Lilienthal. Der Favorit hatte eigentlich alles unter Kontrolle, aber das Spiel des FC Worpswede hatte ein entscheidendes Manko: Es fehlten die echten Tormöglichkeiten. Also stellte das Trainergespann Oliver Schilling/Gerd Buttgereit gut 20 Minuten vor dem Ende um. Aus der Vierer- wurde eine Dreierkette und Johannes Wegener weiter nach vorne gezogen. Eine Minute später hatte der Tabellenführer der Fußball-Bezirksliga Lüneburg im Derby gegen den SV Lilienthal-Falkenberg das vorentscheidende 2:1 erzielt. Torschütze: Johannes Wegener. Ausgerechnet. Und ausgerechnet in einer Phase, in der die Gastgeber besser aufkamen und selbst die ersten Angriffe gestartet hatten.
Mit etwas Glück hätten die personell gebeutelten Lilienthaler selbst in Führung gehen und so die spätere 1:4 (1:1)-Niederlage abwenden können. Der Angriff über Malik Raho und Fabian Lübsin war der erste sehenswerte der Gelbhemden gewesen, bei dem Lübsin bei seinem Abschluss letztlich zu lange gewartet hatte und so eine aussichtsreiche Chance ausließ. Im Anschluss an diese Szene regten sich die Hausherren zudem über einen nicht geahndeten Rückpass der Worpsweder auf, den Keeper Jakob Reiter aufnahm. Der daraus resultierende Angriff mündete schließlich in der vorentscheidenden 2:1-Führung der Worpsweder.
Jeder Zweikampf wird gefeiert
Verdient hatten sich die Gäste diese allemal. Sie waren die Mannschaft, die viel mehr für das Spiel machte und es auch bestimmte. Sie war aber auch die Mannschaft, die im letzten Drittel einfach nicht konsequent genug agierte. Die Lilienthaler wiederum zogen sich daran hoch, wenn sie noch mit der Fußspitze an den Ball kamen oder den entscheidenden Zweikampf noch gewannen, um das Gegentor zu verhindern. So blieb es lediglich bei Schusschancen aus der Distanz durch Jan-Henrik Kück (33.), Jacob Geber (35.) und Felix Ambrosi, dessen Ball sich auf die Latte senkte (37.), ehe "Jonny" Kück die Gäste doch in Führung brachte. Einen an ihm verursachten Elfmeter verwandelte der Worpsweder sicher zum 1:0 (40.). Die bis dahin in der Offensive nicht stattfindenden Gastgeber schlugen jedoch unvermittelt zurück. Sie erzwangen trotz hörbarer Proteste von FCW-Verteidiger Inouss Bourai Toure eine Ecke, die scharf vor das Tor gezogen wurde, wo Lilienthals Nils Markowsky seine klaren Größenvorteile gegenüber FCW-Keeper Jakob Reiter ausspielte und zum unverhofften Ausgleich einnickte. Ein Tor, das praktisch mit dem Pausenpfiff fiel.
"Es ist schon komisch", merkte Worpswedes Coach Gerd Buttgereit hinterher an. Sowohl das 1:1 der Lilienthaler als auch das 2:1 der Worpsweder seien jeweils in Phasen gefallen, in denen der Gegenüber mehr vom Spiel gehabt hätte. Das änderte aber nichts an seiner Einschätzung, dass der Sieg hochverdient war. Gleichwohl fiel ihm und Oliver Schilling eine Last von den Schultern, als Wegener das erlösende 2:1 erzielte. Ein Tor, das die Gegenwehr der Lilienthaler deutlich brach. Als Derrick Ampofo nach Pass von Jacob Geber nur vier Minuten später auf 3:1 erhöhte, war die Entscheidung endgültig gefallen. Gegen demoralisierte Lilienthaler setzte Ampofo schließlich den Schlusspunkt zum 4:1. Die Großchance von Lilienthals Tim-Ove Diekmann, der freistehend am langen Pfosten deutlich über das Tor schoss (90.), verkam zu einer Randnotiz.
"LiFa"-Coach Pascal Kehlenbeck zweifelte hinterher zwar gar nicht erst an, dass der Sieg des FC Worpswede verdient war. Trotzdem trieb ihn die Vorstellung um, was möglich gewesen wäre, wenn sein Team in Bestbesetzung hätte antreten können. "Wir haben es ja so schon echt gut gemacht", meinte er. Sein Team habe sich gegen den Ligaprimus insgesamt gut verkauft. Letztlich sei es auch eine Frage der Kraft gewesen.
Und die Worpsweder? Atmeten in erster Linie darüber auf, nach dem Ausrutscher in der vergangenen Woche wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden zu haben. "Die Spiele von unseren beiden Verfolgern sind ausgefallen, und die Nachholspiele müssen sie auch erst einmal gewinnen. Sie wissen ja jetzt, dass sie gewinnen müssen, um an uns dranzubleiben", so Buttgereit, dessen Team am kommenden Wochenende den Vorsprung noch ein bisschen ausbauen könnte. Gegner ist dann der TSV Ottersberg – sofern das Wetter mitspielt.