Was Cord Schütte in kurzer Zeit an den Straßen um seinen Hof am Holler Weg in Grüppenbühren (Gemeinde Ganderkesee) an Müll gesammelt hat, ist erschreckend: Getränkedosen, Plastikverpackungen und Styropor. Der Landwirt ärgert sich darüber, dass immer wieder achtlos Müll in die Landschaft geworfen wird – und nicht selten auf einer seiner Weiden landet. Denn der Umweltfrevel kann gravierende Folgen für die 70 Kühe und 400 Mastbullen haben, die der Landwirt hält.
Und dabei liegen die meisten Weiden von Schütte nicht an viel befahrenen Straßen. Andere Landwirte in der Umgebung hätten ihm von noch mehr Müll auf Weiden und Äckern berichtet. Vor allem in der Nähe von Fast-Food-Lokalen, Autobahnauffahrten, auf Parkplätzen und dort, wo Kohltouren vorbeilaufen, finde sich viel Abfall in der Natur, so Schütte. Von Autoreifen über Schlachtabfälle und Sonder-/Sperr- bis zu Hausmüll sei schon alles dabei gewesen, fasst der 60-Jährige zusammen.
Verletzungen durch Wiederkäuen
Den Abfall, der direkt auf den Feldern lande oder vom Rand dorthin geweht werde, würden dann Erntemaschinen aufnehmen und häckseln. Der Müll werde in lange, scharfkantige Stücke geschnitten, die ins Tierfutter gelangten. Kühe sortierten die Müllstücke nicht aus, sondern würden sie mitfressen. Durch das Wiederkäuen würgten sie die Stücke hoch und verletzten sich so immer wieder. „Sie zerschreddern sich quasi selbst und sterben daran“, bringt es Schütte auf den Punkt. Wenn diese gefährliche Situation rechtzeitig erkannt werde, müsse ein Tierarzt mit geschultem Auge gerufen werden, der darauf spezialisiert sei, Fremdkörper aus den Tieren zu holen. Das funktioniere in etwa wie ein Kaiserschnitt. „Dann beginnt das Suchspiel“, beschreibt Schütte.
Scharfkantiger Müll sorge für innere Verletzungen der Tiere, die sich wiederum entzünden. Zwar könne man Schmerzmittel geben, diese würden aber nicht immer gut vertragen. Die Tiere zeigten Schmerzen und magerten ab, weil sie nicht mehr fressen wollten, beschreibt Schütte. Sie so leiden zu sehen, macht den 60-Jährigen betroffen und hilflos, schließlich könne er selbst nicht viel machen. „Es sind Lebewesen, sie gehören zu uns.“ Das vermeidbare Tierleiden sei sehr unschön. Hinzu komme auch der wirtschaftliche Aspekt, wenn eine Kuh eingeschläfert werden müsse oder weniger Milch gebe.
Detektoren helfen nur bedingt
Damit erst gar kein Müll in das Tierfutter gelangen kann, sind Häcksler und manchmal auch Futtermischwagen mit einem Metalldetektor ausgestattet. Doch zum einen dauere das Ernten dadurch länger, weil die Maschine immer wieder stoppe und das Metall entfernt werden müsse. Zum anderen erkenne der Detektor nur Metall – Plastik bleibe unentdeckt und werde in der Maschine ebenfalls scharfkantig zerschnitten. Außerdem werde nicht jedes Futter gehäckselt, sondern auch gepresst. Hier gebe es keine Metalldetektoren, sodass Draht oder Metalldosen unentdeckt ins Futter gelangen können. Wenn eine Kuh bereits Metallteile verschluckt habe, könne man ihr, um sie noch zu retten, einen Magneten geben: Dieser bleibt im Inneren der Kuh und zieht dort das Metall an, schränke das Tier aber nicht ein.
Doch nicht nur Plastik und Metall können zur Gefahr für die Tiere werden: Glasflaschen, die häufig nur noch in Scherben an Feldrändern oder auf Weiden liegen, können ins Futter gelangen und dadurch die Tiere verletzten, erklärt Schütte. Und auch die Menschen könnten sich beim Ernten an den Scherben schneiden. Zudem bestehe im Sommer Brandgefahr, wenn das Gras oder Getreide trocken ist und die Scherben durch die Sonne zum Brennglas werden.
Schütte wünscht sich natürlich, dass die Menschen keinen Müll in die Natur werfen würden. Sie machten sich offenbar kaum Gedanken über die Folgen ihres achtlosen Handelns für die Tiere und landwirtschaftlichen Betriebe, weil sie hierzu keinen engen Bezug mehr hätten. Einige würden wohl auch durch Alkoholeinfluss ihre guten Vorsätze oder das Umweltbewusstsein vergessen. Dabei sei gegenseitige Rücksichtnahme so wichtig. „Es reicht schon eine Getränkedose, um großen Schaden anzurichten“, betont Schütte.