Für das ehemalige Bahnhofsgebäude in Ganderkesee, das nach einem Brand zurzeit bekanntlich saniert wird, muss eine neue gastronomische Lösung gefunden werden. Die Gastronomen Heike und Ulf Thiemann haben der Gemeindeverwaltung mitgeteilt, vom geplanten Vorhaben eines Braugasthauses in dem Gebäude Abstand zu nehmen. Das teilte Gemeindesprecher Hauke Gruhn mit.
„Wir sind nach wie vor überzeugt, dass das Konzept eine Bereicherung für unser Ganderkesee wäre und auch gut angenommen würde. Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, und der Schritt zur Absage hat uns viele schlaflose Nächte gekostet. Leider ist er jedoch völlig alternativlos“, erklären Heike und Ulf Thiemann ihren durchaus überraschenden Rückzug. Allerdings seien die Kosten für die Umsetzung ihrer Ideen in den vergangenen Monaten zu stark angestiegen, und ein Ende dieser Entwicklung sei nicht abzusehen. Hinzu komme, dass es durch die Auswirkungen der langen Corona-Pandemie zunehmend schwieriger geworden sei, hinreichend gastronomische Mitarbeiter im ländlichen Raum zu finden. „Wir konzentrieren uns auf den Betrieb unseres Akzent Hotels Thiemann mit dem Restaurant Zur Jägerklause sowie das bald öffnende Akzent Hotel Hoyerswege“, wollen Heike und Ulf Thiemann zunächst von einer weiteren Expansion absehen.
Für Politik und Verwaltung bedeutet dies erst einmal eine neue Baustelle. „Die Gemeindeverwaltung arbeitet in enger Abstimmung mit den Ratsfraktionen an einer alternativen Lösung“, erklärt Bürgermeister Ralf Wessel, ohne konkrete Details zu nennen. Er bedauere, dass die Interessenten ihre Planungen nicht umsetzen können. „Andererseits habe ich Verständnis für die Unsicherheit in der Branche nach zwei schwierigen Jahren.“ Wessel zeigt sich gleichwohl zuversichtlich, dass es eine gute neue Lösung geben werde: „Der Standort ist ideal für Gastronomie. Ich bin sicher: Der frühere Bahnhof wird wieder zu einem Aushängeschild für den Ort werden.“
Weiteres Vorgehen offen
Mit ihrem Konzept eines Brauhauses hatten Ulf und Heike Thiemann im März 2021 eine Ausschreibung der Verwaltung zum Betrieb der Gastronomie am Bahnhof gewonnen. Damals hatten vier Gastronomen ihr Interesse bekundet, das Gebäude nach der Sanierung zu bewirtschaften. Auch der Pächter, der das damalige "Don Gantero" zum Zeitpunkt des Brandes betrieb, hatte sein erneutes Interesse bekundet, fühlte sich aber von dem Vergabeverfahren wohl ein bisschen überrumpelt. Ob die Verwaltung nun bei Null anfängt und einen völlig neuen Aufruf startet, ist laut Gruhn gegenwärtig offen. Alternativ wäre denkbar, die bereits eingereichten Konzepte aus der Schublade zu holen und einem anderen Betreiber den Zuschlag zu erteilen. Oder einen anderen Gastronom für die Brauhaus-Idee zu begeistern. Auch, ob erneut der Verwaltungsausschuss über die gastronomische Zukunft des Bahnhofs befinde, stehe noch nicht fest.
Das nach einem Brandschaden im Oktober 2020 schwer beschädigte Gebäude, das im Eigentum der Gemeinde ist, wird seit einigen Wochen saniert (wir berichteten). Nachdem sich die polizeilichen Ermittlungen über viele Monate (ergebnislos) hingezogen hatten, versicherungs- sowie bautechnische Fragen zu klären waren und der Ausgang eines Gerichtsverfahrens abgewartet werden musste, konnten die durch den Brand belasteten Materialien und Oberflächen erst kürzlich beseitigt werden. Dafür wurden unter anderem Wände herausgerissen und alte Gewölbedecken abgetragen. Wie Gruhn weiter mitteilt, wurde auch der durch Löschwasser stark beschädigte Holzfußboden inzwischen entfernt. Damit sei der erste Schritt der Brandschadensanierung abgeschlossen.
Aktuell laufen statische Berechnungen für den Bauantrag. Anschließend ist geplant, den alten Dachstuhl abzureißen und einen neuen Dachstuhl zu errichten. Die dafür erforderlichen Rohbauarbeiten müssen aber noch ausgeschrieben und vergeben werden. Dass es zurzeit nicht möglich ist, die Details der Sanierung mit den neuen Pächtern abzustimmen, ist laut Gruhn zumindest in der jetzigen Phase nicht entscheidend: "Die meisten Arbeiten laufen ja ohnehin und unabhängig vom Betreiberkonzept." Läuft alles nach Plan, rechnet die Verwaltung damit, dass die Sanierung voraussichtlich in der ersten Hälfte des kommenden Jahres abgeschlossen sein könnte. Und bis dahin sollte genug Zeit sein, auch einen neuen Gastronomen zu finden.