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Symbole für eine Krise Von der Rolle des Glücks

Die Rolle Klopapier hat das Zeug zu einem Sinnbild für die Coronaepidemie zu werden. Jetzt haben auch Künstler sie für sich entdeckt.
30.03.2020, 05:00 Uhr
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Von Cornelia Hagenah und Peter von Döllen

Osterholz-Scharmbeck/Worpswede. Das gute alte Klopapier ist zumindest in Deutschland auf dem besten Weg zu einem Symbol der Corona-Pandemie zu werden. Kein Wunder, wenn nun auch Künstler und Karikaturisten die eigentlich profane Papierrolle entdecken. Dazu gehören beispielsweise Ekke Dahle aus Osterholz-Scharmbeck und Hannelore Casper aus Worpswede.

Spontaner Einfall

Das Toilettenpapier ist für Ekke Dahle eine banale Erscheinung für ein ernstes Thema. Die Idee zu seiner Zeichnung sei ihm spontan gekommen, wie meistens bei seinen Karikaturen. „Ich fand es witzig. Wenn man in einen Supermarkt oder Drogeriemarkt geht, ist ein Regal immer leer“, erläutert Dahle. Das Produkt sei immer ausverkauft. Es entstehe der Eindruck, das Papier werde zu Tausenden von Kubikmetern herausgeschleppt. „Es knistert ja überall zu diesem Thema. Da drängte es sich ja auf“, so Dahle weiter.

Sein Bildhauer, der die Rolle des Glücks zu seinem Modell erkoren hat, soll aber keine Mahnung oder ein Vorwurf sein. Es ist, wie bei Karikaturisten häufig, einfach eine Beobachtung der Gesellschaft. Und derzeit drehe sich halt sehr viel um den Coronavirus.

Man brauche auch mal etwas zum Schmunzeln oder Lächeln in dieser schweren Zeit, findet auch Hannelore Casper. Die Kunst helfe ihr dabei. Doch den Ton hat die Keramikerin zunächst beiseite gelegt und jetzt zu Stift, Papier und Pinsel gegriffen. Kunst sei ein guter Filter, etwas für die Seele, meint die Künstlerin, die ihre Gedanken kreativ auf der zweidimensionalen Fläche umsetzt. Anstoß gab ihr ein Projekt der Kunstschule Paula: Der lebendige Galerieraum macht seit einigen Tagen über Facebook täglich Themenvorschläge zum Malen – nicht nur für Kinder.

Die Idee entsprang einer Performance der Dozentin Judith Biehler, die ihre Anregungen auf einer Papierrolle notierte, die nun als Inspiration für das jeweilige Tagesmotto dient. Hannelore Casper, die ebenfalls Kurse an der Kunstschule Paula leitet, fand die Idee „einfach klasse“ und griff zum Pinsel. Als am vierten Tag das Motto „Male den Himmel auf Erden“ lautete, entstand die Idee zu diesem Bild. „Alle reden gerade von Klopapier“, meint sie. Zudem erhielt sie in dieser Zeit auch ein Video mit einem Hund, der Toilettenpapier stahl. „Das fand ich total albern“, sagt sie und meint, man könne sich auch auf humorvolle Art mit der Situation auseinandersetzen.

Der thronende König

So entstand die Idee zu ihrem Bild vom thronenden König. „Man braucht ein wenig was zum Lachen“, meint sie. Und mit der Kreativität entsteht derzeit noch ein weiterer positiver Aspekt. Der Kontakt mit den jungen Kollegen, mit denen sie sich jetzt nur noch über die sozialen Medien austauscht, sei toll, schwärmt sie. Sie engagieren sich sehr. So hat die Dozentin ihnen auch schon dieses Bildchen geschickt und viele positive Rückmeldungen erhalten. Begeistert sagt Casper: „Man schickt etwas in die Welt und dann kommt was zurück“.

Die sozialen Kontakte funktionieren jetzt anders, sind für sie aber sehr wichtig. Die Keramikerin bleibt zu Hause, geht ab und zu in den Garten und wird weiterhin den Zeichenstift zum Schwingen bringen. Vielleicht nicht jeden Tag, aber sie weiß, über die kreative Ebene wird sie mit ihren Mitmenschen in Kontakt bleiben und vielleicht den einen oder anderen zum Schmunzeln bringen.

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