Osterholz-Scharmbeck. Bei den Oldtimerfreunden Osterholz-Scharmbeck kreist zurzeit die Fettpresse. Vor Ausfahrten brauchen die Lieblinge im Blechkleid auch unten rum besondere Pflege. Je mehr die betagten Fahrzeuge im Einsatz seien, desto häufiger müssten sie gewartet werden, betont Oldtimerfreund Günter Breden.
Deshalb verpasst er der Vorderachse seines Porsche 356 mit Schmackes eine Portion Abschmierfett. „Lieber mal etwas mehr als zu wenig“, sagt er. Anschließend reicht er die Kartusche an seine Schrauberkollegen Uwe Scherer und Manfred Schmidt-Pagel weiter. Die drei haben sich bei bestem Wetter zu einem Wartungsfrühstück getroffen. Ein letzter Technikcheck, bevor es zu Pfingsten auf Tour geht.
Die Oldtimerfreunde bereiten sich auf einen Schaulauf zum Scharmbecker Maimarkt vor. Am 4. und 5. Juni sollen ihre Autos beim Old- und Youngtimer-Treffen am Kirchenplatz einen tadellosen Eindruck machen. Gut 50 Fahrzeuge werden erwartet. „Allein von uns kommen wohl 20 dort vorbei“, schätzt Manfred Schmidt-Pagel. Ankommen sei wichtig, sagt er. Dafür sei Pflege das A und O.
Die Oldtimerfreude bereiten sich am liebsten zusammen auf die Saison vor. Manfred Schmidt-Pagel hat dazu seinen Werkstattwagen auf den Hof gerollt. Jeder kann sich am Werkzeug bedienen. Dazu stehen ein Kompressionsmessgerät und die Ladegeräte zur Verfügung. Jeder schnappt sich das, was er benötigt. „Zusammen macht die Wartung doch mehr Spaß“, sagt Uwe Scherer, während er den Ölmessstab genüsslich am gelben Baumwoll-Lappen abzieht. „Alles in bester Ordnung“, sagt er mit kritischem Blick auf die Markierung.
Ölwechsel alle 5000 Kilometer
Oldtimer-Besitzer Manfred Schmidt-Pagel will besser noch mal im Betriebshandbuch seines Citroën DS 21 von 1968 nachschlagen. Mit einem gekonnten Handgriff fischt er das geknickte Exemplar aus dem Handschuhfach. Gemeinsam lesen die drei nach. „Alle 5000 Kilometer wechsele ich das Motoröl“, sagt Günter Breden. „Oder einmal im Jahr“, zitiert Manfred Schmidt-Pagel aus der Citroën-Wartungsbibel.
Manche Betriebsanleitungen von Autos aus den 1960er- und 1970er-Jahren lesen sich wie Reparaturbücher. Seitenweise geht es um zig Handgriffe, die in Bildern erläutert werden. „Auch der Gebrauch einer Handkurbel zum Anlassen des Wagens wird erläutert“, sagt Manfred Schmidt-Pagel und zeigt den anderen die entsprechende Seite im Handbuch.
Nachlässigkeiten würden nicht geduldet, sind die drei sich einig. Bei klassischen Fahrzeugen müssten regelmäßig der Luftfilter gereinigt und die Bremsflüssigkeit gewechselt werden, weiß Uwe Scherer. Natürlich gehöre auch die Kontrolle der Zündeinstellung dazu, betont er. Scherer besitzt einen Mercerdes 220 Sechszylinder von 1951. Stolz öffnet er die Motorhaube mit dem langen Chromgrill vorne dran. Der Zustand des Wagens ist picobello.
Als der Mercedes im Winter in der Garage stand, hat Scherer Sektkorken unter die Scheibenwischer-Arme geklemmt. So kommt er auch vorgefahren. Die Kollegen haben Adleraugen und erkennen die Besonderheit. „Sonst verbiegt doch das Gummi“, erläutert er den Tipp. „Dazu eignen sich nur die Korken einer besonderen Sektmarke“, scherzt Scherer.
Der Pflegeaufwand sei im Vergleich zu heutigen Fahrzeugen unverhältnismäßig hoch, sagt Günter Breden. „Damals hatte man doch die Autos für acht bis zehn Jahre konstruiert.“ Wer hätte zu jener Zeit wohl gedacht, dass ein Wagen mehr als 50 Jahre halten kann, fragt er in die Runde.
Zusammen schauen sie Manfred-Schmidt Pagel beim Auffüllen des Kühlwassers zu. In hohem Bogen läuft das Wasser aus der dünnen Gießkannen-Tülle in den offenen Kühler. Mit einer eleganten Bewegung aus dem Handgelenk lässt er die Kanne plötzlich nach oben kippen. „Das Kühlwasser muss bei der DS wöchentlich kontrolliert werden“, sagt er. „So jedenfalls steht es im Handbuch.“ Seine Mitstreiter mustern durch das offene Seitenfenster schon das Innenleben des Citroëns. Scheinbar unzählige Knöpfe zieren das Armaturenbrett des Klassikers. „Und jeder hat eine Funktion.“
Wer Uwe Scherer, Gunter Breden, Manfred Schmidt-Pagel, ihre Autos und weitere Oldtimerfreunde treffen möchte, hat beim Maimarkt am 4. und 5. Juni die Gelegenheit dazu. Die ersten klassischen Autos, Zweiräder und Trecker treffen um 11 Uhr am Kirchenplatz ein. Es wird ein Teilemarkt aus dem Kofferraum geboten. Gegen 17 Uhr endet die Veranstaltung.