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Architekt legt erste Skizzen vor Countdown für ein Mammutprojekt

Die Vorplanung für die Modernisierung der Berufsbildenden Schulen Osterholz-Scharmbeck steht. Der Landkreis will in mehreren Abschnitten rund 53,5 Millionen Euro verbauen. Im Sommer 2022 soll's losgehen.
17.06.2021, 21:30 Uhr
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Countdown für ein Mammutprojekt
Von Bernhard Komesker

Landkreis Osterholz. Allmählich wird sie konkreter, die lange geplante und millionenschwere Modernisierung der Berufsbildenden Schulen (BBS) in Osterholz-Scharmbeck. Im Schulausschuss des Kreistags stellte der beauftragte Architekt Friedemann Jung jetzt erste Skizzen zu Sanierung und Erweiterung vor, die im Sommer 2022 beginnen soll. Demnach soll das Schulgebäude nach Süden hin gen Parkplatz vergrößert werden; zudem sind dort sowie im Osten bei den Werkstätten auch eigene Neubauten geplant. "Das Herausfordernde ist das sehr breite Bildungsangebot der Schule", erklärte Jung, der für das Osnabrücker Planungsbüro PBR tätig ist.

Die vielfältigen Nutzungen "von laut bis leise", Handwerk und Gymnasien, sollen im Zuge des Projekts neu sortiert und möglichst entzerrt werden; in einigen Bildungszweigen für die insgesamt rund 2000 Schülerinnen und Schüler sind und bleiben Theorie und Praxis allerdings auch eng miteinander verzahnt. "Das Ergebnis sieht nach Tetris aus", bekannte Jung, als er seine Präsentation den Abgeordneten im Sitzungssaal erläuterte. Der Anbau beim südlichen Parkplatzeingang soll nach der mittlerweile abgeschlossenen Vorplanung der neue Haupteingang werden und Cafeteria sowie Produktionsküche beherbergen.

Neubau auf der Wiese

Auf der Wiese gegenüber ist ein Neubau geplant, der im Parterre die Verwaltung mit Sozialarbeit und Jugendberufsagentur beherbergen soll. In der ersten und zweiten Etage sollen Sozialpädagogik und Gesundheit angesiedelt werden - Bereiche, die zum Teil momentan noch im Altbau an der Bahnhofstraße untergebracht sind. Der Landkreis will den Ursprungsstandort aufgeben, wenn an der Straße Am Osterholze alles fertig ist. Auch im Osten des BBS-Geländes, gen Bahnlinie, ist ein neuer Baukörper geplant; der Architekt nennt ihn "werkstättisch" und sieht dort unter anderem die Kfz-Technik und im ersten Stock den Elektrobereich vor.

Wenn die Neubauten und Erweiterungen fertig sind, geht es an die Modernisierung des Bestands: zunächst im heutigen Werkstattbereich mit dem sogenannten Shed-Dach, anschließend im Norden, gen Zufahrt zum Kreishaus II. Zuletzt sollen der Zentralbereich und die beiden westlichen Flügel modernisiert werden, die zur Straße Am Osterholze hin weisen. Die Erste Kreisrätin Heike Schumacher erklärte, der Landkreis gehe bei alledem schrittweise vor. "Die Schule muss auch atmen und sich weiter entwickeln können." Der jetzige Stand sei das Ergebnis eines vielfältigen Konsultationsverfahrens mit allen Beteiligten.

Anspruchsvoller Zeitplan

Es sei "schon ein hehres Ziel", den ersten Spatenstich für die Sommerferien 2022 vorzusehen, setzte die Dezernentin hinzu und verwies auf den aktuellen Materialmangel am Bau. Bernd Rugen von der Linksfraktion stellte daher prompt die Preis-Frage. "Ich rechne mit deutlichen Kostensteigerungen", so Rugen. "Wie verhalten wir uns dann?" Heike Schumacher erwiderte, für eine Antwort sei es noch zu früh. Im Moment seien Fragen zu Kostenrahmen und Bauzeit kaum zu beantworten.

Finanziell plane die Verwaltung einstweilen mit dem Rahmen, den der Finanzausschuss im Herbst 2020 erweitert und abgesteckt hatte. Schumacher: "Wir hoffen, dass wir das einigermaßen halten können". Seinerzeit war der Finanzbedarf auf insgesamt 53,5 Millionen Euro taxiert worden. Gut 60 Prozent dieser Kosten werden bereits in der Finanzplanung bis 2024 abgebildet, 21 Millionen Euro sind ab 2025 im Kreishaushalt vorzusehen.

Jugendwerkstatt zu den BBS?

Wilfried Pallasch (Bürgerfraktion) sagte, er sei angesichts der unverändert positiven Entwicklung der Kreisfinanzen zuversichtlich, dass sich das Projekt stemmen lässt. Unerwartete Überschüsse (wir berichteten) dürften im vergangenen Halbjahr geholfen haben, die Finanzierungslücke weiter zu schließen. "Aber natürlich wird der Kelch der steigenden Baukosten auch an uns nicht vorbei gehen", setzte Pallasch hinzu. Er regte außerdem eine Prüfung an, die Jugendwerkstatt zurück aufs BBS-Gelände zu holen. Der Zeitpunkt sei günstig dafür.

Seit mehr als 13 Jahren befindet sich die Landkreis-Einrichtung an der Sandbeckstraße. Dort können Jugendliche und junge Erwachsene den Hauptschulabschluss nachholen oder sich in Theorie und Praxis für eine Ausbildung im Bereich Holz oder Metall qualifizieren. Pallasch sagte, der Landkreis bekomme die Miete für die Werkstatt unabhängig vom Standort aus EU- und Landesmitteln erstattet. An der Sandbeckstraße könnten die benachbarten Sportler einziehen, die sich mit Neubauplänen tragen. "Es wäre eine Win-win-Situation", so der Sprecher der Bürgerfraktion.

Pädagogische Bedenken

Heike Schumacher schien nicht restlos überzeugt. Zielgruppe der Werkstatt seien Menschen, die sich mit dem Schulsystem schwer getan hätten und daher in einem anderen System aufgefangen würden. Prinzipiell sei Pallaschs Vorschlag nicht abwegig und werde von der Verwaltung auch geprüft. Festzustellen sei aber, dass den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Jugendwerkstatt gut tue, sich in der Werkstatt nicht innerhalb eines klassischen Schulangebots zu befinden.

Zur Sache

Hochbau macht Kopfzerbrechen

Baupreissteigerungen und Kapazitätsprobleme im Hochbau machen nicht nur Häuslebauern zu schaffen. Auch die öffentliche Hand ist betroffen. Landkreis-Sprecherin Jana Lindemann bestätigt: Vor allem bei kurzfristigen oder zeitgebundenen Aufträgen komme es immer wieder vor, dass das Handwerk passen müsse. Besondere Engpässe kennzeichnen nach den Erfahrungen der Kreisverwaltung momentan die Branchen Elektro und Heizung/Lüftung/Sanitär. "Das erschwert die Vergabe öffentlicher Aufträge schon seit einiger Zeit", sagt Lindemann.

Während die Vergabestelle im Tiefbau durchaus zufrieden sei mit Angebotslage und Kosteneinhaltung, seien nun das Nachschubproblem und der Preisanstieg hinzugekommen. "Holzprodukte haben sich signifikant verteuert, aber auch andere Baustoffe wie Rohre, Kabel und Dämmmaterialien sind nach Auskunft der Firmen betroffen." Das habe in Einzelfällen zur Aufhebung wegen Kostenüberschreitung geführt, sodass manche Kommune neu ausschreiben und vergeben musste. Am Ende konnten aber bisher noch alle Aufträge erteilt werden, so Lindemann.

Es sei abzuwarten, ob es dabei bleibt, denn weil manch ein Gemeindehaushalt gerade erst genehmigt worden sei, steht die Bietersuche vielerorts noch ganz am Anfang. Planer und  Architekten seien dazu übergangen, die Teuerung bei ihrer Kalkulation bereits einzupreisen, so die Kreis-Sprecherin. Die Behörden seien bis zum Ende der Bieterfrist auch gesprächsbereit, um mit dem Interessenten über alternative Herstellungsweisen zu beraten, bevor dessen Firma ihr finales Angebot abgibt.

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