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Theater an'ne Eck Neues Ensemble in Ganderkesee: Stehende Ovationen für "Lütte Froens"

Etwa neun Monate haben Martina Brünjes und das Ensemble des Theaters an'ne Eck die Inszenierung "Lütte Froens: Zwischen den Zeilen" vorbereitet. Wie das Stück beim Premierenpublikum angekommen ist.
26.08.2024, 17:00 Uhr
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Von Elke Lutzebäck

Gelungene Premiere, erfolgreiches Debüt: „Weihnachten ohne Geschenke ist kein Weihnachten“ – so lautete der erste Satz, den das Publikum im Zuge der ausgeklügelten Inszenierung „Lütte Froens: Zwischen den Zeilen“ im Garten vom Kulturhaus Müller zu hören bekam. Eine fesselnde Zeitreise in die Mitte des 19. Jahrhunderts begann – und zwar auf Hoch- und Plattdeutsch. Am Freitagabend feierte das Theater an´ne Eck mit diesem musikalisch untermalten Stück nicht nur seine Erstaufführung, sondern die erste Produktion des neu gegründeten Ensembles unter der Leitung der Theaterpädagogin Martina Brünjes überhaupt.

Im Mittelpunkt der Darbietung auf der Open-Air-Bühne stand die in diesem Jahrhundert in Berlin lebende Protagonistin Paula (Tabea-Philine Kruse): Sie muss ein Referat über das Buch „Little Women“ halten, doch sie hasst es. Sie hasst das Buch und die zu erfüllende Aufgabe. Die Schülerin findet einfach keinen Zugang zum Roman, in dessen Fokus die vier in ärmlichen Verhältnissen lebenden Schwestern Jo (Leonie Dähnhardt), Meg (Laura Himpler), Amy (Nina Grieger) und Beth (Leana Wienand) stehen. Deren Mutter (Femke Wöhler) ist derzeit alleinerziehend, der Vater im Krieg. Daneben schlüpft Pia Corona die Rolle der reichen Tante und Till Dobe in die des liebestollen Laurie, der gleich mehreren Damen den Hof macht.

Hilfe aus der Vergangenheit

Gelangweilt liest Paula die Geschichte einfach nur quer. Wird sie es schaffen, sich dem Inhalt zu nähern? „Ich will das nicht lesen – diese ganzen Fragen machen mich irre“, schimpft sie vor sich hin. Paulas Schwester Merle (Chiara Saul) versucht ihr beschwichtigend mit den Worten „Ich bin mir sicher, wenn wir es ausgearbeitet haben, gefällt es dir auch“ unter die Arme zu greifen. Unverhofft erhält Paula aber auch Hilfe aus der Vergangenheit, taucht ab in die Welt der Schwestern, die sich vor rund 200 Jahren mit ganz anderen Gegebenheiten auseinandersetzen mussten.

Die damalige Ära sah für das weibliche Geschlecht nämlich hauptsächlich die Rolle als Hausfrau und Mutter vor. Paula nimmt nun Teil am Leben der in historische Kleider gehüllten Geschwister, die sich mit den Themen Liebe, Emanzipation sowie individuelle Träume auseinandersetzen. Paula tritt mit den Romanfiguren in den Dialog. Das mit mitreißender, bravouröser Spielfreude, pointiertem Witz und diversen technischen Raffinessen dargebotene Stück ließ die Zuschauer gebannt das spannungsgeladene Bühnenspektakel verfolgen. Szenen spielten sich zur Überraschung zahlreicher Gäste aber auch zwischen den Zuschauerrängen ab. Um die uneingeschränkte Aufmerksamkeit auf einzelne Dialoge und Monologe zu lenken, hatte Martina Brünjes in ihrem Stück die situationsbedingt weniger „aussagekräftigen“ Szenen in Bewegungslosigkeit versetzt – so, als wären die Mimen eingefroren.

Besucher loben Stück und Akteure

Positive Kritik wurde bereits in einer eingeläuteten Pause laut. „Super inszeniert, super gemacht – die spielen perfekt. Das Stück trifft den Zeitgeist und behandelt das, was die Frauen damals versucht haben, durchzusetzen – nämlich selbstbestimmt zu leben und nicht abhängig zu sein vom Mann“, fasste Ute Thiemann zusammen. Die Huderin ergänzte: „Mir hat es bisher wirklich klasse gefallen. Man darf nicht vergessen, dass das Laienschauspieler sind.“ Ins gleiche Horn stieß Gisela Schenk aus Delmenhorst und fügte hinzu: „Dieses Zusammenspiel von Platt- und Hochdeutsch hat mich begeistert. Diese Freeze-Szenen gefallen mir auch sehr gut und das Ambiente ist klasse.“ Angetan und lobend hoben beide Frauen auch die Gesangskünste von Beth (Leana Wienand) hervor.

Hocherfreut äußerte sich Regisseurin Martina Brünjes kurz vor dem Showdown. „Ich bin total zufrieden – ganz toll, wie die das machen. Ich bin sehr glücklich, wie es gerade läuft.“ Nachdem der „Vorhang gefallen“ war, konnten sich die eingespielten jungen Akteure sowie die im Hintergrund agierende Truppe über Standing Ovations der Besucher freuen – darunter übrigens auch Ganderkesees Bürgermeister Ralf Wessel.

Nach der Premiere am Freitag folgten zwei weitere Auftritte am Sonnabend und Sonntag. Martina Brünjes ließ sich vom Roman „Little Women“ aus der Feder von Louisa May Alcott inspirieren und machte eine eigene überarbeitete Fassung daraus. Die Theatergruppe besteht übrigens aus einer Mischung von dynamischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 17 und 24 Jahren.

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