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4. Fußball-Kreisklasse Schiedsrichter bedrängt: Spiel des TSV Ganderkesee III abgebrochen

Das Spiel zwischen dem TSV Ganderkesee III und dem SV Tur Abdin III endete vorzeitig. Der Schiedsrichter wurde angegangen, nachdem er einem Ganderkeseer die Rote Karte gezeigt hatte. Wie es nun weitergeht.
08.09.2025, 18:45 Uhr
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Schiedsrichter bedrängt: Spiel des TSV Ganderkesee III abgebrochen
Von Christoph Bähr

Vor rund drei Wochen wurde das Spiel der 2. Fußball-Kreisklasse zwischen dem TSV Großenkneten III und dem SV Baris Delmenhorst II abgebrochen. Schiedsrichter Claas Friedrich war von einem Baris-Spieler geschubst worden. "Das ist ein absolutes No-Go", betonte Harald Theile, der Schiedsrichter-Obmann des Kreises Oldenburg-Land/Delmenhorst. Der Spielabbruch und das anschließende Medienecho sollten ein Zeichen setzen, damit etwas Vergleichbares nicht wieder passiert. Nicht einmal drei Wochen später gab es nun jedoch einen ähnlichen Vorfall in der Staffel A der 4. Kreisklasse. Die Partie zwischen dem TSV Ganderkesee III und dem SV Tur Abdin Delmenhorst III brach der Unparteiische Henri Kalkowski am Sonntag in der 80. Minute ab. "Der Schiedsrichter wurde körperlich angegangen. Der Abbruch war somit die absolut richtige Entscheidung", erklärte Theile.

Die Ganderkeseer hatten auf dem Platz am Immerweg zunächst mit 2:0 geführt, doch Abdin drehte die Partie. Es stand 3:2 für die Delmenhorster, als es zunächst eine Gelb-Rote Karte gegen die Ganderkeseer gab (75.). Fünf Minuten später eskalierte die Situation nach einer Roten Karte gegen einen Spieler der Gastgeber. "Der Schiedsrichter wurde geschubst, und wir lassen uns nicht anfassen. Da ist eine Grenze überschritten worden, das müssen die Spieler lernen", betonte Theile. Das Sportgericht entscheidet nun über die Wertung der Partie und über mögliche Strafen.

Trainer will Vorfall aufarbeiten

Auch intern werde der Vorfall aufgearbeitet, versicherte Thomas Heisig auf Nachfrage. Er ist der Trainer des TSV Ganderkesee III, fehlte allerdings krankheitsbedingt beim Spiel gegen Abdin III und wurde von seinem Co-Trainer vertreten. "Wir sind in der Klärung, um zu ermitteln, was überhaupt genau passiert ist. Wenn wir das getan haben, werden wir auch noch eine Erklärung dazu abgeben", sagte Heisig am Montag und fügte hinzu: "Mich trifft das schwer, weil ich selbst Schiedsrichter bin." Für seine Mannschaft sei der Vorfall ebenfalls sehr bitter. Sportlich sei das Team auf einem guten Weg. Er hoffe sehr, dass seine Mannschaft durch den Vorfall nicht in ein falsches Licht gerückt werde. Heisig betonte: "Eigentlich sind wir ein Paradebeispiel für Integration. Nationalität, Hautfarbe und Religion sind bei uns völlig unwichtig, wir wollen einfach Fußball spielen. In unserer Mannschaft spielen Rumänen, Moldauer, Kolumbianer, Deutsche und ein Bulgare."

Die Partie gegen Abdin III sei insgesamt sehr emotional gewesen, sagte Heisig. Nach der Roten Karte gegen einen Ganderkeseer habe der Schiedsrichter sich dann bedroht und bedrängt gefühlt, wie ihm berichtet worden sei. Heisig: "Er hat das Spiel daher abgebrochen, und da vertraue ich auch vollkommen darauf, dass der Schiedsrichter die richtige Entscheidung getroffen hat. Vielleicht hätte man vorher das Stopp-Konzept anwenden können, weil das Spiel eben so emotional war. Das hat der Schiedsrichter nicht getan, aber das ist auch sein gutes Recht."

Lob für den Schiedsrichter

Das Stopp-Konzept des Deutschen Fußball-Bundes sieht vor, dass der Unparteiische beide Mannschaften in ihren jeweiligen Strafraum schickt und sich im Mittelkreis mit den Trainern und Kapitänen bespricht, um eine aufgeheizte Situation zu beruhigen. "Bei knisternder Stimmung kann das eine Möglichkeit sein, aber wenn der Schiedsrichter attackiert wird, ist das etwas anderes. Dann ist ein Spielabbruch der absolut richtige Schritt", sagte Schiedsrichter-Obmann Theile. Allgemein habe sich der Unparteiische Kalkowski in Ganderkesee vollkommen richtig verhalten. "Er hat die Situation gut abgearbeitet. Nach dem Spiel haben wir direkt telefoniert. Ich habe ihm geraten, eine Nacht darüber zu schlafen und dann am Montag den Bericht zu schreiben. Alles Weitere entscheidet das Sportgericht", sagte Theile.

Dass die Attacken auf Schiedsrichter im Kreis Oldenburg-Land/Delmenhorst zugenommen haben, könne er im Allgemeinen nicht berichten, erklärte der Schiedsrichter-Obmann. Die aktuellen Vorfälle bei den Spielen zwischen Großenkneten III und Baris II sowie zwischen Ganderkesee III und Abdin III sorgen dennoch für einige Diskussionen. Der Baris-Akteur hatte den Unparteiischen ebenfalls nach einer Roten Karte geschubst. Das Sportgericht befasst sich auch mit dieser Partie, hat aber noch keine Entscheidung getroffen. Harald Theile hofft, dass die beiden äußerst unerfreulichen Vorfälle in seinem Fußballkreis nun immerhin allen Fußballern noch einmal eines verdeutlichen: "Der Schiedsrichter wird nicht angefasst. Das lassen wir uns nicht gefallen."

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