Syke-Barrien. Die Grundschule Barrien braucht mehr Platz. Wegen des Rechtsanspruchs auf Ganztagsschule ab dem Schuljahr 2026/2027, aber nicht nur. Der Handlungsbedarf ist bekannt und nun soll es endlich losgehen. Für die Planung der Errichtung oder Erweiterung der Grundschule Barrien zu einer offenen Ganztagsschule gab der Stadtrat jüngst grünes Licht für 4,1 Millionen Euro. Eine stolze Summe, die schon anklingen lässt, dass es sich dabei um ein größeres Vorhaben handelt. Wobei noch nicht feststeht, welche Lösung es geben wird. Das wird Bestandteil der Planung sein. Denn der Standort stellt sowohl die Stadt als Bauherrin als auch die Architekten und die Pädagogen vor besondere Herausforderungen.
Welche Anforderungen Schule erfüllen muss
"So baut man heute keine Schule mehr", sagt Schulleiter Björn Scheer, auch wenn er sonst nichts auf "seine" Schule kommen lässt. "Wir haben eine tolle Schule und leisten gute Arbeit", betont er. Doch der Pädagoge verschließt auch nicht die Augen davor, dass Schule heute anders ist und auch anders sein muss, als viele es noch aus ihrer eigenen Schulzeit in Erinnerung haben. Kinder heutzutage haben vielschichtigere, individuellere Bedürfnisse, "in allen Bereichen, sowohl kognitiv als auch sozial-emotional", erläutert er. Das zeige sich bereits jetzt im Schulalltag und sei auf keinen Fall allein der Inklusion und der Integration geschuldet. Denn die Zeiten eines "belehrenden" Unterrichts, bei dem die Lehrkraft frontal vor der Klasse steht und den Schülern Wissen vermittelt, sind schon länger vorbei. In Zeiten, in denen das Wissen der Welt mit einem Klick abrufbar ist, sind Schlüsselkompetenzen entscheidend. Dazu zählen neben lesen, schreiben und rechnen vor allem das eigenständige Beschaffen von Informationen, das kritische Hinterfragen und die Lösung von Problemen. Und das in einem individuell unterschiedlichen Tempo. Dafür wird Platz benötigt, denn zum Lernen, gerade wenn man dies gerade lernt, braucht es Ruhe, Licht und Luft. Forscher und Experten sprechen daher schon seit Längerem vom Raum als sogenanntem "dritten Pädagogen".

Auch von vorn zeigt sich: Viel Raum für weitere Bauten ist auf dem Gelände an der Straße An der Wassermühle nicht mehr.
Kommt der Ganztag, wird der Bedarf noch einmal ein anderer. Mit dem Ganztag wird die Schule zum Lern- und Lebensort. "Das Leben der Kinder wird sich dann zum größten Teil im Schulgebäude abspielen", sagt Scheer dazu. Und nicht nur das Leben der Schüler, sondern auch das der Lehrkräfte und der weiteren Mitarbeitenden. Angesichts des Fachkräftemangels könne "eine Schule, in der sich alle wohlfühlen, dazu beitragen, entsprechende Kräfte zu finden", ist er überzeugt.
Herausforderungen des jetzigen Standorts
Das am bisherigen Standort umzusetzen, dürfte seiner Ansicht nach schwierig werden. Denn das rund 7300 Quadratmeter große Grundstück ist jetzt schon beengt. Dreimal wurde die Barrier Grundschule bereits erweitert. Der älteste Bau, neben der Kirche, wird 2026 100 Jahre alt. "Der sieht nur noch von außen gut aus", so Scheer. Die alten Rohre und Leitungen entsprächen schon längst nicht mehr den heutigen Standards. Ein Wasserrohrschaden tat sein Übriges.
Wasser ist auch das entscheidende Wort beim sogenannten "Neubau" direkt daneben. "Die Höhenunterschiede machen das Gelände schwierig", sagt Scheer dazu. Denn aufgrund dessen, musste es teilweise in die Erde hineingebaut werden und bekanntermaßen verläuft direkt daneben die Hache. Bei normalen Witterungsverhältnissen bedeutet dies schon eine zusätzliche Belastung für die Haltbarkeit. Haben die Experten recht und Wetterlagen wie aktuell häufen sich künftig, dürfte dann auch der Sanierungs- und Renovierungsbedarf steigen, um das Gebäude zu erhalten. Allerdings würden die Probleme bleiben, ist Scheer überzeugt. So sei es etwa nicht möglich, die Altbereiche der Schule wie erforderlich barrierefrei herzurichten. Auch eine von der Stadt in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie kommt zu dem Schluss, dass eine Ertüchtigung am jetzigen Standort "räumlich anspruchsvoll" wäre, vor allem, wenn man auch die Bedürfnisse für den Ganztag bereits mit einrechnet.
Der Grundstock für die heutige Grundschule wurde 1965 mit dem Gebäude, das von vorn von der Straße An der Wassermühle zu sehen ist, gelegt. Der Anbau im hinteren Teil erfolgte 1984/1985. Die neueste Addition stammt von 2016/2017. Links vorne wurde angebaut. Dort fand die Verwaltung einen neuen Platz, die Schule wurde saniert und die Zimmer neu geordnet. Somit stehen aktuell 15 Klassenzimmer für die vierzügige Schule zur Verfügung. Daran lässt sich erkennen, dass der Platz schon jetzt nicht mehr ausreicht. Auch eine Folge des Einzugsgebiets der Schule, das mit Barrien, Gessel, Ristedt und Okel in einer beliebten Wohngegend liegt, die in den letzten Jahren noch gewachsen ist. Der Hort, also die Mittagsbetreuung für Kinder, ist deshalb auch schon seit dem Schuljahr 2014/2015 in Containern untergebracht. Nun sind diese abgängig und müssen ersetzt werden.
Herausforderungen eines Neubaus
Angesichts all dieser Probleme wird daher nicht nur die Sanierung, sondern auch ein Neubau in Erwägung gezogen. Das soll im Zuge der Planung ebenfalls geklärt werden. Keine leichte Entscheidung, denn auch ein Neubau hat so seine Tücken. Zum einen: die Kosten. Eine zweistellige Millionensumme muss in jedem Fall eingeplant werden – das träfe jedoch auch für eine Sanierung zu. Zum anderen: der Standort. Eine neue Grundschule dürfte nicht zu weit vom jetzigen entfernt sein, denn die Sporthalle und das Hallenbad müssen weiterhin fußläufig zu erreichen sein. Andernfalls müsste mindestens ebenfalls noch eine Sporthalle neu gebaut werden. Kostenpunkt: circa weitere fünf Millionen Euro. Ein Blick auf den städtischen Haushalt verrät, wie schwierig das zu leisten wäre.
Alles Fragen und Diskussionspunkte mit denen sich auch die Mitglieder des Ausschusses für Schule, Kita, Jugend und Sport weiter befassen werden. Björn Scheer ist trotz aller Schwierigkeiten guter Dinge, dass schlussendlich eine gute Lösung gefunden wird. Schließlich bestehe hier die Möglichkeit, "etwas Tolles auf die Beine zu stellen".
Wie es weitergeht
In diesem Jahr soll eine Entscheidung getroffen werden, ob Neubau oder Ertüchtigung. Dann zudem eine Planung erstellt werden. 2025 soll in jedem Fall der Baubeginn erfolgen. Wird sich für einen Neubau entschieden, soll dieser 2027 fertig sein. Für den Fall einer Ertüchtigung, die zudem im laufenden Betrieb erfolgen müsste, werde mit der Fertigstellung für 2029 oder 2030 gerechnet.