Lilienthal. Früher erfreuten sich Trimm-dich-Pfade großer Beliebtheit, heute heißen sie Seniorenspielplätze oder wohlwollend Bewegungsgärten für Erwachsene, in denen sie sich an Fitnessgeräten beweglich halten. Nun wird auch neben der Boulebahn bei Murkens Hof in Lilienthal so ein kleiner Aktivpark mit Trimmgestellen für zwischendurch entstehen. Mit einem Beintrainer soll alles beginnen. An dem kann man mit Karacho oder ganz gemütlich in die Pedale treten. Das Fitnessgerät soll spielerisch die Muskulatur stärken, die Beweglichkeit fördern und Gleichgewicht und Koordination trainieren. Die Begegnungsstätte für all jene, die nicht einrosten wollen, ist nicht das einzige Projekt, dem sich der Seniorenbeirat der Gemeinde Lilienthal momentan widmet.
Als Standort für den Fitness-Platz mit den Edelstahlgeräten hat sich der Beirat schon vor längerem die Rasenfläche beim Restaurant „Boccia“ ausgeguckt. Nicht ganz zufällig, treffen sich doch einige Senioren vor allem in den Sommermonaten dort regelmäßig zum Boulen. Inzwischen konnte der Beirat Spenden für das erste Gerät, eben jenen Beintrainer, einwerben. Zu den Geldgebern gehören die Kreissparkasse, die Volksbank und Apotheken. Für das Fundament will die Firma Rohdenburg Zement beisteuern. Das erzählt die Vorsitzende des Seniorenbeirats, Renate Bähr.
Ihre Mitstreiterinnen Annefriede Thoms und Gerda Urbrock kümmerten sich im Vorfeld um viele Details. Sie gehören der Arbeitsgruppe II im Seniorenbeirat an, die sich dem Bereich „Fit im Alter“ widmet. Sie wissen: Wer Gebrechlichkeit vorbeugen oder sie auch als alter Mensch aktiv bekämpfen will, kommt an viel Bewegung nicht vorbei. Mediziner plädieren längst für mehr Muskelarbeit der Senioren. Spazierengehen tue zwar gut, reiche aber nicht. Solche Muckibuden unter freiem Himmel hat sich die Arbeitsgruppe schon vor längerer Zeit in der Region angesehen und sich jetzt für ein Modell einer Bielefelder Firma entschieden.
Für alle Generationen
Die Bewegung kommt aus China. Da stehen die Geräte reihenweise in städtischen Parks, um auf der Basis traditioneller Bewegungstherapien eine sanfte, gelenkschonende Möglichkeit zum Körpertraining zu bieten. Nach diesem Vorbild sollen vor allem ältere Menschen die Möglichkeit bekommen, sich in freier Natur körperlich und geistig fit zu halten. „Die Geräte auf einem Mehrgenerationenplatz tun aber allen gut, nicht nur Senioren“, ist sich Renate Bähr sicher. Sie kennt sich aus mit den Problemen älterer Menschen. Knapp 40 Jahre hat sie in der Altenpflege gearbeitet, zunächst in der Diakonie, später bei den Evangelischen Diensten. Sie hofft, dass der rund 2000 Euro teure Beintrainer, der übrigens auch den Gluteus maximus, den Po, strafft, bis Ende Juni aufgebaut sein wird. Geld für weitere Geräte hat der Seniorenbeirat allerdings noch nicht, „dafür brauchen wir wieder Sponsoren“, berichtet die 63-Jährige.
Was der Seniorenbeirat bisher nicht hatte, war eine eigene Homepage im Internet. Nun ist er auch im Internet vertreten. Eine andere Arbeitsgruppe der Einrichtung, die sich als Ansprechpartner für Seniorinnen und Senioren in Lilienthal begreift, hat den neuen Auftritt erstellt, der unter der Web-Adresse www.seniorenbeirat-lilienthal.de erreichbar ist. „Die neuen Alten sind alle internetverbunden und wollen sich über das Internet über Angebote informieren“, weiß Renate Bähr. Die Geschichte mit den Großeltern, die einen Browser für eine Dusche und Cookies für Kekse halten, entspreche lange nicht mehr der Realität. Deutsche Ruheständler seien längst im Netz unterwegs. „Es ist bequem, bevor man rausgeht, vorher im Internet zu gucken.“ Auch für Bewohner von Altenheimen werde das Internet immer wichtiger. „In dem Pflegeheim, in dem ich arbeitete, fragten ein paar Bewohner nach einem Internetanschluss für ihren Laptop“, berichtet Renate Bähr.
Mit seinem Internetauftritt verfolgt der Seniorenbeirat nach Bährs Angaben auch das Ziel, die Öffentlichkeit über die besonderen Probleme der Seniorinnen und Senioren sowie über die eigene Arbeit zu informieren. „Wichtig ist, dass die Homepage immer auf den neuesten Stand ist.“ In dieser sowie in anderen Arbeitsgruppen des Beirats sei aber auch die Unterstützung engagierter Bürgerinnen und Bürger vonnöten, um die Arbeit zu verbessern. Wer sich für eine Mitarbeit interessiert, kann sich an den Vorstand des Seniorenbeirates wenden, der Auskunft über eine Mitwirkung in den Arbeitsgruppen gibt, heißt es in einer Mitteilung. Kontaktdaten sind auf der Internetseite zu finden. Renate Bähr ist unter 04298/ 319 86 erreichbar.
Neben virtuellen Begegnungen möchte der Seniorenbeirat immer wieder Gelegenheit zu ganz persönlichen Treffen geben. Deshalb gibt es eine regelmäßige Sprechstunde im Amtmann-Schroeter-Haus an jedem ersten Freitag im Monat. Und an jedem letzten Freitag im Monat von 15 bis 17 Uhr sind die Treffen auf der Boulebahn neben dem Boccia. „Boulen ist für jeden etwas, auch für Rollstuhlfahrer“, betont Bähr.
Das Schwierige im Alter sei, sich zu motivieren, aus dem Haus zu gehen, sagt Renate Bähr. Manche dieser Rentner seien verwitwet, andere pflegten ihre Partner. Deshalb möchte die Beiratsvorsitzende dazu beitragen, dass jene ältere Menschen, die einsam in den eigenen vier Wänden hocken, mal wieder rauskommen, „die fitten Senioren gehen ja selbstständig irgendwo hin.“