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Frühstück bei ... Harald Maack Der Tag beginnt mit Tee im Bett

Ohne Frühstück geht bei Schauspieler Harald Maack in Scharmbeckstotel gar nichts. Er und seine Frau beginnen den Tag am liebsten mit einer Tasse Tee und einem guten Gespräch – im Bett.
17.08.2018, 18:50 Uhr
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Von Ulf Buschmann

Osterholz-Scharmbeck. Obst, Aufschnitt, selbstgemachte Marmelade, Käse und für jeden ein Ei. Der Frühstückstisch bei Harald Maack ist schön gedeckt und macht Lust auf eine gemütliche Runde. Für den Schauspieler und seine Frau ist das eher ungewöhnlich. „Wir frühstücken gewöhnlich dort“, zeigt Harald Maack auf zwei Plätze in der Nähe der offenen Küche. Aber heute, an diesem gewöhnlichen Wochentag, ist es anders. Der Wahl-Osterholzer bekommt Besuch vom OSTERHOLZER KREISBLATT, also geht es gemütlich zu. Nur seine Ehefrau hat nichts davon. Sie führt ein Optiker-Geschäft in Hemelingen und muss sich sputen.

Es ist ein schöner Blick rund ums Haus: auf der anderen Straßenseite ein ehemaliger Hof, zu dem auch das Maacksche Grundstück einmal gehörte. Auf der einen Seite scheint die Sonne durch die blühenden Pflanzen durchs Fenster, nach hinten hinaus liegt eine Wiese. Sie gehört dem letzten in Scharmbeckstotel verbliebenen Vollerwerbs-Landwirt. Eine Idylle. Das empfinden auch der Schauspieler und seine Frau so. Urlaub? „Den machen wir meistens hier“, sagt Harald Maack und freut sich über den Garten.

Wenn sich das Gespräch ums Frühstück dreht, dann fällt ihm zuerst seine Kindheit ein: „Ich bin von zu Hause aus ganz feste Mahlzeiten gewohnt. Wir aßen quasi mit Kühen und Schweinen, und das war an 360 Tagen im Jahr so.“ Seit Harald Maack Schauspieler ist, „brauche ich keine festen Zeiten mehr“. Damit habe er eher Probleme.

Aber aufs Frühstück verzichten, nein, das geht nicht. Vor allem dann nicht, wenn Harald Maack fürs Fernsehen oder Kino dreht. „Da ist mir das Frühstück schon wichtig. Wir haben tagsüber kaum die Zeit, etwas zu essen.“ Manch ein Drehtag sei lang, und es gebe maximal eine halbe Stunde Pause. Umso mehr Zeit nehmen sich der Norddeutsche und seine Frau an den Sonntagen. Dann heißt es für beide: Schön ausschlafen, den Tee im Bett trinken und anschließend genüsslich frühstücken.

Heute, an diesem sonnigen Tag, hat Harald Maack auch wieder einen Drehtermin in Hamburg. Seit 2007 spielt er in der Fernsehserie „Notruf Hafenkante“ den Jörn „Wolle“ Wollenberger.

Bekannt wurde er indes als Portier Schmollke in der Serie „Girl Friends“. Zu der Rolle kam Harald Maack anno 1995. Zu diesem Zeitpunkt hatte er schon knapp 20 Jahre als Schauspieler auf dem Buckel. Denn nach einer Lehre als Speditionskaufmann nahm Harald Maack – gegen den Willen seiner Eltern – im Jahr 1978 ein Angebot des Ohnsorg-Theaters an. Nach einem Jahr begann seine Ausbildung am Hamburgischen Schauspielstudio.

Es folgten Engagements in Ingolstadt, Celle, Hamburg, Freiburg und Wien. Im Jahr 1990 kehrte Harald Maack nach Hamburg zurück und arbeitet zunächst mit dem Regisseur Thomas Matschoß auf Kampnagel zusammen. Weitere Engaments an der Elbe folgen. 1984 und 1991 gab es zwei Kinofilme: „Herzlichen Glückwunsch“ und „Karniggels“ von Detlev Buck.

Mithin ist Harald Maack ein viel beschäftigter Mann – der seinen Beruf mit seiner ganzen Bandbreite liebt. Das ist der Vorteil. Aber es gibt eben auch einen Nachteil. Schauspieler sind größtenteils Freiberufler. Das bedeutet: Wer nicht arbeitet beziehungsweise kein Engagement hat, hat keine Einkünfte.

Viele geben angesichts dieser Unsicherheit auf. Nicht jedoch Harald Maack. „In solchen Phasen denke ich natürlich darüber nach, was ich tun könnte. Ich bin mir dabei auch nicht zu schade, zwischendurch zu jobben. Aber meinen Beruf aufgeben, das kommt für mich gar nicht infrage.“

Während Harald Maack sich eines der acht Brötchen aus dem Brotkorb greift, denkt er darüber nach, was die Schauspielerei eigentlich ist. Beruf gleich Berufung? Das passt nicht. Er fragt sich: „Wie kann man das umschreiben, was ist der Beruf?“

Nur ein Job sei es auch wieder nicht: „Das ist mehr. Sie müssen sich in Menschen hineindenken – und in ihren Charakter. Für mich ist jede Rolle immer die Chance, etwas über Menschen herauszufinden, was ich sonst vielleicht nur aus dem Roman oder sonstwo kriegen könnte.“

Beim Biss ins Brötchen ergänzt Harald Maack: „Es ist für mich keine Berufung in dem Sinne. Ich habe den schönsten Beruf, den es gibt. Den ich zwar nicht empfehlen kann, weil er mit zu vielen Unsicherheiten verbunden ist. Aber es ist der schönste Beruf, den ich mir vorstellen kann, weil es einfach Spaß macht. Das ist ein großes Glück. Ich muss mir jede Rolle, jeden Charakter, mit vollem Einsatz erarbeiten.“ Dazu gehöre auch, wach zu sein, Einflüsse aus der Umgebung aufzunehmen. Und das immer wieder von Neuem.

Mit anderen Worten: Die Schauspielerei ist hartes Handwerk. Was der Außenstehende, den der Volksmund gerne Kulturbanause nennt, selten sieht. Otto Normalverbraucher bemerkt maximal: Ein Mann wie Harald Maack ist heute im Fernsehen zu sehen, morgen spielt er Theater und übermorgen ist er schon wieder Gastgeber einer Lesung mit plattdeutschen Geschichten. Für den 55-Jährigen ist genau dies das Besondere, das seinen Beruf ausmacht.

Aber was bitte mag Harald Maack am liebsten? „Für mich ist es die Frage, die ich relativ häufig gestellt bekomme. Sie ist nicht einfach zu beantworten. Es ist für mich die Vielfalt dieses Berufes. Ich kann nicht nur auf der Bühne Theater spielen oder vor der Kamera stehen. Ich könnte auch für die öffentlich-rechtlichen Sender als Sprecher tätig sein, Nachrichten lesen oder synchronisieren.“

Derzeit sei es tatsächlich das Drehen und das Lesen, was dem Schauspieler am meisten behagt. Er würde gerne noch mehr drehen, lässt er durchblicken, aber dafür sei zu wenig Zeit. Und: „Lesen ist für mich so richtig schön. Das ziehe ich dem Theater vor, weil ich beim Lesen den unmittelbaren und direkten Kontakt zum Publikum habe. Schon bevor die Lesung losgeht. Ich laufe da herum und bin nicht in irgendeiner Garderobe.“

Harald Maack schaut über den Frühstückstisch: Was könnte er jetzt essen? Er entscheidet sich für eines der leckeren Bananenstücke. Während er es isst, blickt Harald Maack auf die Veränderungen zurück, denen sein Berufsstand unterworfen gewesen ist. „Für Produktionen war früher mehr Zeit“, resümiert er: „Ich habe das Gefühl, dass da tatsächlich eine größere Ruhe vorhanden war. Und in manchen Fällen eine viel größere Genauigkeit und Präzision in der Art und Weise, wie an den Stoff rangegangen wurde.“

Am Set sei auch mehr ausprobiert worden, erinnert sich Harald Maack. So etwa bei der Serie „Girlfriends“ in den 1990er-Jahren, in der Harald Maack einen Portier spielte.

Diese oder eben seine Rolle in „Notruf Hafenkante“ sind Produktionen im Auftrag des Zweiten Deutschen Fernsehens gewesen. Beim nächsten Schluck Kaffee kommt die Frage auf: Ist man als Schauspieler auf einen Sender festgelegt? Die Antwort fällt kurz aus: „Ja, das scheint leider so.“ Harald Maack erinnert sich an eine Kollegin, die bei einem Casting mit der Begründung „Das ist ja ein RTL-Gesicht“ abgelehnt wurde.

Harald Maack sorgt für frischen Kaffee, dann wirft er einen Blick aufs Theater. Dort ist es längst nicht wie beim Fernsehen. Die Häuser nehmen sich noch die Zeit. „Die letzte Produktion, die ich am Theater gemacht habe, war die ,Reifeprüfung‘. Es ist ursprünglich ein Roman, der in den 1960er-Jahren mit Dustin Hoffman in der Hauptrolle verfilmt worden war. Dafür haben wir sechs Wochen intensiv geprobt.

Stundenlang könnte Harald Maack noch erzählen. Doch er hat heute noch etwas vor: „Ich muss zum Drehen nach Hamburg.“ Immerhin sind von den acht Brötchen zu Beginn des Frühstücks noch drei übrig. Sie sind für seine Gattin. Aber die kommt erst abends nach Hause.

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