Lilienthal. Geht da noch was? Die 16. Minute des dritten Drittels war gerade angebrochen, da nahm sich Luke Plenge ein Herz und zog aus der Distanz einfach mal ab – und traf. Dieses Anschlusstor zum 6:7 nährte bei den Lilienthaler Wölfen noch einmal die Hoffnung, im ersten Spiel des Finals um den Aufstieg in die 1. Floorball-Bundesliga gegen Unihockey Igels Dresden die Verlängerung zu erzwingen. Aber vielleicht war es genau das, weshalb es am Ende nicht reichte: Die Lilienthaler wollten es erzwingen. Das Momentum des ersten Drittels war den Gastgebern völlig abhandengekommen. Obwohl sie in der Schlussminute volles Risiko gingen und Milan Urumovic aus dem Tor nahmen, um auf dem Feld in Überzahl agieren zu können, kamen sie kaum zu nennenswerten Abschlüssen. Und so war die Partie letztlich entschieden, als die Dresdener den Ball aus der eigenen Hälfte zum 6:8 (4:1, 1:2, 1:5)-Endstand ins verwaiste Lilienthaler Tor schoben.
Die Wölfe mussten damit die erste Saisonniederlage überhaupt einstecken, ausgerechnet im so wichtigen ersten Spiel der "Best-of-three-Serie" hatte es sie erwischt. Wonach es zu Beginn nicht unbedingt ausgesehen hatte. In einem merklich verhalteneren Beginn als sonst erzielten die Hausherren durch Paul Röttger das frühe 1:0 (3.). Allerdings waren die Lilienthaler nicht zwangsläufig das stärkere Team in dieser ausgeglichenen Anfangsphase. Zweimal musste Wölfe-Goalie Milan Urumovic seine Reaktionsschnelligkeit unter Beweis stellen, auf der anderen Seite konnte sich Dresdens Georg Jahn zweimal auszeichnen. Wie umkämpft (aber stets fair) die Partie war, zeigte sich, als sich Dresdens Maarten Mindermann unverhofft auf dem Feld krümmte und das Gesicht hielt. Er hatte sich von Spielern und Schiedsrichtern unbemerkt einen Riss an der Wange zugezogen und blutete stark. Für ihn war die Partie damit erledigt.
Die Partie lief derweil ohne große Möglichkeiten für beide Teams weiter, ehe Paul Röttger im Nachsetzen auf 2:0 erhöhte. Nur eine Minute später erzielte Luis Moes das 3:0 und es schien so, als würden die Lilienthaler dieses nach wie vor ausgeglichene Spiel zumindest nach Toren an sich reißen. So auch Sekunden vor Ende des ersten Drittels, als Röttger nach Dresdens zwischenzeitlichem Anschlusstreffer wieder den alten Drei-Tore-Vorsprung herstellte.
Mit Beginn des zweiten Drittels veränderten sich die Kräfteverhältnisse indes. Nun hatte Dresden, das durch Bruno Haltenorth nach knapp sechs Minuten auf 2:4 herankam, etwas mehr vom Spiel. Zudem schwächten die Wölfe sich selbst. Die erste Zeitstrafe gegen Philipp Schneider wegen überharten Körpereinsatzes überstanden die Lilienthaler noch schadlos, die zweite gegen Leon Bauer (Stockschlag) nutzten die Gäste aber zum 3:4. Spätestens jetzt waren die Dresdener zurück im Spiel, auch wenn sie durch Paul Röttger noch das 3:5 schlucken mussten.
Aber auch dieses Tor vermochte den Lilienthalern keine Sicherheit zu geben. Dresden blieb am Drücker und markierte nach zwei sehenswerten Drehschüssen von Bruno Haltenorth früh den 5:5-Ausgleich. Die Wölfe standen unter Druck, sorgten kaum für Entlastung nach vorne und verloren zu allem Überfluss auch noch Leon Bauer, der nach einem Zweikampf nicht mehr auftreten konnte. Die Gäste forcierten ihre Offensivbemühungen, kamen mehrfach zu knappen Abschlüssen, ehe Tim Trebal die erste Dresdener Führung erzielte, die Daniel Hulic auf zwei Tore ausbaute. Den Lilienthalern glückte danach nur noch der eingangs beschriebenen Distanztreffer von Luke Plenge.
Und trotzdem: Das Finale ist noch nicht verloren. "Meine Gedanken sind schon bei diesem Spiel und was wir alles besser machen können. Klar ist, dass wir es besser können", sagte Spielertrainer Lukas Bieger. Er ist sicher: Da geht noch was!