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Landesdorfwettbewerb So lief der Jury-Besuch in Rautendorf

Eine Jury mit Leuten aus halb Niedersachsen hat sich das Dorf Rautendorf in der Gemeinde Grasberg angesehen. Es galt zu entscheiden, ob der Ort im Landeswettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" weiterkommt.
23.06.2022, 17:35 Uhr
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So lief der Jury-Besuch in Rautendorf
Von André Fesser

Grasberg. Wer am Donnerstag durch Rautendorf fuhr, konnte den Eindruck gewinnen, dass es in dem lang gezogenen Dorf wieder mal etwas zu feiern gäbe. Am Dorfplatz standen kühle Getränke bereit und ein Dutzend Bleche mit Pizza warteten schon am späten Vormittag darauf, in den alten Steinofen geschoben zu werden. Zugleich ließ sich eine illustre Gesellschaft auf dem Festwagen der Dorfjugend durch den Ort kutschieren. Doch auch wenn einige der Mitfahrer ein Eis am Stiel in der Hand hielten, war es für eine Party zu diesem Zeitpunkt noch zu früh. Denn die Rundfahrt mit Ziel Dorfplatz diente dazu, eine Jury des Amts für regionale Landesentwicklung davon zu überzeugen, dass Rautendorf ein Dorf mit Zukunft ist.

Dass die Rautendorfer das Zeug dazu haben, konnten sie schon beweisen, indem sie sich im Kreiswettbewerb mit genau diesem Namen – "Unser Dorf hat Zukunft" – durchgesetzt haben. Jetzt müssen sie sich aber auch auf Landesebene zeigen. Im Rahmen eines Vorentscheides konnten sich jetzt zehn Dörfer aus den Landkreisen Uelzen, Celle, Heidekreis, Rotenburg und Osterholz präsentieren. Drei Tage war die zehnköpfige Jury in den Regionen unterwegs, in Buchholz zum Beispiel und in Rhade und Mulmshorn. Am Donnerstag schloss sie ihre Tour mit Besuchen in Garlstedt und Rautendorf ab.

Fünf aus zehn

Fünf erste Plätze wird es geben, erzählte die Jury-Chefin Annika Wangerin, Dezernatsleiterin des in Lüneburg angesiedelten Amts für regionale Landesentwicklung. Und sie kündigte an, dass sich die Experten nach Abschluss der Tour kurzfristig auf Erst- und Zweitplatzierte festlegen wollen. Die fünf siegreichen Dörfer ziehen dann ins Landesfinale im September ein. Im kommenden Jahr steht dann der Bundesentscheid an.

Nur eineinhalb Stunden hatten die Rautendorfer am Donnerstag Zeit, sich zu zeigen. Das ist nicht viel, wenn man ein viereinhalb Kilometer langes Straßendorf präsentieren möchte, das übrigens das südlichste des Landkreises Osterholz ist. So ging es nach einer charmanten Begrüßung auf Plattdeutsch vom Startpunkt an der Rautendorfer Straße Nummer 1 im Festwagen zunächst zum Haus von Heinrich Peters. Er berichtete nach seinem Umzug von Bremen nach Rautendorf von den Vorzügen des Landlebens und dem Aufwand, den der Umbau eines Bauernhauses erfordert. An der Feuerwehr vorbei führte der Weg die Delegation dann zum Kindergarten, der vor einigen Jahren noch eine Schule war, die aber nicht mehr gefüllt werden konnte. Nun hilft sie, den Betreuungsbedarf in der Gemeinde zu decken, wie Bürgermeister Marion Schorfmann unterstrich.

Viel zu erzählen

Gleich anschließend rumpelte das Gespann über die wellige Moorstraße zum Milchviehbetrieb von Marc Voß, der den Besuchern erzählte, mit welchen Mitteln er seine 600 Rinder, seine Kunden, aber auch sich selbst zufrieden stellt. Voß hatte viel zu erzählen: vom Futtermais, den er anbaut, von seinen Tierwohl-Bemühungen, von einer Biogasanlage und auch von einer 750-Kilowatt-Fotovoltaikanlage, die er auf seinem Stalldach installieren ließ. Die Botschaft war klar: In Rautendorf lässt sich modern wirtschaften.

Die Jury fragte viel nach, auch kritisch, denn natürlich war ihr schon von vielen Bewerbern in den vergangenen Tagen ein Kessel Buntes angeboten worden. Während man von Beobachtern außerhalb des Gremiums erfuhr, dass andernorts wahre Feuerwerke abgebrannt wurden, wollten die Rautendorfer aber vor allem auf Authentizität setzen, wie Fabian Warnken berichtete, der den Reigen in Rautendorf mit organisiert hatte: Es gehe darum, das Dorf und sich selbst zu zeigen – "aber wir wollen hier kein Theater spielen". Daher sei in den Tagen zuvor auch niemand durchs Dorf gefahren, um darauf hinzuwirken, dass die Vorgärten aufgeräumt werden, bevor die Jury durch den Ort zuckelt.

Neue Mitte

Zum Finale bei Pizza und Brause kam der Tross dann an der Dorfscheune zusammen, die derzeit mit viel Aufwand restauriert wird und schon bald zum Dorfmittelpunkt werden soll. Denn eine Mitte gebe es an der langen Straße bislang eigentlich gar nicht, sagte Christoph Lück aus der Rautendorfer Projektgruppe, die die Wettbewerbsteilnahme organisiert hatte. Man laufe sich auch gar nicht so häufig über den Weg, ergänzte Joachim Bauer – ein Grund mehr, das Projekt Dorfscheune voranzutreiben, um einen Platz für das Miteinander zu schaffen.

Die Arbeit daran, aber auch die Organisation der Rautendorfer Bewerbung für den Wettbewerb hätten im Dorf in dieser Hinsicht aber schon etwas bewirkt, so Christoph Lück. Durch die gemeinsame Arbeit seien Potenziale aufgedeckt und Ideen entwickelt worden. Dieser Weg bringe die Leute zusammen: "Das ist uns fast wichtiger als das Gewinnen."

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