Grasberg. In Grasbergs Grundschule wird es voller. Die Gemeindeverwaltung rechnet damit, dass zum neuen Schuljahr 90 Mädchen und Jungen eingeschult werden, deutlich mehr als in den Vorjahren. Das stellt die Gemeinde und die Grundschule vor Herausforderungen.
Nicht Babyboom oder Zuzüge sorgen für die hohe Zahl an Abc-Schützen, sondern der Trend bei den Eltern, Vorschulkinder länger im Kindergarten zu lassen. Im Schuljahr 2020/21 waren zwölf Kinder in der Kita geblieben, die vom Alter her hätten eingeschult werden können, im Schuljahr 2021/22 sogar 16 Mädchen und Jungen, die nun erst im Sommer zur Schule kommen. Hintergrund sind, so mutmaßen Politik und Verwaltung, pandemiebedingte Unsicherheiten bei den Erziehungsberechtigten. "Auch früher wurden jedes Jahr acht bis zehn Kinder zurückgestellt, aber nie so viele wie jetzt", sagt Bürgermeisterin Marion Schorfmann.
Vier erste Klassen
Sollte es bei den 90 Erstklässlern bleiben, entstehen an der Grundschule im neuen Schuljahr voraussichtlich vier erste Klassen. Von diesem Szenario wussten Verwaltung und Schule schon im Mai vergangenen Jahres, da ihnen die Anmeldezahlen vorlagen. Eltern, deren Kinder das sechste Lebensjahr in der Zeit vom 1. Juli bis zum 30. September vollenden, haben die Möglichkeit, den Einschulungstermin um ein Jahr zu verschieben. Dabei sollen sie sich bis zum Stichtag 1. Mai eines jeden Schuljahres entschieden haben, ob die Einschulung des Kindes um ein Jahr hinausgeschoben werden soll.
Im neuen Schuljahr wird es dann nach Angaben von Bürgermeisterin Marion Schorfmann insgesamt 14 Klassen geben. Mit Platz-Engpässen rechnet sie angesichts der neuen Kapazitäten im Anbau zwar nicht. Größer werde aber sicher der Planungsaufwand für die Nutzung der zur Verfügung stehenden möglichen Ausweich-Räume wie Mensa oder Werkraum.
Lehrermangel befürchtet
Sehr viel schwerer wiegt die Sorge der Grundschule, weiß Marion Schorfmann, die Schule könnte nicht genug Lehrpersonal für die vielen Abc-Schützen bekommen. In dem Gebäude arbeiten laut Marion Schorfmann derzeit über 30 Lehrer und pädagogische Mitarbeiter. Ersatz-Einstellungen für langzeiterkrankte Lehrer und Kollegen in Elternzeit sind jedoch schwer zu kriegen. Überhaupt herrscht bei Lehrkräften deutschlandweit ein Fachkräftemangel, sie werden händeringend gesucht. Der Personalmangel hat Stundenkürzungen und Notfallstundenpläne zur Folge. Den Angaben zufolge ist besonders der ländliche Raum von Lehrermangel betroffen, da viele junge Lehrerinnen und Lehrer Stellen in der Stadt beziehungsweise in der Nähe der Universitätsstandorte bevorzugten.
Grundschulleiterin Heike Krug versucht, aufgrund des befürchteten Personalmangels alle verfügbaren Kräfte zu mobilisieren. In ihr Blickfeld rückten verstärkt Referendare, die sie unter anderem per Aushang in der Bremer Universität zu finden sucht. Die Lücken will die Schule nach Angaben von Bürgermeisterin Marion Schorfmann auch über externes Personal auffangen. Ein Teil des Schulbudgets soll dazu dienen, stundenweise qualifizierte Unterstützung von außen zu holen. Sie soll vor allem jenen Kindern zugutekommen, die bei ihren sprachlichen Kompetenzen noch ein wenig Hilfe benötigen oder auch anderweitig Förderung brauchen, etwa in Form von Hausaufgabenbetreuung. "Es werden Leute gesucht, die die pandemiebedingten Defizite bei den Kindern aufholen", sagt Schorfmann. Manche Mädchen und Jungen würden von einer individuellen Förderung besonders profitieren. "Wir möchten, dass in der Corona-Zeit alle Kinder mithalten können", betont die Verwaltungschefin.
Wer die Grundschule Grasberg unterstützen möchte, kann sich per Mail an das Grasberger Rathaus wenden: info@grasberg.de.