Grasberg. Der Fußboden riecht nach frischem Holz, die Theke ist montiert, die Küche erstrahlt in Weiß und die Toilettenräume sind noch unbenutzt: Die Rautendorfer Dorfscheune ist bereit für ihren großen Tag. "Wir sind drinnen komplett fertig. Bis Sonnabend ist alles gut, danach geht es mit den Außenarbeiten weiter", sagt Joachim Bauer, einer der beiden Bauleiter. "Aber jetzt hoffen wir erst einmal auf gutes Wetter." Nach einem knappen Jahr Bauzeit wollen die Rautendorfer ihre Dorfscheune am Sonnabendnachmittag, 22. April, mit geladenen Gästen offiziell einweihen.
Als offene Feldscheune im Jahr 1981 an der Rautendorfer Straße aufgestellt, wurde das Gebäude vier Jahre später mit zwei Seitenwänden und großen Schiebetoren aufgerüstet. "Schön luftig war es dort, zugig und ungeheizt", sagt Joachim Bauer. Es wurden Sanitäranlagen angebaut, weil diese aber ungeheizt waren und die Leitungen bei Frost einfroren, wurde das Wasser im Winter abgestellt. Die Toiletten standen nicht mehr zur Verfügung. "Das war einer der Hauptpunkte: Wir wollten eine ganzjährig nutzbare Einrichtung schaffen", sagt Bauer. Das Projekt "Winterfeste Scheune" wurde Teil des Wettbewerbs "Unser Dorf hat Zukunft" bei dem Rautendorf schließlich als Kreissieger hervorging. "Uns war wichtig, diesen Weg gemeinsam mit allen Vereinen zu gehen, nicht um zu gewinnen, sondern um Rautendorf zukunftssicher zu machen", sagt Fabian Warnken vom Lenkungsausschuss für den Wettbewerb. Der Weg sollte das Ziel sein.
Toilettenanbau abgerissen
Im Winter 2021 ging es los. "Es ging zuerst darum, ein bisschen Platz und Ordnung zu schaffen und um den Rückbau", berichtet Warnken. Rückbau bedeutete in diesem Fall, dass die Sanitäranlagen und der Abstellraum, der über kein richtiges Fundament verfügte, abgerissen wurden. Der eigentliche Baustart war im Frühjahr vergangenen Jahres. Bis Weihnachten wurden neue Toiletten inklusive eines Behinderten-WC gebaut, ein großer Mehrzweckraum samt Einbauküche sowie der Hauswirtschaftsraum, in dem sich die Erdwärmepumpe befindet. Der Anbau erhielt eine Fußbodenheizung. Der große Veranstaltungsraum, in dem gut 100 bis 150 Menschen Platz finden, wird bei Bedarf über eine Deckenheizung erwärmt. Das Dach und die Außenwände sind komplett gedämmt, und die Fenster und Türen sind neu, ebenso wie große Teile der holzverkleideten Außenfassade. "Wir haben aber auch viel wiederverwendet", sagt Joachim Bauer, der gemeinsam mit Stefan Blanken die Bauleitung inne hatte. So wurden unter anderem Holzleisten, die noch gut in Schuss waren, für den hinteren Teil der Fassade verwendet. Im Eingangsbereich hängt die alte Garderobe aus der Rautendorfer Grundschule, und der schwere, dunkle Holztresen aus der ehemaligen Gaststätte Fehlauer nebenan hat ebenfalls einen Platz gefunden.
Mit 77.000 Euro hat die Gemeinde Grasberg als Eigentümerin des Gebäudes den Umbau bezuschusst, 12.500 Euro kamen vom Landkreis sowie 12.000 Euro von Rautendorfer Bürgern. Der Großteil der benötigten Summe stammt mit fast 100.000 Euro aus dem EU-Förderprogramm Leader. "Den Antrag dafür haben wir wirklich in allerletzter Sekunde rausgeschickt", erinnert sich Fabian Warnken. Die erste Ausführung sei postwendend zurückgekommen, weil die Rautendorfer nicht das frisch aktualisierte Formular, sondern das alte ausgefüllt hatten. "Auch das Rathaus war in Aufruhr, und ich habe mir den Nachmittag im Büro freigenommen, um noch am Tag des Abgabedatums den Antrag auf den Weg zu bringen."
6000 Arbeitsstunden investiert
Den Umbau und die Gestaltung der Außenanlagen samt Pflasterung haben die Dorfbewohner ohne fremde Hilfe und in ihrer Freizeit gestemmt und dafür insgesamt rund 6000 Stunden investiert. "Alles unentgeldlich und ehrenamtlich", sagt Bauer nicht ohne Stolz. Ein großes Glück sei es, dass viele Rautendorfer vom Fach seien. "Wir haben hier eigentlich alle Gewerke vom Maurer über Tischler bis zum Elektriker. Und die bauen, wie man zu bauen hat", sagt Bauer. Rund 50 Männer waren an dem Umbau beteiligt, "und natürlich die Frauen, die die Bauleute immer mit gutem Essen verpflegt haben". Am Wochenende waren die Fachmänner am Werk, unter der Woche trieb die sogenannte Rentnergang nach strikter Einweisung der Experten die Arbeiten voran. "Hätten wir uns nur auf die Wochenenden beschränkt, dann hätte das Projekt Jahre gedauert", sagt Bauer. Lieferschwierigkeiten habe es trotz Corona nicht gegeben, "weil wir unser Material fast immer aus dem Dorf bekommen haben", wie Bauer sagt.
Trotz der vielen Arbeit habe der Umbau der Scheune die Dorfbewohner zusammengeschweißt. Jeder habe sich mit seinem Talent eingebracht. So hätten beispielsweise die Landwirte aus der Nachbarschaft der Scheune mit ihrem schweren Gerät die Erdarbeiten ausgeführt. "Alle waren mit Spaß dabei, so soll es sein", sagt Bauer. Es sei ein neues Gemeinschaftsgefühl entstanden. "Der Umbau hat viele mobilisiert und wir haben auf diese Weise viele Leute eingesammelt", sagt auch Fabian Warnken. Auch wenn die Planung und Umsetzung einer solchen Baustelle viel Zeit, Kraft und mitunter auch Nerven gekostet habe, sei er ebenfalls stolz auf das, was die Dorfgemeinschaft geschaffen hat. "Jede Minute und jeder Abend, an dem man sich Gedanken über Fördergelder gemacht hat, hat sich gelohnt", sagt er. Jetzt hoffen er und Joachim Bauer, dass sich die Scheune als Treffpunkt im Dorf etabliert.