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Wüstenlander Hof Gastronomie in Hude: 25-Jähriger erfüllt sich Traum

Vom Flüchtling zum Gastronomen: Kaid Omar hat sich seinen Traum erfüllt und führt nun die Wüstinger Traditionsgaststätte. Gemeinsam mit seinem Onkel bringt er frischen Wind in den Wüstenlander Hof.
11.06.2025, 11:33 Uhr
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Von Christin Hufer

Kaid Omar geht durch die große gläserne Eingangstür, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Unzählige Male hat er die Schwelle schon übertreten. Im Restaurant ist es noch dunkel, schwache Sonnenstrahlen bahnen sich durch die großen Fensterscheiben ihren Weg. An diesem Vormittag herrscht komplette Stille. Doch in der Luft liegt noch der Essensgeruch vom Vortag. Hier wurden sicher bis spät am Abend Bestellungen aufgenommen, volle Teller zu den Tischen balanciert, Biere gezapft.

Omars Blick fällt direkt auf den Tresen, hinter dem im gläsernen Regal frisch polierte Bier-, Wein- und Wassergläser platziert sind. Alles steht genau da, wo es hingehört. Auch der 25-Jährige steht genau da, wo er hingehört: in seinen Wüstenlander Hof.

Sie verbindet mehr als ein gemeinsamer Traum

Omar betreibt die Wüstinger Traditionsgaststätte seit vergangenem Spätsommer. Während Omar kocht, mitsamt Einkauf und allem, was dazu gehört, ist sein Onkel Arkan Alias für den Service zuständig. Was die beiden verbindet, ist nicht nur der gemeinsame Traum, den Wüstenlander Hof zu neuem Leben zu erwecken. Vielmehr ist es ihre gemeinsame Geschichte – die geprägt ist von Fluchterfahrung, Angst und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Omar war 15 Jahre alt, als er als Jeside aus dem Irak vor dem Terror des Islamischen Staates flüchten musste. Bis dato war im Leben des Jungen kein Platz für Träume. Hass, Angst und Terror seien in seiner Lebenswelt so präsent gewesen, dass er sich nie die Frage gestellt habe, was er in seinem Leben eigentlich möchte, sagt Omar. Bis 2015.

Omars Onkel Alias war sein erster Kontakt in Deutschland, seine erste Bezugsperson. „Ich war sein Vormund“, sagt der heute 43-Jährige, der bereits einige Jahre vor Omar nach Deutschland gekommen war. Er half dem damals 15-Jährigen bei seiner Flucht und sorgte für ihn. Denn Omars Eltern konnten erst 2018 nach Deutschland kommen. „Mir fiel es nicht leicht, ihn wieder herzugeben“, sagt Alias liebevoll lachend.

Ein eingespieltes Team

Heute sind die beiden im Wüstenlander Hof ein eingespieltes Team. Alias hatte zuvor noch keine Erfahrung in der Gastronomie. Doch sein Neffe habe ihn mit der Idee, den Wüstenlander Hof zu übernehmen und den Menschen im Ort „ihre“ Gaststätte zurückzugeben, begeistert, sagt der 43-Jährige.

Etwas anders war es bei Omar. Der Wüstenlander Hof bedeutet ihm viel, sagt er. Denn er gab ihm die erste Hoffnung auf eine rosige Zukunft in Deutschland. 2016 habe er zunächst als Aushilfe in der Küche gearbeitet und bekam von seiner damaligen Chefin Maren Brüers, die die Gaststätte bis 2019 führte, die Chance, seine Ausbildung zum Koch dort zu machen. „Ich bin ihr dafür so dankbar. Sie hat mir die Chance gegeben, obwohl ich kaum Deutsch gesprochen habe. Aber auch allen anderen Mitarbeitern, die mich immer unterstützt haben, bin ich sehr dankbar“, sagt Omar.

Es folgten, nachdem Brüers aufgehört hatte, wenig erfolgreiche Jahre für den Wüstenlander Hof, sagt Omar. Letztlich schloss die Gaststätte 2024 für kurze Zeit, bevor er sie wieder öffnete.

Wüstinger kehren in Wüstenlander Hof zurück

Nach rund acht Monaten fühlt es sich für Alias so an, als hätte er schon immer in der Gastronomie gearbeitet. Und Omar ist stolz auf das, was er sich aufgebaut hat – und dankbar für das Vertrauen der Wüstinger, die wieder in den Wüstenlander Hof zurückzukehren. „Ohne sie geht es nicht. Wenn ich nicht die Vereine und die Veranstaltungen hätte, würde es nicht funktionieren“, sagt der 25-Jährige.

Mittlerweile habe sich das 14-köpfige Team eingespielt. Viele Mitarbeiter sind Familienmitglieder, sagt Omar. „Es ist auf jeden Verlass!“ Auch stehen ihm Brüers und ehemalige Kollegen noch immer unterstützend zur Seite.

Dass der einstige Flüchtling in seinem jungen Alter den Mut hatte, die Traditionsgaststätte zu führen, hat auch in den Medien für Aufmerksamkeit gesorgt. Über Omars Geschichte wurde eine Fernseh-Reportage gedreht – für ihn eine aufregende Zeit. Jetzt ist Omar von morgens bis teils spät in der Nacht in seinem Laden. Doch das stört ihn nicht, sagt er. Denn der Wüstenlander Hof ist sein Zuhause – der Ort, an den er hingehört.

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