Syke-Heiligenfelde. In einem Loch im Boden, da brennt ein Feuer. Drumherum stehen selbst gebaute Bänke mit Fellen. Von zwei Seiten und von oben ist der Platz im Wald mit Planen vor Wind und Wasser geschützt. Unweit des Feuers steht ein dreibeiniges Gestell aus Ästen und Seil zum Kochen über dem Feuer. Auch eine Werkbank aus Ästen mit Waschbecken befindet sich wenige Meter vom Feuer entfernt an einem Baum.
Aufgebaut hat all das Axel Brenk. Der Unterschlupf ist das neue Basislager der Wildnisschule Funkenfuchs. "Ich möchte einen Ort schaffen, an dem der Mensch der Natur wieder näher kommen kann", erklärt der 29-Jährige. Sein Vater gründete einst die Pfadfinder in Syke. Brenk Junior will mit seiner Wildnisschule vor allem Erwachsene erreichen: "So ein Angebot gab es für Erwachsene einfach nicht, das musste sich ändern."
Dem "Hamsterrad" entfliehen
Brenk selbst ist gelernter Elektriker und war als Kind selbstverständlich bei den Pfadfindern. "Bei meinem Job bin ich recht schnell im Büro gelandet und habe gemerkt, dass ich wieder raus in die Natur muss." Brenk fing deshalb die Fortbildung zum Natur- und Wildnispädagogen an. "Da habe ich begonnen, mich im Spiegel der Natur zu reflektieren und konnte aus dem Hamsterrad ausbrechen", sagt er. Das Leben im Einklang mit der Natur sei für ihn deutlich erstrebenswerter als das Leben in einer Stadt.
"Diesen Weg möchte ich anderen Erwachsenen zeigen, auch um ihnen zu helfen, die Perspektive zu wechseln", erklärt der 29-Jährige. Draußen in der Natur lerne man Dankbarkeit. "In der Wohnung oder im Haus dreht man einfach die Heizung auf. Draußen muss man erst mal ein Feuer machen, damit einem wärmer wird." Und das im Zweifel ohne Feuerzeug. Wie das geht, lernen die Teilnehmer in einem der Seminare der Wildnisschule.
"Mir ist es aber ganz wichtig, dass es keine Survival-Schule ist", betont der gebürtige Bassumer. Es gehe nicht darum, wie man in der Natur überlebt, sondern darum, sie wieder besser kennenzulernen und eine Verbindung aufzubauen. "Ich will erreichen, dass die Menschen wieder gemeinsam in der Natur unterwegs sind." Vor allem die Erwachsenen seien oft sehr entfremdet. Die Seminare, die Brenk zukünftig anbieten möchte, sollen die Teilnehmer wieder "erden". Bei einem Wochenende im Wald entfliehe man der Hektik des Alltags in der Stadt.
Offener Raum
Zum Angebot der Wildnisschule sollen neben Camps für Erwachsene auch Eltern-Kind-Camps, Redekreise am Feuer, Fährtensuche für Kinder und Erwachsene, Naturhandwerke und Kurse über die Tiere der heimischen Wälder gehören. "Die Seminare dienen aber auch immer als Reise in das eigene Innere", erklärt Brenk. Zum Beispiel beim Feuermachen mit Bogen und Holzbohrer: "Nach dem technischen Teil, also dem Feuermachen an sich, soll es auch um das innere Feuer gehen." Was treibt einen selbst an? In der Rohheit der Natur könne man solch tiefgründige Fragen ganz anders stellen. Gleiches gelte auch für den Redekreis. "Dort soll alles besprochen werden können, was den Raum sucht. Das kann dann auch sehr therapeutisch sein."
Bei den Gesprächskreisen oder "Council", wie Brenk sie nennt, setzt der Natur- und Wildnispädagoge abermals auf die Kraft der Natur. "Die Freiheit in der Natur kann sehr öffnend wirken, außerdem stärkt die gemeinsame Zeit im Wald das Miteinander und das Vertrauen." Abends am Feuer entstehe so Vertrauen und ein Raum für die Dinge, die den Teilnehmern auf dem Herzen liegen.
Großes Angebot startet 2024
Mit den Seminaren richtig durchstarten möchte Brenk ab 2024. Perspektivisch soll es dann auch sein Hauptberuf werden, denn noch arbeitet er 30 Stunden in seinem ursprünglichen Job. "Jetzt habe ich die ersten Testseminare gemacht und nehme die Rückmeldungen mit, um bei den öffentlichen Kursen noch besser zu sein." Das heißt aber nicht, dass es nicht auch noch in diesem Jahr Angebote in der Wildnisschule gibt. Am Sonnabend, 11. November, und Sonntag, 12. November, jeweils von 9 bis 15 Uhr bietet Brenk "Wilde Kunst" an. "An dem Wochenende stellen wir Farben und Tinte aus Beeren, Pflanzen, Wurzeln, Pilzen und Rinde her und malen mit Gegenständen, die wir ebenfalls aus Naturmaterialien anfertigen."
Auch ein Council und Räuchern als Reinigungsritual stehen auf dem Programm. Unterstützt wird Axel Brenk von seiner Schwester Lisa. Sie ist Autorin und ebenfalls quasi schon immer bei den Pfadfindern. "Das Seminar ist auch noch ein Testlauf, die Teilnahmegebühr ist deshalb eine Spende", erklärt Brenk. Nur die Material- und Verpflegungskosten von insgesamt 40 Euro sind fix. "Wer sich selbst verpflegen möchte, kann das auch gerne tun. Ich biete am Mittag ein warmes, vollwertiges, biologisches und pflanzliches Essen an." Für Selbstversorger fallen 20 Euro Materialkosten an. Wer möchte, kann für fünf Euro Aufpreis im eigenen Zelt oder Tarp im Wald übernachten, warmes Abendessen inklusive.