Aber das Problem ist natürlich auch, dass wir vom Land permanent mehr Aufgaben kriegen. Zum Beispiel gibt es mehr Menschen, die Wohngeld beantragen können. Das ist gut und richtig, aber dafür mussten wir einen Mitarbeiter einstellen. Dafür gibt es keinen Ausgleich und so etwas haben wir in vielen Bereichen. Wir bekommen immer mehr Aufgaben übertragen, vom Bund und vom Land, aber wir bekommen die Kosten nicht erstattet. Das beitragsfreie Kindergartenjahr ist eine schöne Sache, aber so ist eine Stadt wie Syke jetzt bei zehn Millionen Euro Kostenzuschuss allein für die Kindertagesstätten. Da erwarte ich vom Land mehr. Wenn man mit dem Land spricht, heißt es aber: Es gibt nichts. Und das frustriert ungemein.
Welche Handlungsmöglichkeiten haben Kommunen in diesen Fällen?
Es geht nur mit und über die kommunalen Spitzenverbände. Über diese das Thema immer wieder anzusprechen, immer wieder darauf zu pochen und mit allen Ministern und Ministerpräsidenten zu sprechen, um ihnen klar zu machen, dass es so nicht geht, und dass wir das Geld brauchen.
Aber in den Streik treten können Kommunen in diesen Fällen nicht so ohne Weiteres, oder?
In gewisser Weise tun wir das, und zwar bei den Kontrollen zum Cannabis-Konsum. Wir haben uns im kommunalen Bereich besprochen und machen da nicht mit. Ich weiß auch gar nicht, wie das noch gehen soll. Um die Kontrollen durchzuführen, müssten wir eigens jemanden einstellen. Dieser Punkt hat daher das Fass zum Überlaufen gebracht. Da haben wir gesagt: Jetzt ist Schluss. Wir fordern permanent, dass das durchfinanziert wird. Doch das passiert nicht so, wie es erforderlich wäre. Und das ist nicht der einzige Knackpunkt. Hinzu kommen die Voraussetzungen, um beispielsweise Fördermittel abzurufen. Da sind die Bedingungen teilweise so komplex und kompliziert, dass das Einhalten kaum möglich ist. Da wünsche ich mir ein einfacheres Verfahren, damit das tatsächlich läuft. Oder auch einfach mehr Vertrauen in die Kommunen, doch da muss ich leider feststellen, dass das Vertrauen beim Land, bei den Landespolitikern gegenüber den Städten und Gemeinden nicht da ist.
Was müsste sich da denn ändern?
Letzten Endes läuft es darauf hinaus zu sagen: Dann macht eine andere kommunale Finanzierung, stattet die Städte und Gemeinden finanziell anders aus, damit diese ihre Pflichtaufgaben erfüllen können. Denn letztlich ist es so, dass wir von Steuereinnahmen abhängig sind. Aber da gibt es konjunkturelle Schwankungen. Davon ist Syke zum Glück nicht betroffen, aber es gibt andere Kommunen, die das sehr hart trifft. Es kann aber nicht sein, dass von weniger Einnahmen dann trotzdem dieselben Pflichtaufgaben erfüllt werden müssen. Dann erwarte ich eine andere Finanzierung, einen anderen Ausgleich, dass diese Pflichtaufgaben dann eben immer gut erfüllt werden können. Wir sind vor Ort und wir müssen die Struktur aufrechterhalten.
Trotzdem kann man ja träumen. Wenn Geld keine Rolle spielen würde, was würden Sie dann in und für Syke machen?
Wenn ich träumen darf, würde ich zunächst alle städtischen Immobilien sanieren, ohne zu priorisieren, abzuwarten und ohne zu überlegen, wann es wie finanziert werden kann: alle Schulen, alle Turnhallen, Straßen, die gesamte städtische Infrastruktur. Und ich würde Wessels Hotel sofort umbauen. Dazu würde ich überlegen, wie man die städtische Infrastruktur verbessern kann und die Dinge einfach machen. Wenn ich nicht auf Geld achten müsste, würde ich auch gern bessere Verbindungen vom Land in die Stadt haben. Ein Anrufsammeltaxi, über das nicht groß diskutiert werden muss. Ich würde auch gern die Vereine mehr unterstützen und so manche Baulücke schließen. Da würde ich dann auch ein Ärztehaus bauen, bezahlbaren Wohnraum schaffen und die Ortseinfahrten anders, schöner gestalten. Und wenn ich mir was wünschen darf, wäre das ein richtig schönes, großes Außenbecken und eine Sauna für das Hallenbad.
Haben Sie noch Lust? Treten Sie zu den Kommunalwahlen 2026 noch einmal als Bürgermeisterin an?
Ich habe noch Lust und mein Job macht mir Spaß. Ob ich antrete oder nicht, sage ich zu einem späteren Zeitpunkt.
Gibt es etwas, worauf Sie sich in diesem Jahr besonders freuen?
Auf den Spatenstich für das neue Feuerwehrgerätehaus in Heiligenfelde. Das ist ein Meilenstein für die Feuerwehr in Heiligenfelde. Ich freue mich auf die ein oder andere Veranstaltung und einfach auf die Vielfalt hier in Syke. Die finde ich immer schön und das macht mir Spaß hier. Und ganz privat freue ich mich auf den Urlaub mit meinem Mann.
Das Interview führte Sarah Essing.