Mit einem möglichen Gewicht von mehr als zehn Kilo und einer Körperlänge von bis zu 80 Zentimetern können Nutrias eine beachtliche Größe erreichen. Auch ihre Schneidezähne sind nur schwerlich zu übersehen. Dass die Nagetiere jedoch unentdeckt einen enormen Schaden an Deichen und in feuchten Gebieten anrichten können, würde man auf den ersten Blick möglicherweise nicht vermuten. Hans-Christ Herzer und Harm Heinemann vom Hegering Wüsting wissen aber um die Gefahren – insbesondere für die Deichsicherheit –, die von Nutrias ausgehen. Vor allem die starke und stetig wachsende Population der Tiere müsse stetig eingedämmt werden, sagen die Jäger.
Zahlen vervielfacht
Die Zahlen sind deutlich. In den vergangenen Jahren haben sich die Fälle, in denen Nutrias, auch Biberratten genannt, geschossen wurden, im Revier des Hegerings Wüsting vervielfacht. Wurden 2018 im Hegering-Gebiet lediglich fünf geschossen und 2021 schon 88, waren es 2023 bereits 224. „Sie vermehren sich explosionsartig“, sagt der Hegeringleiter Heinemann. Warum Nutrias eine Gefahr für den Deichschutz sind, wissen Herzer und Heinemann: Nutrias untergraben Deiche und Uferbereiche – so auch im Bereich der Hunte und der Ochtum. Das könnte vor allem bei extremem Hochwasser – so wie es zu Jahresbeginn akut war – gefährlich werden, weil die Stabilität aufgrund der Untergrabungen deutlich leidet und Deiche unterspült werden könnten.
Gefährliche Untergrabungen
Herzer erklärt, dass Nutrias ihrer Größe entsprechende Röhren mit Durchmessern von bis zu 60 Zentimetern in den Untergrund wühlen. Sie graben weitverzweigte Gänge in Uferbereiche und Böschungen. „Nutrias mögen es überall, wo es feucht ist“, sagt Herzer. Doch die Untergrabungen können zur echten Gefahr werden, weil sie zu großflächigen Uferabbrüchen führen können, so wie es in Bereichen an der Hunte zu beobachten ist. „Erst vor ein paar Tagen habe ich Fotos davon gemacht“, sagt der Jäger.
10.000 Euro Schaden
Aber nicht nur an der Hunte sind Zerstörungen durch Nutrias zu beobachten. Cord Hartjen ist Vorsitzender des 1. Oldenburgischen Deichbands, dem Heinemann als Ausschussmitglied des Wahlbezirkes 6 (Hude) ebenfalls angehört. Das Gebiet des Deichbandes erstreckt sich über die Gemeinden Berne, Lemwerder, Hude, Hatten, Ganderkesee, Wardenburg sowie die Städte Delmenhorst und zum Teil Oldenburg. Den massivsten Nutria-Schaden hat Hartjen vor einigen Jahren an einem Teil des Ochtum-Deiches festgestellt. Aufgrund der Unterwühlungen sei der Deich unterspült worden, sodass er auf einer Länge von rund 20 Metern erneuert werden musste. Der Schaden belief sich damals auf rund 10.000 Euro.
„Invasive Art“
Um die Nutria-Population in den Griff zu bekommen, stellt der Deichband Lebendfallen zur Verfügung, die in den jeweiligen Revieren von den Hegeringen betreut werden. Im Bereich der Ochtum sind 15 Fallen aufgestellt und an der Hunte um die 20. Generell unterliegen Nutrias als invasive Art dem Jagdrecht und können das ganze Jahr über geschossen werden.
Aber nicht nur für Deiche sind Nutrias ein Problem, sondern auch für die Landwirtschaft. Durch die Untergrabungen, die an der Oberfläche oftmals nicht sichtbar sind, sind bereits Landmaschinen und auch Rinder eingekracht, die sich von selbst nicht befreien können, erklärt Hartjen. Dass sich Nutrias auch künftig noch weiter vermehren werden, sind sich die Jäger sicher.