Dass der Aufsteiger SC Twistringen II nach der Winterpause mit 23 Punkten auf Platz neun in der Kreisliga-Tabelle steht, damit hat Dennis Kuhangel nicht unbedingt gerechnet. "Als Aufsteiger ist es natürlich schwieriger, sich in der neuen Liga zu bewähren. Dass wir nach der Halbserie dann doch so gut dastehen, war nicht zu erwarten", berichtet der 34-jährige Kapitän der Blaumeisen.
Sein Fußballherz gehörte schon immer den Twistringern. "Für mich kam nie ein anderer Verein infrage, auch wenn es Angebote gab", betont er. In der G-Jugend schnürte er erstmals die Fußballschuhe für den SCT und ist den Blau-Weißen seitdem treu geblieben. "Wie es halt so ist, mein Vater hat mich damals zu einem Spiel der ersten Herren mitgenommen und von da an wollte ich Fußball spielen", erzählt der Stürmer von seinen Anfängen. Als er irgendwann für die zweite Mannschaft auflief, schaute sich sein Vater weiterhin die Spiele der ersten Herren an. "Er hatte nicht so viel Zeit und sich deswegen nur diese Spiele angeschaut. Mittlerweile kommt er aber auch zu meinen spielen", sagt Kuhangel scherzhaft.
Mit den Blaumeisen hat Kuhangel in seiner bisherigen Laufbahn einiges erlebt. Nachdem er die A-Jugend verließ, schloss er sich zunächst der zweiten und anschließend der ersten Herren an, die bis dato in der Landesliga mitmischte. Doch viel Zeit verbrachte er dort nicht. "Damals haben viele von außerhalb in Twistringen gespielt. Die haben uns dann zum Saisonende verlassen. Zwar haben wir in der nächsten Saison den Klassenerhalt geschafft, uns aber für einen freiwilligen Abstieg in die Kreisliga entschieden. Weil wir wussten, dass wir es mit dem Team nicht schaffen würden", berichtet Kuhangel, der sich zu dieser Zeit für einen Verbleib in der Landesliga ausgesprochen hatte. "Damals war ich noch jung und natürlich wollte ich weitermachen. Die älteren Spieler haben aber letztlich die Entscheidung getroffen, was im Nachhinein auch sinnvoll war."
Neustart durch Rathkamp
Ab der Saison 2010/11 spielten Kuhangel und der SC Twistringen in der Kreisliga, ehe sie in der Spielzeit 2013/14 den Aufstieg in die Bezirksliga feierten. "Das war definitiv einer der schönsten Momente, die ich mit Twistringen erlebt habe. Die Mannschaft war super, alle waren vom Alter her nah beieinander und wir haben privat viel gemacht", erinnert sich der 34-Jährige gern an diese Zeit zurück. Seitdem gehören die Blaumeisen zu den Dauergästen in der Fußball-Bezirksliga. Doch für Kuhangel war in dieser Liga schon etwas früher Schluss. Er wechselte in der Saison 2018/19 freiwillig in die zweite Mannschaft, die zu diesem Zeitpunkt in der 1. Kreisklasse aktiv war.
Zu Beginn war es nicht ganz einfach, da die Mannschaft aus Sicht von Kuhangel gar keine war. "Wir waren fünf bis sechs Spieler beim Training. Irgendwann habe ich mir dann auch meine Gedanken gemacht, ob das hier noch Sinn macht", gibt der SCT-Knipser einen Einblick. In der Saison 2019/20 übernahm dann Timo Rathkamp – mittlerweile Trainer der ersten Mannschaft – die Zweitvertretung und das Team erlebte einen Aufwind. "Mit Timo gab es einen Neustart. Ich kenne ihn schon sehr lange, wir haben damals auch zusammengespielt. Als ich wusste, dass er kommt, war klar, dass ich bleiben würde", betont Kuhangel und ergänzt: "Er ist fußballverrückt und hat es vorgelebt. Durch ihn ist damals alles anders und besser geworden." Das zeigte sich auch auf dem Papier. Die Zweitvertretung kämpfte sich nach oben, ehe sie in dieser Saison den Aufstieg in die Kreisliga perfekt machte.
Rathkamp wechselte daraufhin zur ersten Herren und Michael Schultalbers übernahm die Reserve. Aus Sicht des SCT-Stürmers sei diese Wahl die Richtige gewesen. "Er ist genauso verrückt wie Timo und hat bisher einen super Job gemacht", lobt Kuhangel seinen Coach. Die Zusammenarbeit zwischen Mannschaft und Trainerteam stimmt. Das zeigt sich auch außerhalb des Platzes. "Bei uns ist es nicht so, dass alle nach dem Training oder dem Spiel direkt abhauen. Wir sitzen noch zusammen, trinken ein Bier und unterhalten uns", berichtet Kuhangel. Auch die sportliche Leistung stimme bei den Blaumeisen. "Wir wollen Fußball spielen und nicht die Bälle lang nach vorne schlagen. Und das ist das, was uns ausmacht. Ich bin kein Fan davon, den Ball stumpf nach vorne zu kloppen."
Mit zehn Toren gehört Kuhangel zu den besten SCT-Torschützen und belegt in der Torjägerliste den siebten Rang. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich nach der Halbserie mit zehn Toren dastehe. Das zeigt aber auch, dass es im Team funktioniert", macht der Stürmer deutlich. Aktuell muss er sich mit einer Verletzung herumschlagen und steht nicht zu Hundertprozent zur Verfügung. "Da ich nicht weiß, was es ist, nervt es mich total. Nach jeder Trainingseinheit habe ich Schmerzen. Da muss ich jetzt erst einmal durch", sagt Kuhangel, der mit Hinblick auf die Rückrunde bescheiden bleibt. "Wir gucken von Spiel zu Spiel und wollen auf jeden Fall punkten und den einen oder anderen Gegner ärgern", betont der 34-Jährige schmunzelnd. Im Mai wird er Vater, für die kommende Saison habe er dennoch zugesagt. "Ob ich dann weiterhin so spielen kann wie jetzt, wird sich zeigen."