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Annette Buchholz kümmert sich um die Vermittlung von Vierbeinern, die in ihrer Heimat verloren wären Eine Hexe gibt Spanienhunden neue Chance

Hexen gibt’s nicht? Nun, zumindest eine selbst ernannte Hexe lebt in Gnarrenburg. Was sie dort tut, ist indes keine Hexerei: Annette Buchholz vermittelt unter anderem Hunde aus Spanien.
17.06.2013, 05:00 Uhr
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Von Gabriele Von Döllen

Hexen gibt’s nicht? Nun, zumindest eine selbst ernannte Hexe lebt in Gnarrenburg. Was sie dort tut, ist indes keine Hexerei: Annette Buchholz vermittelt unter anderem Hunde aus Spanien.

Gnarrenburg. Das alte Bauernhaus liegt ein wenig versteckt am Findorfer Kanal. Es ist in die Jahre gekommen, ein wenig schief, die Türklingel außer Funktion. Eben ein "Hexenhaus", aber im positiven Sinne. Hier lebt die "Hexe" Annette Buchholz – die sich selbst so bezeichnet. Schließlich stünden Hexen für "Individualismus, Gedankenfreiheit und eine enge Bindung an die Umwelt", wie Buchholz in ihrem Internetportal betont. Eine ganz besonders enge Verbindung hat sie zu Hunden: Buchholz betreibt in ihrem "Hexenhaus" eine Pflegestelle für Hunde aus Spanien, die vor der Tötung gerettet wurden.

Nachdem ihr "Seelenhund", ein Leonberger, einem Krebsleiden erlag, zog mit dem inzwischen achtjährigen Einstein der erste Hund aus dem Tierschutz bei Buchholz ein. Bis zur Pflegestelle für Nothunde war es dann nur noch ein kleiner Schritt. Das Buchholzrudel besteht zurzeit aus zwei eigenen Vierbeinern, fünf Pflegehunden aus Spanien sowie zwei Katzen.

Während vier Hunde wie Wirbelwinde durch die Räume toben, hält Labradora sich zurück. Scheu bleibt sie auf Abstand, selbst Buchholz braucht viel Geduld mit ihr: "Sie braucht noch einige Wochen." Die Labrador-Mischlingshündin hat ihren ersten Geburtstag fast nicht erleben dürfen. Tierschützer zogen sie in Martos (Südspanien) aus der Mülltonne. Ihr Schicksal, bevor sie auf diese Weise "entsorgt" wurde, lässt sich nur erahnen. Labradora hat daraus gelernt und traut keinem Menschen. Dieses Verhalten umzukehren, sei eine Herausforderung, sagt Buchholz. Eine spannende und lohnende Aufgabe, denn nur Knuddel- und Schmusehunde würden ihr auf die Dauer langweilig, betont die Tierschützerin, die als deutsche Pflegestelle für einen Verein aus Martos sowie den Verein Animans auf Teneriffa fungiert.

Labradora ist die einzige Hündin aus Martos, die übrigen vier stammen aus Teneriffa. "Die Arbeitslosigkeit in Spanien zwingt viele Familien, sich von ihren Hunden zu trennen", sagt Buchholz. Diese Tiere seien in einem normalen familiären Umfeld aufgewachsen und gut sozialisiert. Jerry, Dodo, Bibi und Petete, alles mittelgroße junge Mischlingshunde, stellen das sofort unter Beweis. Spielend toben sie durch die Räume. Zwischendurch holen sie sich Streicheleinheiten ab.

Die Hunde zeigen pure Lebensfreude, und Buchholz scheint jeder von ihnen ans Herz gewachsen zu sein. Trotzdem gibt sie die Tiere in Familien ab, sobald sich die Möglichkeit bietet. "Für jeden Hund, den ich gut vermittle, kann ein weiterer gerettet werden." Die Hunde, die die Reise nach Findorf antreten, eignen sich für Familien, so Buchholz. Die spanischen Tierschützer hätten sie bereits länger in ihrer Obhut und könnten beurteilen, wer für das Leben hier anpassungsfähig genug sei.

Auch Buchholz entscheidet mit. "Die Augen eines Hundes sagen sehr viel aus." Die Hunde kämen tierärztlich untersucht, geimpft, gechipt und kastriert nach Deutschland, erzählt sie. Eine weitere Untersuchung erfolge einige Tage, nachdem die Hunde bei ihr eingezogen sind. Ihre Verweildauer im Hexenhaus sei sehr unterschiedlich, manchmal finde sich schon nach wenigen Tagen ein passender Besitzer, manchmal dauere es Monate. Und im Falle von Labradora muss die Hundenärrin noch mit der Hündin arbeiten, bevor sie auf Besitzersuche gehen kann. Es gäbe mehrere Gründe, einem Spanienhund ein neues Zuhause zu geben, anstatt in deutschen Tierheimen auf die Suche zu gehen, meint Buchholz. Spanienhunde seien im allgemeinen sehr gut sozialisiert, kämen vor allem mit anderen Hunden problemlos zurecht. "Deutsche Tierheime beherbergen oft Hunde, die bereits vom anderen Ende der Leine verdorben wurden oder sie stellen vielfach enorm hohe Ansprüche an die neuen Besitzer." Einem Senioren einen Hund zu verweigern, hält sie schlicht für herzlos, doch das sei keine Seltenheit. "Natürlich ist ein älterer Mensch mit einem agilen, Junghund überfordert", gibt sie zu. Aber ein kleiner, verschmuster Wusel – wie ihr Jerry – schaffe gerade bei Senioren zusätzliche Lebensqualität, gebe ihnen eine Aufgabe und beuge der Vereinsamung vor. Außerdem habe gerade diese Altersgruppe ausreichend Zeit für ein Tier.

Auch Buchholz stellt Anforderungen an die neuen Hundebesitzer: "Sie müssen mich besuchen." Menschen, die mit ihrem Rudel nichts anfangen können, brauchen sich keine Hoffnung auf einen ihrer Schützlinge machen. "Kontakt besteht zu den meisten Adoptivfamilien", sagt sie stolz. Über eine geschlossene Facebookgruppe werden Neuigkeiten und Fotos ausgetauscht. Zurückgegeben werden nur wenige Vierbeiner. "Vermeiden kann man das nie völlig. Die Lebensumstände der Adoptanten können sich jederzeit ändern. In diesem Fall finden die Vierbeiner im Hexenhaus eine Bleibe, das wird vertraglich vereinbart", sagt Buchholz.

Annette Buchholz ist unter Telefon 04763/62584 zu erreichen. Ihre Internetadresse lautet www.hexes-tiernothilfe.de.

Eine Hexe gibt Spanienhunden neue Chance

Annette Buchholz kümmert sich um die Vermittlung von Vierbeinern, die in ihrer Heimat verloren wären

Zitat:

"Für jeden Hund, den ich

gut vermittle, kann ein

weiterer gerettet werden."

Annette Buchholz, selbst ernannte Hexe

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