Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Rhein-Main-Link Erdkabelprojekt im Landkreis Oldenburg: Drohnen spüren Bomben auf

In den kommenden Wochen könnten im Landkreis Oldenburg Drohnen auftauchen, die in geringer Flughöhe gewisse Flächen sondieren. Was es damit auf sich hat.
29.04.2025, 17:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Erdkabelprojekt im Landkreis Oldenburg: Drohnen spüren Bomben auf
Von Jochen Brünner

Bis der Übertragungsnetzbetreiber Amprion mit dem Bau des sogenannten "Rhein-Main-Links" beginnt, werden zwar noch rund drei Jahre ins Land gehen. Dennoch beginnen bereits jetzt die Vorarbeiten für die rund 600 Kilometer lange Stromtrasse, die in Ovelgönne beginnt und im Raum Ludwigshafen endet. In den kommenden Wochen überprüfen die Verantwortlichen, ob im Planungsraum des Erdkabelprojekts Kampfmittel im Boden vorkommen. Dabei kommen Drohnen zum Einsatz.

Sollten Grundstückseigentümer im Ganderkeseer Westen oder in den angrenzenden Gemeinden in den kommenden Wochen also tief fliegende Flugobjekte auf ihren Flächen wahrnehmen, dann könnte das der Grund für deren Einsatz sein. Die Drohnen überfliegen dabei den Boden in einer Höhe von 50 bis 150 Zentimetern. Sie sind mit magnetischen Messsensoren ausgestattet, die mögliche Kampfmittel im Untergrund aufnehmen. "Es werden aber keine Luftbilder oder Videomaterial erstellt", betont Projektsprecherin Mariella Raulf. Dabei biete sich der Einsatz von Drohnen vor allem deshalb an, weil sie es ermöglichten, verdächtige Flächen mit geringem Aufwand zu untersuchen.

Viele Verdachtsflächen


"Gerade im Planfeststellungsabschnitt 'Niedersachen 1', zu dem auch der Landkreis Oldenburg gehört, gibt es einige Verdachtsflächen, in denen wir Kampfmittel aus den beiden Weltkriegen vermuten", erläutert Raulf. "Und weil wir in diesem Gebiet viel befliegen müssen, haben wir dafür auch drei Monate veranschlagt. Es kann aber sein, dass wir die Kampfmittelsondierung nach einer kurzen Sommerpause auch im Herbst noch fortsetzen werden", so die Amprion-Sprecherin. Wann und wo genau die Drohnen unterwegs sein werden, vermochte sie jedoch nicht näher einzugrenzen.

"Wo keine Drohnen zum Einsatz kommen können, finden konventionelle Oberflächensondierungen statt. Dabei untersuchen Fachleute die verdächtigen Flächen mit kleineren Fahrzeugen wie Quads oder zu Fuß", ergänzt Raulf. Der Untergrund werde ebenfalls durch geomagnetische Messungen abgebildet. Unter Umständen seien auch aufwendigere Tiefensondierungen mit Baggern oder speziellen Bohrgeräten erforderlich. Dabei entstehende Bohrlöcher würden so schnell wie möglich wieder geschlossen. In jedem Fall werde Amprion die betroffenen Eigentümer und Bewirtschafter der Flächen vorab kontaktieren. Auch für eventuelle Flurschäden werde der Übertragungsnetzbetreiber die Grundstückseigentümer entschädigen.

Werden die Fachleute tatsächlich fündig und stoßen auf Kampfmittel im Bereich der späteren Trasse, gilt es natürlich, diese zu beseitigen. Dazu würden die verdächtigen Gegenstände freigelegt, identifiziert und bei Bedarf entschärft und geborgen. Auch für diese Arbeiten stimmen sich Flächeneigentümer und die zuständige Behörde im Vorfeld ab.

Mehrere Funde in der Vergangenheit

Wie wichtig die Kampfmittelsondierung in diesem Gebiet ist, zeigen die Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit. Nachdem ein Baggerfahrer im März 2021 bei Arbeiten zur Erweiterung des Umspannwerks Ganderkesee auf eine 30 Pfund schwere Phosphorbrandbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gestoßen war, fanden die Experten des Kampfmittelräumdienstes im weiteren Verlauf noch zehn weitere Bomben auf der vier Hektar großen Fläche. In der Gemeinde Hude waren in den Jahren 2010 und 2019 jeweils im Bereich der Bremer Straße alte Torpedos entdeckt worden. Für die Beseitigung der Gefahr hatten seinerzeit zahlreiche Anwohnerinnen und Anwohner ihre Häuser verlassen müssen, die Kampfmittel waren im Anschluss kontrolliert gesprengt worden.

Zur Sache

Rhein-Main-Link

Der Rhein-Main-Link ist eines der zentralen Netzausbauprojekte der Energiewende und transportiert regenerativ erzeugte Energie von der Nordsee bis nach Hessen. Die Gleichstromtrasse soll voraussichtlich ab 2033 bis zu acht Gigawatt (GW) Windstrom von Ovelgönne bis in die Region Ludwigshafen bringen. Im Landkreis Oldenburg quert die Vorschlagstrasse die Gemeinden Hude (Wüsting, Lintel, Altmoorhausen), Ganderkesee (Steinkimmen, Bergedorf), Dötlingen (Klattenhof, Brettorf, Uhlhorn) sowie die Samtgemeinde Harpstedt (Prinzhöfte und Beckeln). Weitere Informationen über das Vorhaben finden Interessierte auf der Internetseite des Rhein-Main-Links.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)