Im Juni hieß es noch, dass in allen drei Schlachtbetrieben im Landkreis Oldenburg keine Auffälligkeiten zu beobachten sind, doch jetzt meldet der Landkreis Oldenburg einen kleinen Ausbruch: „In einem Schlachtbetrieb in der Stadt Wildeshausen gibt es vermehrte Infektionen mit dem Corona-Virus Sars-Cov-2“, teilte Landkreis-Sprecher Oliver Galeotti am Dienstagnachmittag mit. Am Montag hatte es in dem Unternehmen eine erneute Reihentestung gegeben, 50 Mitarbeiter, teilweise Werkvertragsarbeiter, wurden untersucht, bei 23 war der Test positiv. Zwölf der betroffenen Mitarbeiter leben im Landkreis Oldenburg. Und übrigens sollen alle Betroffenen in privaten Unterkünften leben. Ein massenhafte Ausbreitung wie nun im Kreis Gütersloh im Tönnies-Schlachthof ist also unwahrscheinlicher.
„Dies ist ein erschreckendes Ergebnis. Wir werden nun entschlossen und zielgerichtet mit dem Unternehmen Maßnahmen durchführen, um die Verbreitung des Virus möglichst einzudämmen und die Ursachen entsprechend aufarbeiten“, sagte Landrat Carsten Harings. Ab diesem Mittwoch werden unverzüglich alle Mitarbeiter des Schlachtbetriebes erneut getestet. „Die mehrheitlich an der Geestland Putenspezialitäten (GPS) beteiligte PHW-Gruppe hat ein akkreditiertes externes Labor mit der Testung aller rund 1100 Produktionsmitarbeiter auf Covid-19 beauftragt“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Ergebnisse werden dann vermutlich ab Freitag vorliegen. Das Gesundheitsamt des Landkreises Oldenburg verfügte für Kontaktpersonen ersten Grades wie auch für die direkten Arbeitskollegen sofortige Quarantäne.
Hinweise auf ein mögliches Infektionsgeschehen hatte die Kreisverwaltung am vergangenen Sonntag erhalten. Eine Mitarbeiterin aus dem Betrieb erhielt, nachdem sie sich wegen Symptomen hatte untersuchen lassen, ein positives Testergebnis auf das Coronavirus. Es war das Wochenende, an dem der Landkreis nach einer längeren Corona-Pause wieder zwei neue Fälle meldete: Diese zweite Person arbeitet allerdings nicht in besagtem Schlachtbetrieb, aber es besteht ein privater Kontakt zur positiv getesteten Schlachthof-Mitarbeiterin.
"Am Wochenende hatte GPS Kenntnis von einer an Covid-19 erkrankten Mitarbeiterin bekommen und unverzüglich gehandelt: 32 Mitarbeiter, die über den Schichtbetrieb in Kontakt mit der erkrankten Mitarbeiterin stehen und deren Wohnorte bekannt sind, erhielten vom Unternehmen die Anweisung, vorsorglich zu Hause zu bleiben und zunächst nicht in den Betrieb zurückzukehren", erklärte Frank Schrodter, bei der Agentur Engel & Zimmermann für die Unternehmenskommunikation von GPS zuständig. GPS-Geschäftsführer Norbert Deeken betonte: "Wir haben unverzüglich gehandelt, arbeiten eng mit der Behörde zusammen und wollen rasch Klarheit schaffen. Daher haben wir uns, ohne zu zögern, zu dieser umfangreichen Maßnahme entschlossen."
32 der 50 jetzt getesteten Personen gehören zur Schicht der infizierten Mitarbeiterin. 18 Personen kommen aus anderen Arbeitsgruppen. Sie wurden wegen auftretender Symptomatiken getestet. „Auch für diese Arbeitsgruppen, die heute schon getestet werden und die rund 150 Personen umfassen, verfügt die Kreisverwaltung eine Quarantäne, um mögliche Infektionsketten schnell zu unterbrechen“, betonte Landkreissprecher Galeotti.
Im Juni waren über 1100 Mitarbeiter getestet worden
Erst Anfang Juni waren über 1100 Mitarbeiter getestet worden. Dabei war lediglich ein positiver Fall festgestellt worden, übrigens auch ein Werkvertragsbeschäftigter, der aber in Delmenhorst in seiner privaten Unterkunft lebte und sich mutmaßlich im privaten Umfeld angesteckt hatte. Von den aktuell 23 Infizierten wurden bei der vorherigen Testreihe 22 Personen negativ getestet. Ein Mitarbeiter ist neu in dem Betrieb und war bei der Testung Anfang Juni nicht dabei. „Den Grund für die erneuten Infektionen wollen wir nun ermitteln. Es gibt erste Ansätze, jedoch werden wir nicht spekulieren. Wir halten uns an Fakten“, führte Harings aus. Ob und welche zusätzlichen Maßnahmen durchgeführt werden müssen, hänge mit der weiteren Entwicklung des Infektionsgeschehen und der weiteren Ermittlung der Kontaktpersonen der aktuell Infizierten zusammen. Zur Unterstützung bei der weiteren Kontaktermittlung hat die Kreisverwaltung beim Niedersächsischen Landesgesundheitsamt zusätzliche Containment-Scouts angefordert.
Zu den Maßnahmen von GPS gehört unter anderem, dass alle Beschäftigten ständig auch in ihren Muttersprachen über die Hygieneregeln im Betrieb informiert werden. Es wurden zusätzliche Pausenräume geschaffen, damit Abstandregelungen eingehalten werden können, die Schichten wurden – wie in vielen anderen Betrieben – getrennt. Für die Werkvertragsarbeiter wurden zusätzliche Fahrgemeinschaften gebildet, damit in den Wagen nicht mehr so große Gruppen eng zusammensitzen, auch wurden zusätzliche Wohneinheiten geschaffen, „für den Fall, dass eine Corona-Infektion auftritt“. GPS weist zudem darauf hin, dass ein großer Teil der Werkvertragsbeschäftigten privat eine Wohnung mietet, die natürlich der Kontrolle des Unternehmens entzogen sei. Bei den zur Verfügung gestellten Unterkünften werde die niedersächsische Wohnstättenverordnung eingehalten, „nach dieser dürfen maximal zwei Personen in einem Zimmer leben“. Zudem würden die Wohnungen regelmäßig unangekündigt von einem unabhängigen Zertifizierer inspiziert.
Nachdem im Juni der eine Mitarbeiter positiv getestet worden war, hatte auch der Landkreis Oldenburg in einer Mitteilung konstatiert: Die Firma hat nach Einschätzung des Gesundheitsamtes ein schlüssiges Hygienekonzept und die entsprechenden Regeln vor Ort sehr gut umgesetzt."
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