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Delmenhorst und Oldenburg-Land Neue Regel: Wann Beruhigungspausen im Fußball zum Einsatz kommen

Fußball-Schiedsrichter können künftig Beruhigungspausen anordnen, wenn es auf dem Platz oder daneben zu hitzig wird. Was es damit auf sich hat und was das für den Kreis Oldenburg-Land/Delmenhorst bedeutet.
11.06.2024, 17:30 Uhr
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Neue Regel: Wann Beruhigungspausen im Fußball zum Einsatz kommen
Von Christoph Bähr

Der Schiedsrichter pfeift, hebt beide Arme über den Kopf und überkreuzt die Handgelenke. Diese Geste sollten sich Fußballer merken, denn sie könnte in der kommenden Saison auf dem Platz zu sehen sein. Auf diese Art zeigen Unparteiische an, dass es eine Beruhigungspause gibt, weil es zu hitzig geworden ist. Anschließend kann der Schiedsrichter beide Teams in ihren jeweiligen Strafraum schicken, indem er die Arme auf Schulterhöhe zur Seite streckt. Dahinter steckt das Stopp-Konzept des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Dessen Ziel sei es, Spielabbrüche zu vermeiden und Gewalt zu reduzieren, teilte der Verband mit. Das Konzept stammt aus dem Württembergischen Fußball-Verband und wurde von den Regelhütern des IFAB (International Football Association Board) auf Initiative des DFB etwas angepasst. Nun beginnt die Pilotphase.

Wird das Konzept im Kreis Oldenburg-Land/Delmenhorst umgesetzt?

Ja, umgesetzt werden soll das Konzept in der neuen Spielzeit in allen Ligen unterhalb der Regionalliga. Der Fußballkreis Oldenburg-Land/Delmenhorst hat sich bereits auf die Neuerung eingestellt. "Wir haben das Thema schon angerissen und werden unsere Schiedsrichter bei einem Lehrabend vor der neuen Saison einweisen, damit sie wissen, wie sie das Konzept anwenden können", erklärt Harald Theile.

Der Schiedsrichter-Obmann des Kreises Oldenburg-Land/Delmenhorst hält die Beruhigungspausen für sinnvoll und betont: „Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, jetzt müssen wir sehen, wie sich das Ganze entwickelt. Ein Spielabbruch sollte immer das letzte Mittel sein.“ Wenn das Stopp-Konzept dazu führe, dass es weniger Abbrüche gebe, sei das zu begrüßen, sagt Theile. „Ein Spielabbruch ist immer mit Aufwand verbunden. Das Sportgericht muss eine Entscheidung fällen, es werden Strafen fällig.“

In welchen Fällen soll es Beruhigungspausen geben?

Der DFB nennt in seinen Ausführungen mehrere beispielhafte Situationen, die eine Beruhigungspause erforderlich machen könnten: „Unsportlichkeiten und Tätlichkeiten, Rudelbildungen, massive verbale Anfeindungen von außen und heftige Auseinandersetzungen, die die Sicherheit der Akteure gefährden“. Generell gelte es, auf das neue Mittel zu setzen, wenn sich eine Eskalation anbahne. Auch wenn die Stimmung unter den Zuschauern zu hitzig wird, kann der Schiedsrichter eine Beruhigungspause anordnen. In dem Fall schickt er allerdings die beiden Mannschaften nicht in ihren jeweiligen Strafraum. Die Geste mit den ausgestreckten Armen entfällt dann.

Beim Kreisliga-Spiel zwischen dem SV Baris und dem Delmenhorster TB kam es Ende März beispielsweise zu Auseinandersetzungen unter Zuschauern, die zum Abbruch führten. In solch einem Fall könne der Unparteiische künftig auch zunächst eine Beruhigungspause anzeigen und abwarten, ob sich die Lage wieder beruhige, sagt Theile. Er fügt hinzu: „So etwas ist immer auch eine Sache der Erfahrung. Ein Schiedsrichter mit mehr Routine hat eher die Ruhe, um dann erst einmal abzuwarten.“

Wie läuft die Beruhigungspause ab?

Wenn beide Mannschaften sich in ihrem jeweiligen Strafraum befinden, bittet der Schiedsrichter die Kapitäne im Mittelkreis zum Gespräch. Bei Jugendteams übernehmen die Trainer diese Aufgabe. Ansonsten sollen die Offiziellen und Auswechselspieler während der Pause an der Auswechselbank bleiben, sonst werden sie verwarnt. Wie lange die Unterbrechung dauert, entscheidet der Unparteiische. Er kann laut DFB-Vorgabe maximal zwei Beruhigungspausen während eines Spiels anordnen. Sollte eine weitere Unterbrechung erforderlich sein, muss er die Partie abbrechen. Der Unparteiische muss die Beruhigungspausen im Spielbericht aufführen.

Sind sofortige Spielabbrüche weiterhin möglich?

Ja, sollten die Vorfälle gravierend sein, kann der Unparteiische das Spiel auch weiterhin sofort abbrechen. Als Beispiel nennt Harald Theile die A-Jugend-Kreisliga-Partie zwischen dem TuS Hasbergen und dem FC Hude Ende Mai. Hinter dem Rücken des Schiedsrichters soll ein Hasberger Akteur einen Gegenspieler geschlagen haben. Hudes Trainer holte daraufhin seine Mannschaft vom Feld. "Wenn das eine Team vom Platz geht, kann der Schiedsrichter das Spiel natürlich nur abbrechen", hält Theile fest.

Wie ist die allgemeine Lage bei den Schiedsrichtern im Kreis Oldenburg-Land/Delmenhorst?

Laut Schiedsrichter-Chef Theile ist der Kreis Oldenburg-Land/Delmenhorst kein Brennpunkt für Gewalt gegen Schiedsrichter. "Wir leben zwar nicht auf der Insel der Glückseligen, aber es gibt andere Kreise, in denen deutlich mehr los ist", sagt er. Derzeit sei alles im Rahmen. Das sei auch den Ansetzern zu verdanken. "Sie sind lange im Geschäft und kennen die Verhältnisse. Daher können sie schon erahnen, welche Paarungen brisant werden könnten. Dafür setzen sie dann erfahrene Schiedsrichter an", erklärt Theile. Die Anzahl der Unparteiischen sei aktuell zudem ausreichend. "Da sieht es ganz gut aus, aber man muss immer dran bleiben. Gerade die Mädchen hören momentan zu schnell auf, das wollen wir ändern", betont der Schiedsrichter-Chef.

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Welche Regeln sich noch ändern

In der neuen Fußball-Saison gibt es einige kleinere Änderungen bei der Regelauslegung. Unabsichtliche, aber strafbare Handspiele im eigenen Strafraum, die zu einem Elfmeter führen, werden künftig weniger hart bestraft als absichtliche Handspiele. Dann gibt es nur die Gelbe statt die Rote Karte. Bei Zeitstrafen, die im Juniorenbereich eingesetzt werden, darf der bestrafte Spieler erst in einer Spielunterbrechung auf den Platz zurückkehren und nicht, wie bisher, während der laufenden Partie. Bei einem Elfmeter werden Vergehen der Mitspieler nur dann geahndet, wenn sie den Strafstoß beeinflussen.

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