In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 begann in Deutschland mit der Reichspogromnacht die systematische Vernichtung der jüdischen Bevölkerung. Und auch knapp 90 Jahre später sind antisemitische Bilder noch tief verankert in unserer Gesellschaft. Noch immer werden in Deutschland jüdische Friedhöfe geschändet, Hakenkreuze an Wände geschmiert und das Wort Jude als Schimpfwort genutzt. Gerade in der Zeit von Verschwörungstheorien und dem Einzug der AfD in viel zu viele politische Entscheidungsgremien ist es wichtiger denn je, unsere Vergangenheit aufzuarbeiten.
Immer bedeutsamer werden da auch die dauerhaft sichtbaren Erinnerungsorte. Schließlich weilen viele Zeitzeugen nicht mehr lange unter uns. Die Stolpersteine demonstrieren uns tagtäglich die Geschichte. Wir müssen sie nur wahrnehmen und sehen wollen. Denn Verantwortung bedeutet auch immer Anstrengung und Reflexion. Ein einziger Gedenktag im Jahr mit starren Ritualen wird da wohl kaum ausreichen, um den Holocaust-Leugnern den Garaus zu machen.
Vielmehr sind es Angebote wie die Stadtführung "Jüdisches Leben in Syke" und das ehrenamtliche Engagement der Gästeführerinnen, die das Gedenken an die Vernichteten am Leben halten. Diese Auseinandersetzung mit der Geschichte der Hachestadt sollte für jeden Syker, jede Sykerin ein selbst auferlegtes Pflichtprogramm sein. Alle müssen verstehen, dass Freiheit und Demokratie verletzlich sind und verteidigt werden müssen – ununterbrochen. Damit der Ausruf "Nie wieder" nicht zu einer ausgelutschten Floskel wird.