Bereits kurz vor dem Weihnachtsfest konnten sich die drei Theater in öffentlicher Hand im Landkreis Diepholz über ein ganz besonderes Geschenk freuen. Von der Stiftung der neu fusionierten Kreissparkasse (KSK) Diepholz gab es für die Theater in Syke, Diepholz und Sulingen je 33.000 Euro. Bei den drei Theaterbetreibern war die Freude riesig.
"Wir sind etwas geflasht", räumte Sykes Bürgermeisterin Suse Laue mit einem strahlenden Lachen ein. "Das ist genial, fantastisch", sagte sie und nannte diese großzügige Spende ein tolles Signal für das schwierige Metier der Kulturförderung durch die öffentliche Hand. Denn in vielen kommunalen Haushalten ist das Geld knapp und die Anzahl der Pflichtaufgaben wird nicht geringer. So hatte der Syker Stadtrat keine zwölf Stunden vor der Übergabe dieses Geschenks, den neuen Haushalt beschlossen. Die Verhandlungen dazu in den Ausschüssen waren lang und insbesondere die Ausgaben für die Kultur waren immer wieder infrage gestellt und kritisiert worden.
Ein gutes Zeichen
Ariane Hanselmann, Geschäftsführerin des Kulturvereins Sulingen, der das dortige Theater betreibt, wurde noch deutlicher. "Ich habe in diesem Jahr sehr viel gehört, dass ich eine 'freiwillige Leistung' bin", sagte sie. Denn angestellt ist sie bei der Stadt, wurde aber für die Geschäftsführung des Kulturvereins freigestellt. Dieses Geschenk sei daher ein "wunderschöner Tropfen für die Kultur". Und auch Reinald Schröder, ehrenamtlicher Vorsitzender des Kulturrings Diepholz, der in der Kreisstadt das städtische Theater mit Unterstützung der Stadt betreibt, freute sich über dieses "gute Zeichen, dass für die Kultur auch noch Geld da ist."
Jens Bratherig, Vorstandsvorsitzender der KSK, und Dennis Landt vom Marketing vernahmen dies mit Freude, denn genau das war die Absicht. "Wenn man ans Sparen denkt, denkt man schnell an Kultur", weiß Bratherig. "Da wollten wir ganz bewusst sagen: Nein. Das ist wichtig: Kultur verbindet." Und diese Verbindungen wolle auch die neue KSK weiterhin fördern und unterstützen, unterstrich Bratherig. Dieses Engagement soll durch die Fusion nicht halbiert werden, sondern erstmal summiert werden, fügte Landt hinzu.
Zum einen finanziell, um ein Angebot zu ermöglichen, das nachhaltig ist, "und das heißt immer auch leistbar", unterstrich Dennis Landt. Zum anderen aber auch in konkreter Form. "Wir wollen nicht nur, dass Kultur angeboten wird, sondern auch, dass sie wahrgenommen wird", so Landt. Aus diesem Grund plant die KSK Diepholz, 2025 auch je eine Veranstaltung in den drei Häusern, um vor Ort präsent zu sein. Ein Konzert mit der Philharmonie Nordwest zu einem günstigen Eintrittspreis sei zurzeit die Idee, verriet Bratherig.
Ideen gibt es reichlich
Ideen, wie dieses unerwartete Geschenk, eingesetzt werden kann, haben die Theaterschaffenden ebenfalls bereits. Davon könne man sich die "kleinen, süßen Add-Ons" leisten, die "man sich sonst verkneift", die das Angebot aber noch vielfältiger machen können, freute sich Ariane Hanselmann. Sie habe spontan gleich ein paar Ideen gehabt. Und Kathrin Wilken von der Stadt Syke blickte voraus, das man sich damit vielleicht etwas leisten kann, was sonst zu teuer werden würde. Denn wie das produzierende Gewerbe und der Handel betreffen die Preissteigerungen der vergangenen Jahre auch die Kultur. Zwischen 9000 und 12.000 Euro müsse man inzwischen für eine Produktion einplanen. "Und damit allein ist es nicht getan", gibt Reinald Schröder zu bedenken. Für das Diepholzer Theater müsse der Kulturring noch einmal circa 30 bis 40 Prozent an Kosten dazurechnen. Denn neben der reinen Produktion müssen auch noch der Bühnenmeister, Tantiemen, die Brandwache, die Servicekräfte sowie Kost und Logis für die Akteure bezahlt werden. "Das ist ein teurer Spaß geworden", räumt er selbst ein.
Mit viel Glück könne man ohne Agentur auch mal eine Produktion bekommen, die bei 4000 bis 5000 Euro liege, sagt Kathrin Wilken. Das sei aber nur möglich, wenn die Akteure mit viel Herzblut und Leidenschaft dabei seien und eventuelle Verluste mit Einnahmen aus anderen Tätigkeiten ausgleichen können. Die Planung einer Theatersaison basiere daher immer auf einer Mischkalkulation, sind sich die Fachleute einig. "Eine bunte Mischung ist wichtig", sagt Ariane Hanselmann. Eine Mischung aus bekannten Namen und kleineren Produktionen. Erstere, damit das Haus voll wird und sich die Ausgaben rechnen. Letztere, um der kulturellen Vielfalt Raum zu geben und auch mal etwas Neues zu wagen. Denn: "Wenn etwas inhaltlich gut ist, muss man es auch mal wagen", ist Kathrin Wilken überzeugt. Ein Risiko, ob man den Geschmack des Publikums trifft, bleibe aber bei allem bestehen.