Das Warten auf den Frühling hat ein Ende und deshalb haben auch die ersten Eiscafés bei dem schönen Wetter bereits geöffnet. Woche für Woche kommen jetzt neue dazu. Doch schnell wird bei dem Blick auf die Eiskarte klar: Das Eis ist teurer geworden. Die zuletzt erneut gestiegenen Kosten für die Zutaten, die Miete, die Energie und auch die Arbeitskräfte schlagen sich weiterhin auf die Preise der Eiskugeln nieder. So legen Eisliebhaber diesen Sommer fast überall um 10 Cent mehr pro Kugel hin. Das ist eine Preiserhöhung zwischen 3 und 5 Prozent. Einige Eiscafé-Inhaber versuchen deshalb, mit kreativen Aktionen zu locken.
Um die 30 Eissorten bietet Alessandro Gari, Inhaber des Eiscafés Dolimiti in Worpswede, tagtäglich an. Darunter etwa die Klassiker Schoko, Zitrone oder Erdbeere, aber auch außergewöhnliche Kreationen wie New York Cheesecake, Salz-Karamell oder Mascarpone mit Feigen. Pro Kugel verlangt er 1,80 Euro, ein Anstieg von 20 Cent im Vergleich zum vergangenen Jahr. „Ich finde, das ist noch im Rahmen. Leider habe auch ich mit gestiegenen Kosten zu kämpfen, sei es die Eis-Herstellung oder die Bezahlung der Angestellten“, sagt er. Auf die Preiserhöhung angesprochen habe ihn noch keiner der Kundinnen und Kunden. „Die Leute freuen sich einfach über die Sonne. Da gehört ein leckeres Eis eben dazu“, ergänzt der Inhaber.

Sigrid und Michael Schwabe wollen trotz gestiegener Preise auch in Zukunft nicht auf ihre Eisbecher verzichten.
Über die Saison verteilt experimentiert Alessandro Gari gerne mal ein bisschen. Lässt sich von Trends anstecken oder versucht, eigene Kreationen zu entwerfen. Glaubt man diversen Influencern in den Sozialen Netzwerken, soll eine Variation aus Himbeereis mit rosa Pfeffer in diesem Jahr hoch im Kurs stehen. Gehört hat Gari davon noch nicht. Um einen Trend erkennen zu können, sei es noch zu früh. „Die berühmte Dubai-Schokolade wird uns höchstwahrscheinlich auch 2025 noch begleiten, da der Hype um Schokolade mit Pistaziencreme aktuell nicht abflacht. Das werde ich auch ausprobieren. Es ist schön, den Leuten bei den Preisen auch mal außergewöhnliche Sorten anzubieten“, so der Inhaber.
Die große Auswahl von Alessandro Gari kommt bei den Kunden gut an. So haben es sich Sigrid und Michael Schabe gemeinsam mit ihren Enkelinnen auf der Terrasse des Eiscafés gemütlich gemacht. Und als die bestellten Eisbecher an ihren Tisch geliefert werden, ist die Freude groß. „Wir waren hier schon oft und sind wirklich froh, dass das Eiscafé wieder geöffnet hat“, sagt Michael Schwabe und ergänzt mit einem Lachen: „Natürlich ist es blöd, dass die Preise jetzt höher sind, aber das hält uns nicht davon ab, einen schönen Nachmittag zusammen zu verbringen und Eis zu essen. Da müssen wir eben im Winter wieder beim Heizen sparen.“ Meckern will auch der Worpsweder Ronald Grinat nicht. Er habe in der Region schon so einige Eiscafés von innen gesehen. Am liebsten schleckt er sein Eis aber in Worpswede. „Da merkt man einfach die Qualität und dann gibt man eben gerne 10 oder 20 Cent mehr aus“, sagt er.
"Halbe Kugeln" in Lilienthal
Um auch Menschen mit kleinerem Budget die Möglichkeit zu bieten, mehr Eissorten zu probieren, schwört Karin Holthuis, Inhaberin vom Eiscafé Lilienthal, auf das Konzept „Halbe Kugeln“: Eine Kugel, die aus zwei Sorten besteht, die Kelle wird also gemischt. „Es gibt so viele Kinder, die gerne zwei Sorten probieren möchten, aber nur das Geld für eine Kugel haben, weil die Eltern jeden Euro zusammenhalten müssen. Deshalb habe ich das Konzept 'Halbe Kugeln' ins Leben gerufen“, sagt sie. Bereits schon neun Jahre gebe es das Konzept. Und das käme gut an. Pro Kugel verlangt sie 1,60 Euro, 10 Cent mehr als im vergangenen Jahr. „Natürlich würde ich auch gerne mehr verlangen, aber ich finde, das ist auch eine Sache des Gewissens. Man muss das realistisch betrachten. Bei zu hohen Preisen wollen sich die Leute Eis nicht mehr leisten“, sagt Holthuis, während im Hintergrund zwei Eiswaffeln mit gemischten Kugeln bestellt werden. „Ich sag‘ doch, das kommt gut an“, ergänzt sie.

Ronald Grinat hat schon viele Eiscafés getestet. Das Eis in Worpswede schmeckt ihm am besten.
Auch im Borgfelder Eiscafé weckt der Frühling die Lust auf Gefrorenes. Trotz zum Teil tiefer Temperaturen und Raureif bis in den Tag hinein, kommen die Kinder nach Schulschluss und lassen sich von Edmond Trebinja bunte Eiskugeln in die Waffelhörnchen füllen. „Es ist noch kalt, aber was soll ich zu Hause machen“, fragt er. 24 Sorten hat er im Angebot. Die Erwachsenen, sagt der Eisverkäufer, trinken lieber heißen Cappuccino oder Espresso. Für die Eiskugel nimmt Trebinja in diesem Jahr 1,70 Euro, also 20 Cent mehr als im vergangenen Jahr. Die Zutaten, die Pappbecher, die Sahne – alles sei teurer geworden, begründet er seinen Preis.
Ohne künstliche Zusatzstoffe
Während sich das Hofcafé der Familie Kaemena (Kugelpreis 2,30 Euro) im Blockland noch bis zum 30. März im Winterschlaf befindet, hat Ralf Meyer seine im Milchkontor integrierte Eisdiele in Wilstedt bereits jetzt schon jeden Sonntag von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Ab dem 30. März will auch er täglich öffnen. Ralf Meyer wirbt mit hausgemachtem Eis, Quark und Joghurt aus gentechnikfreier Vollmilch. „Abends wird gemolken und am nächsten Tag wird ein Teil der Milch zu Eis verarbeitet. Das ist eine alte Handwerkstradition. Künstliche Zusatzstoffe kommen bei uns nicht in die Tüte und ich glaube, das kommt bei den Kunden gut an“, sagt er. Auch er habe den Preis pro Kugel wegen der gestiegenen Kosten „leider“ von 1,60 Euro auf 1,70 Euro anheben müssen. „An den vergangenen Sonntagen war hier schon viel los“, freut sich Meyer.

Im Lilienthaler Eiscafé werden mehrere Sorten in einer Kugel gemischt.