VR-Digication – dieses Buchstabenkonstrukt hat im Landkreis Diepholz inzwischen einen positiven Hall. Kurz erklärt: VR steht für die Volksbanken und Raiffeisenbanken, Digication ist eine Kombination aus den englischen Wörter "digitalization" und "education" also Digitalisierung und Bildung. Beides zusammen ergibt eine Art Wettbewerb. Seit 2019 können sich Schulen Jahr für Jahr bewerben, um im besten Fall 10.000 Euro für Computer, Drucker, Roboter oder anderes digitales Unterrichtsmaterial anzuschaffen. 2022 gewann die Kooperative Gesamtschule Leeste, 2023 die Lukas-Schule aus Bassum. Und der Sieger im Jahr 2024 heißt: Freie Aktive Schule Syke, kurz FASS. „Ihre Bewerbung hat uns überzeugt“, erklärte Markus Lüers aus dem Vorstand bei einem Pressetermin in der Bassumer Filiale.
Wie das Geld zusammenkommt
In erster Linie aus Reinerträgen. Was das ist? Das ist ein Euro pro Los aus dem Gewinnsparen. Seit mehr als 60 Jahren gibt es das Gewinnsparen, ist der Webeite der Volksbank zu entnehmen. Pro Los zahle der Kunde monatlich fünf Euro, von denen vier Euro gespart werden. Ein Euro ist der Spieleinsatz für eine Lotterie. "Aus diesem Spieleinsatz ergeben sich im Laufe des Jahres die Reinerträge, die am Ende des Jahres unter bestimmten Voraussetzungen an die Vereine und Institutionen gespendet werden", heißt es auf der Internetseite. Damit beteiligen sich die Gewinnsparer automatisch an sozialem Engagement für die Region. Zu den Reinerträgen kommen Stiftungsgelder und Einnahmen aus Crowdfunding-Aktionen mit ins Sparschwein für VR-Digication.
Warum die Volksbank das macht
Das Geldinstitut fördert auf anderen Wegen bereits Veranstalter, Sportvereine, Feuerwehren und weitere ehrenamtliche Instanzen. „Uns ist das Thema Regionalität wichtig“, begründet Markus Lüers das Tun der Volksbanken. Sie wollten nah an den Menschen sein, ein Stück weit ehrenamtliches Engagement unterstützen. Das gelte ebenso für Bildung. „Wir fühlen uns auch da verantwortlich“. So entstand die Idee VR-Digication. Öffentlichkeitsarbeiterin Dagmar Finkmann hält diese Art der Förderung für wichtig: „Wie sollen Kinder, die heute an der Schule keine digitalen Möglichkeiten haben, sich morgen auf einen digitalen Arbeitsplatz bewerben?“
„Wir wollen mehrseitige Bewerbungen sehen, Ernsthaftigkeit und Mühe“, sagt Markus Lüers. Dagmar Finkmann ergänzt, dass die FASS schon im vergangenen Jahr vorne mit dabei war. VR-Digication gibt es bundesweit seit dem Jahr 2019, seitdem haben 48 Volksbanken 131 Förderungen unterstützt. Von den 1,1 Millionen Euro, die in dieser Zeit geflossen sind, haben 81.000 Schüler profitiert. Dennoch haben sich von den zwölf diesmal angeschriebenen Schulen aus dem Landkreis Diepholz nur vier beworben.
Warum die FASS gewonnen hat
„Sie haben gewonnen, weil sie uns ein überzeugendes Konzept vorgelegt haben, von dem viele Schüler profitieren“, begründete Markus Lüers. Mit vielen Schülern meint er Kinder und Jugendliche von der ersten bis zur zehnten Klasse. „Man merkt förmlich, dass jemand dahintersteckt, der für das Thema brennt.“
Lernbegleiter Dennis Stelljes macht auch das Schulkonzept für den Erfolg ein Stück weit verantwortlich. Das Schulkonzept, in dem es keinen Stundenplan gibt, in dem die Schüler die Themen selbst festlegen, in dem aus eigenem Interesse das Maximum herausgeholt werden soll. So haben die Siebt- und Achtklässler für das Schulgelände einen fünf mal fünf Meter großen Unterstand erstellt. Nach der Theorie, der Planung, der Berechnungen und den Skizzen packten die Kids aber auch mit an, hämmerten, sägten und schraubten. Einen Makerspace nennen die Pädagogen der FASS das, einen außerschulischen Lernort mit praktischem Ansatz.
Was die FASS mit dem Geld macht
Eine ganze Menge. Das erste Wort, das fiel, war Matatalab. Damit können die Schüler über Bildtäfelchen Roboter steuern, erläutert Dennis Stelljes. Damit könne man spielerisch das Codieren üben. Das geht aber auch mit dem sogenannten M-Bot, einem kleinen, fahrbaren Roboter, der vorgegebenen Pfaden folgen soll. Dazu gab es einen 3D-Drucker, einen Snapmaker, mit dem man lasern und fräsen kann. "Darüber kann man in die Computersprache CAD einsteigen. Da stecken gigantische Möglichkeiten drin.“ Und es gab noch mehr. Einen 3D-Scanner und ein Handmikroskop mit Display. „Damit kann man draußen direkt vor Ort besser hinschauen.“
Schulleiterin Michaela Döpelheuer weiß, dass die Digitalisierung ein Interessensgebiet der Schüler ist. Deshalb hätte sie nach der Verkündung des Siegs bei VR-Digication "viele leuchtende Augen" gesehen. Die älteren Schüler denken jetzt schon daran, ihr Wissen an den Geräten in naher Zukunft an jüngere Schüler oder auch an andere Personen weiterzugeben. Aber auch das Kollegium sei begeistert, hat Döpelheuer beobachtet. „Das neue Material eröffnet uns ganz neue Möglichkeiten.“ Sie hofft, dass die bestellten Geräte noch vor Weihnachten geliefert werden.