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Bundestagswahl CDU-Kandidat Mattfeldt gewinnt Wahlkreis Osterholz-Verden

Andreas Mattfeldt hat sich abermals durchgesetzt und den Wahlkreis Osterholz-Verden gewonnen. Bei seinen Mitbewerbern reichen die Emotionen von Freude bis hin zu Enttäuschung.
23.02.2025, 21:00 Uhr
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Von Lutz Rode Jörn Dirk Zweibrock Brigitte Lange Felix Gutschmidt

Der Langwedeler CDU-Politiker Andreas Mattfeldt hat zum fünften Mal in Folge die meisten Stimmen im Wahlkreis Osterholz-Verden geholt. Er zieht damit für eine weitere Legislaturperiode in den Bundestag ein. Vollends zufrieden ist der 55-Jährige, der die Region seit 2009 im Bundestag vertritt, am Wahlabend aber nicht. Jubel jedenfalls will nicht so recht aufkommen, als im Fernsehen das erste Mal die bunten Balken erscheinen. Mattfeldt hat zur Wahlparty ins Waldschlösschen in Daverden eingeladen. Während im Hintergrund das Wahlkampfteam noch schnell die "Danke"-Sticker verteilt, die ab Montag auf die Wahlplakate geklebt werden sollen, richten sich die Blicke vorne im Saal auf die Leinwand. Die ersten Zahlen nach dem Schließen der Wahllokale nehmen die Anwesenden zurückhaltend zur Kenntnis. Den größten Applaus gibt es um kurz nach 18 Uhr für die hohe Wahlbeteiligung.

"Ich hätte mir eine drei am Anfang gewünscht", sagt Mattfeldt, der nun eine schnelle Regierungsbildung fordert. "Die Arbeit geht jetzt los", sagt er am späten Abend. "Wir müssen jetzt liefern". Dass die AfD als zweitstärkste Kraft aus der Wahl hervorgeht, sollte den anderen Parteien zu denken geben, meint Mattfeldt. "Wir müssen darauf reagieren", sagt der 55-Jährige. "Das rate ich auch meinen Freunden von der SPD." Denn es seien "nicht nur Nazis, die die wählen". Er halte die Spitze der AfD in großen Teilen für völkisch-nationalistisch, aber nicht die Wähler.

Betretenes Schweigen derweil auf der Wahlparty der Verdener Sozialdemokraten: „Das Ergebnis ist nicht zufriedenstellend“, sagt Direktkandidatin Özge Kadah (SPD). Die großen Parteien hätten einen massiven Vertrauensverlust erlitten, den es wieder wettzumachen gelte. Nun müsse für stabile Verhältnisse im Bund gesorgt werden. Chancen auf einen Einzug in das Parlament hätte sie nur über den Gewinn des Direktmandats gehabt: "Ich stehe auf Platz 24 der SPD-Landesliste.“ Ein kleiner Junge macht ihr auf der Wahlparty Mut: „Du kannst es ja in vier Jahren nochmal versuchen.“

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Seit den ersten Hochrechnungen ist jegliche Anspannung von Lena Gumnior abgefallen. Die Direktkandidatin der Bündnis-Grünen ist sich sicher: „Jetzt packe ich meine Koffer.“ Über die Landesliste hat es die 32-jährige Juristin in den Bundestag geschafft. Bei zwölf Prozent würden etwa neun niedersächsische Grünen-Kandidaten nach Berlin gehen. Ihr Name steht auf Platz fünf. Gut 60 Personen sind an diesem Abend zur Wahlparty in die Mühle von Rönn nach Osterholz-Scharmbeck gekommen. Die Stimmung: nicht euphorisch, aber gut. Die Gäste schätzen die Lage ähnlich ein wie Gumnior: „Wir sind die einzige Partei der Ampel-Regierung, deren Werte stabil geblieben sind; das ist schon ein Erfolg“, sagt sie.

Bei den Linken im Kreisverband Osterholz bricht Jubel aus, als kurz nach der Schließung der Wahllokale die Hochrechnungen im Fernsehen zu sehen sind. Ihre Party im altehrwürdigen Diedrichshof in Worpswede haben sie unter das Motto „Sekt oder Selters?“ gestellt. Nachdem die ersten Zahlen aufblitzen, legt sich Direktkandidat Herbert Behrens fest. „Ich tendiere klar zum Sekt“, sagt der 70-jährige Osterholz-Scharmbecker in der Runde mit rund 40 Leuten. Behrens selbst erhält kein weiteres Mandat im neuen Bundestag, nachdem er von 2009 bis 2017 Abgeordneter war. Trotzdem ist er in Feierlaune, weil die Linke zuletzt in den Umfragen zugelegt hatte und sich abzeichnete, dass die Fünf-Prozent-Hürde für sie kein Thema mehr sein würde. Womit das zusammenhängt, ist auch auf der Party zu sehen: Viele junge Gesichter tummeln sich im Diedrichshof. Behrens berichtet, dass in den Kreisverband seit Januar 25 neue Mitglieder eingetreten sind, überwiegend junge Leute.

Die FDP verfolgt den Wahlabend ohne ihren Spitzenkandidaten Gero Hocker. Der Achimer ist am Sonntag nach Hannover gereist und fährt in der Nacht weiter nach Berlin. Ob der der 49-Jährige dort eine weitere Legislaturperiode ein Büro in Berlin haben wird, ist am frühen Abend noch offen. "Man muss gute Nerven haben, wenn man in der FDP ist", sagt Hocker im Gespräch mit dem WESER-KURIER. Er hofft zunächst – nicht nur mit Blick auf seine Partei und sein Bundestagsmandat – dass die FDP im Parlament vertreten bleibt. Gegen 22 Uhr ist von dieser Hoffnung nicht mehr viel übrig. Es zeichne sich ab, dass die Liberalen im nächsten Bundestag nicht mehr vertreten sind, sagt Hocker gegen 22 Uhr. Damit endet auch seine Zeit als Abgeordneter, doch das ist für ihn in diesem Moment das kleinste Problem. "Ich habe eine Ausbildung und habe studiert", sagt der 49-Jährige. "Um mich mache ich mir keine Sorgen." Kopfzerbrechen bereite ihm vielmehr, "was die politische Kultur und das Lösen von Problemen angeht".

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