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Influenza-Saison beginnt Was für eine Grippeimpfung spricht

Viele Menschen leiden derzeit unter einer Atemwegserkrankung. Ungewöhnlich hoch sind landesweit die Infektionszahlen bei der Grippe. Die scheint auf dem Land aber erst in Einzelfällen angekommen zu sein.
25.11.2022, 05:00 Uhr
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Von Irene Niehaus

Lilienthal/Worpswede. In Niedersachsen gibt es nach Angaben des Landesgesundheitsamts (NLGA) einen außergewöhnlich frühen Anstieg der Grippe-Fälle. Mediziner haben den Verdacht, dass die Menschen nach Jahren der Corona-Schutzmaßnahmen und dem Maskentragen nun anfälliger für Grippeviren sein. Auch das vermehrte Testen auf die Influenza könne sich auf die Zahlen auswirken. Der Deutsche Hausärzteverband hat zur Grippeimpfung aufgerufen.

Gibt es in der Region schon Anzeichen für ungewöhnlich hohe Infektionszahlen?

Die echte Grippe, die Influenza, sei auf dem Land noch nicht angekommen, meint der Worpsweder Hausarzt Torsten Böger. Dabei bezieht er sich auf Erfahrungen in seiner Gemeinschaftspraxis und den Austausch mit Ärzten in der Region Stade-Weser-Ems. "Es sind bisher nur vereinzelte Fälle", so Böger. Zugenommen habe aber die Zahl der Patienten mit einem grippalen Infekt, der für die Jahreszeit typisch und nach dem langen Sommer nicht ungewöhnlich sei: Es gebe "sehr viele Infekte mit ewig langem Husten".  Die Grippe erwarte er erst für den Dezember, im November sei sie normalerweise noch nicht so verbreitet. Die härtesten Grippe-Monate seien der Januar und der Februar. Otto Wilken, Inhaber der Rats-Apotheke in Lilienthal, sieht ebenfalls noch keine Hinweise auf eine Grippewelle. "Aber das kann sich ja schnell ändern." Sein Kollege Uwe Hansmann stellt fest, dass in seinen Apotheken derzeit verstärkt fiebersenkende Medikamente nachgefragt werden. Ob es mit der Grippe oder einer einfachen Erkältung zu tun habe, könne er nicht sagen.

Was sind die Symptome für eine Grippe?

Die echte Grippe ist kein Zuckerschlecken. Typisch für eine Influenza ist der plötzliche Beginn der Erkrankung – ohne Vorwarnung treten zum Beispiel  bei sonst gesunden Menschen Fieber bis 41 Grad, Abgeschlagenheit, Schüttelfrost, Schweißausbrüche, Kopfschmerzen, Halsschmerzen und Hustenreiz auf.  Meist kommen noch Lichtscheu und Geräuschempfindlichkeit hinzu. Aber auch schon einzelne Symptome wie hohes Fieber und unproduktiver Husten können auf eine Grippe hinweisen. Lediglich erhöhte Temperatur, also unter 38,5 Grad, und Schnupfen sprechen hingegen eher für eine Erkältung.

Warum empfehlen Fachleute eine Impfung?

Sie gilt als einzige wirklich vorbeugende Maßnahme zum Schutz vor einer Influenza. Die Impfung bietet - auch aufgrund der wandelbaren Viren - allerdings nur für eine Grippe-Saison Schutz und muss jedes Jahr wiederholt werden. Apotheker Uwe Hansmann ist 62 Jahre alt und lässt sich schon seit Jahren gegen Grippe impfen. Er stelle fest, dass er nicht nur keine Grippe bekommen habe, sondern seitdem seltener erkältet gewesen sei, sagt er.

Wer sollte sich impfen lassen?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) befürwortet die Grippeschutzimpfung für Menschen mit einem hohen Ansteckungsrisiko oder einem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Dazu zählen alle über 60-Jährigen sowie die Bewohnerinnen und Bewohner von Alters- und Pflegeheimen. Die Fachleute raten zudem Schwangeren im zweiten Schwangerschaftsdrittel und Menschen, die "viel in Kontakt mit anderen Menschen kommen", zur Impfung. Die Impfung können sich nur Menschen verabreichen lassen, die nicht erkältet sind. Bei Kindern (ab sechs Monaten), die eine erhöhte gesundheitliche Gefährdung infolge eines Grundleidens haben, hält die Stiko eine Grippeimpfung für richtig.

Wann ist die beste Zeit für eine Impfung?

Das sind laut dem Bundesverband der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte die Monate Oktober und November, also unmittelbar, bevor die Zeit der großen Grippe-Wellen beginnt. Aber auch später ist die Impfung noch sinnvoll, da nie genau vorhergesagt werden kann, wie lange eine Welle dauert. Der Worpsweder Allgemeinmediziner Torsten Böger empfiehlt eine Grippeimpfung noch weit in den Dezember hinein.

Wo kann man sich impfen lassen?

Bei jedem Arzt und jeder Ärztin. Erster Ansprechpartner ist in vielen Fällen der Hausarzt oder die Hausärztin, aber auch beispielsweise HNO-Ärzte und manche Gesundheitsämter führen die Impfung durch.

Geht das auch in Apotheken?

Ja, das ist seit Kurzem möglich. Dafür müssen sich Apotheker schulen lassen. Auf dem Verbraucherportal www.mein-apothekenmanager.de kann nach Apotheken in der Nähe gesucht werden, die die Serviceleistung „Grippeimpfung“ anbieten.  Allerdings findet man dort bislang keinen Eintrag für Lilienthal, Grasberg, Worpswede und Tarmstedt. Aufgeführt wird lediglich die Borgfelder Kaisen-Apotheke.

Warum sind Apotheker in der Region noch zurückhaltend?

Der Lilienthaler Apotheker Uwe Hansmann sagt, er biete keine Grippeimpfung an, weil seine Mitarbeiter mit den Covid-Tests vollkommen ausgelastet seien.  "Und selbst wenn wir wollten – die Schulungsseminare waren im letzten Jahr ausgebucht", so Hansmann. Er glaubt außerdem, dass die Ärzte zumindest in Lilienthal den Impfbedarf durchaus decken können.  Ähnlich sieht es sein Kollege Otto Wilken. Und auch bei ihm gebe es personell absolut keine personellen Kapazitäten mehr für Grippeimpfungen.

Wann setzt der Infektionsschutz nach der Impfung ein?

Gesunde erwachsene Impflinge bauen nach einmaliger Injektion im Durchschnitt nach etwa zwei Wochen einen bis zu 90-prozentigen Grippeschutz auf. Bei den Patienten, die trotz einer Grippeimpfung an der Grippe erkranken, ist der Krankheitsverlauf wesentlich milder als bei ungeimpften Patienten.

Welche Nebenwirkungen sind nach der Influenza-Impfung zu erwarten?

Der saisonale Influenza-Impfstoff ist nach Angaben der Stiko in der Regel gut verträglich. Manchmal kommt es nach Impfungen zu leichten grippeartigen Symptomen, die aber kein Grund zur Beunruhigung sind und rasch wieder abklingen. Leichte Symptome sind Folge der natürlichen Auseinandersetzung des Immunsystems mit dem Impfstoff.

Ist es problematisch, sich gleichzeitig gegen Influenza und Covid-19 impfen zu lassen?

Laut Stiko-Empfehlung ist die simultane Impfung möglich. Jedoch könnten Impfreaktionen häufiger als bei der getrennten Gabe auftreten. Der Lilienthaler Apotheker Uwe Hansmann hat seine letzte Grippeimpfung  parallel zur Covid-Impfung bekommen und nach eigenen Angaben sehr gut vertragen.

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Meldezahlen höher als gewohnt

Das Landesgesundheitsamt hat in der laufenden Saison bereits 676 Influenza-Fälle festgestellt. Im Jahr 2018 waren es zum gleichen Zeitpunkt erst sieben Fälle und ein Jahr später 21 Fälle. In den Jahren 2020 und 2021 war die Grippesaison vor dem Hintergrund der Corona-Schutzmaßnahmen laut Landesgesundheitsamt sogar „quasi ausgefallen“. Das Amt weist allerdings darauf hin, dass es eine große Untererfassung der Grippe-Fälle gebe, weil längst nicht jeder Fall labordiagnostisch untersucht und gemeldet werde.  In den Jahren vor Corona begann die jährliche Grippewelle meist im Januar und dauerte drei bis vier Monate. In den vergangenen beiden Saisons veränderten die Corona-Pandemie und die dagegen getroffenen Maßnahmen den gewohnten Verlauf jedoch stark: 2020/21 fiel die Grippewelle weltweit aus. Und auch 2021/22 kam es in Deutschland nicht zu einer Welle im gewohnten Maßstab, die Meldezahlen gingen erst nach den Osterferien und damit sehr spät etwas in die Höhe. 

 
 

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