Lichtblitze in allerlei Formen und Farben, lautes Geknalle und gen Himmel schießende Funkenregen gehören genauso zu Silvester wie die alljährliche Mehrfach-Wiederholung von „Dinner For One“ im Fernsehen. Aber stimmt das noch? Laut verschiedenen Umfragen steigt der Widerstand der Bevölkerung gegen das bunte und laute Treiben auf den Straßen sowie am Himmel zu Silvester. Würde abgestimmt werden, ob das freie Böllern und Raketenzünden verboten werden soll, so würde sich nach aktuellen Zahlen wohl eine klare Mehrheit dafür finden. Aber an Kassen von Baumärkten in Weyhe, Stuhr und Syke – klassische Hauptverkaufsstellen für Feuerwerksartikel in der Region – bietet sich bisher noch ein anderes Bild der Kauflaune. Die Abgabezeit geht von Samstag, 28. Dezember, bis Dienstag, 31. Dezember.
„Wir sehen keinen erkennbaren Rückgang am Interesse“, sagt Jens Kehlenbeck, Verkäufer im Baumarkt Ernst Koch in Weyhe. „Es gibt genug, die noch böllern wollen.“ Jens Hansing, Marktleiter von BBM Syke, geht sogar noch weiter, denn von zurückgehender Nachfrage kann auch er nicht berichten: „Im Gegenteil, eher ein ständiger Umsatzzusatz“, legt er dar. „Wir verkaufen zwar weniger Raketen, aber dafür mehr hochwertige, größere Artikel.“ Damit sind in erster Linie die sogenannten Batterien oder die aus mehreren Batterien bestehenden Verbundfeuerwerke gemeint. „Die Leute möchten es schön und einfach haben“, weiß Hansing. Seit Jahren beobachte er, wie die Menschen weniger Raketen und von Jahr zu Jahr mehr größere, langlebigere und umfangreichere, ergo auch teurere Artikel kaufen. „Oft teilen sich auch Familien, Nachbarn und Freunde solch ein Feuerwerk“, berichtet er aus Erfahrung. „Bei kleinen Böllern, Raketen und Knallern ist durchaus ein Einbruch zu verzeichnen.“ Auch Kehlenbeck bestätigt für den Baumarkt Ernst Koch diesen Trend.
Johannes Rautenberg, Non-Food-Leiter bei Marktkauf in Stuhr, sieht vor allem auch starke Konkurrenz beim Verkauf des Lichter- und Klangwerks: „Es gibt auch viele kleinere, nur für wenige Tage geöffnete Verkaufsstellen sowie die großen Discounter.“ Auch deshalb sei bei ihnen der Absatz in den vergangenen Jahren bestenfalls stagnierend. Der Trend sei aber auch bei ihnen die Batterie. Wobei er die Rakete nicht abschreiben möchte: „Der ein oder andere zündet auch einfach gerne ein paar davon.“ Generell sieht er beruflich auch keine Abkehr von der laut-grellen Abendunterhaltung.
Manche beobachten aber im Freundes- und Bekanntenkreis durchaus Veränderungen. „Im privaten Kreis wird schon darüber gesprochen, da rücken Menschen von dem Thema ab“, so Hansing. Johannes Rautenbergs Freundeskreis ist sich einig: Bitte nicht verbieten, aber dennoch geht es inzwischen deutlich ruhiger zu als früher. „Viele verzichten aus finanziellen Beweggründen auf den Kauf von Feuerwerkskörpern.“
Ob die Diskussion nicht doch dieses Jahr schon in der Breite angekommen ist und Wurzeln geschlagen hat, wird sich noch zeigen müssen: „Das werden wir nächsten Tage sehen“, blickt auch Jens Kehlenbeck dem Verkauf gespannt entgegen.
Einzelne können es aber anscheinend kaum erwarten, wie er erzählen kann: „Ich wurde heute, am Freitag, bereits gefragt, ob Feuerwerk da sei.“ Bei BBM Syke spreche man laut Jens Hansing aber intern darüber, ob man sich in Zukunft weiter derart breit bei Feuerwerk aufstellen wolle, doch bis dahin „bieten wir weiter das komplette Sortiment an“, so Hansing. Hier hält er es wie die Konkurrenz: Erstmal alles beim Alten.