Syke. Schon klassisch bei der Kirchenkreis-Sozialarbeit zu verorten, ist die Flüchtlingshilfe. Dort erfahren Menschen „die ihre Heimat aufgrund von Krieg, Terror oder Armut verlassen haben“ umfangreiche Hilfe. Die Arbeit umfasse „ein breites Aufgabenfeld, das stets vor neue Herausforderungen gestellt wird. In Zusammenarbeit mit Gemeinden, Behörden, Schulen, Vereinen und vielen Ehrenamtlichen ermöglicht das Diakonische Werk den Hilfesuchenden, die Hürden des Alltags zu bewältigen.“ So liest es sich bei der Erklärung des Diakonischen Werkes Syke.
Für den Bereich hier in der Region zuständig ist Kirchenkreis-Sozialarbeiterin Katrin Moser, die sich freut, dass es seit Sommer 2022 auch hier ein besonderes Projekt gibt, mit dem vor allem den aus der Ukraine Geflohenen Hilfe gewährt werden kann. Dafür gewann das Diakonische Werk Natalja Schellenberg in einer Teilzeitstelle, die sowohl Russisch als auch Deutsch beherrscht und damit ideal ist für diese Aufgabe. Denn schließlich konnten noch längst nicht alle Betroffenen einen Sprachkurs besuchen.
Sprachbarriere bleibt Hindernis
„Für diese und vor allem die ältere Generation ab 60 Jahren habe ich unterstützende Sprachangebote bereit“, sagt die Familienbegleiterin. Sie hatte zwar in ihrer Heimat ein Lehramtsstudium belegt, aber wichtiger war ihr, hier eine Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistentin zu absolvieren. Wichtige Aufgaben sind für sie, die Menschen zu begleiten zu Arztbesuchen und Behördengängen, zu Kindergärten und Schulen. Denn der Bedarf ist groß, da viele Vorgänge und Notwendigkeiten für die Flüchtlinge völliges Neuland und aufgrund der Sprachbarriere nicht einfach zu verstehen sind.
Für Ludmilla Kovton, die Ende April 2022 aus Charkiw geflohen war, – am 24. Februar war der russische Angriff, am 5. März wurde die zweitgrößte ukrainische Stadt Ziel eines der stärksten Luftangriffe – ist vor allem „die seelische Unterstützung wichtig“. Denn bei Natalja Schellenberg kann sie sich ausweinen, sie findet Verständnis für ihre Not. Und hier finde die Geflüchtete Gleichgesinnte, sodass zum Beispiel ein gemeinsames Weihnachtsfest begangen werden konnte. Eigentlich zwei Feste, denn das ursprüngliche Weihnachten in der ukrainisch-orthodoxen Kirche ist erst am 6. Januar.
Da man aber nun in der Heimat beschlossen hat, dieses Fest, wie meist in Europa, am 25. Dezember zu begehen, schlossen sich die Ukrainer hier an. „Wir haben dann hier nach alter Tradition gefeiert mit gemeinsamem Essen und dem Austausch von Rezepten“, sagt Schellenberg. Zuvor hatte es ein Treffen in der Adventszeit gegeben, „nach deutscher Art mit Plätzchen backen und Lieder singen“, sagte die gutgelaunte Helferin mit einem Lächeln. „Das war für viele neu, dass man etwas gerade Gebackenes in Dosen packt für später, wenn wir backen, essen wir gleich alles auf.“
Stelle auf zwei Jahre befristet
Auch für dieses Jahr stehen wieder einige Treffen auf dem Programm für die Hilfsbedürftigen; so im März ein Vortrag mit Informationen über Versicherungen und das Jobcenter. „Bei unserem Ostertreff sprechen wir dann über die Unterschiede zwischen dem deutschen und dem ukrainischen Ostern – aber auch über Sehenswürdigkeiten, hier in Syke zum Beispiel das Kreismuseum, aber auch in Niedersachsen und in Deutschland.“ Im Mai ist ein Rundgang mit Gästeführerin Christiane Tesch durch Syke geplant, durchs Rathaus und zu den Stolpersteinen.
Schellenbergs zufriedenes Fazit lautet: „Viele meiner Betreuten sind offener und entspannter geworden, sie vertrauen mehr in ihr Sprachwissen und sprechen mehr Deutsch, sie fragen öfter nach.“ Zu dem gewachsenen Selbstvertrauen gehört auch, dass alle über eine gemeinsame Ausstellung zu typischen Handarbeiten nachdenken. Ludmilla Kovton habe erstaunliche künstlerische Stickbilder geschaffen, andere befassen sich mit Ikonen. Ein Wermutstropfen bleibt: Schellenbergs Stelle ist nur noch bis Juli finanziert, man hoffe auf Verlängerung.