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Job-Chancen Gastronomen wollen Geflüchtete aus der Ukraine beschäftigen

Die Gewerkschaft NGG schlägt vor, Flüchtlinge aus der Ukraine in der Gastronomie einzusetzen. Lokalbetreiber in der Wümme-Region halten dies angesichts des Personalmangels für eine gute Idee.
03.06.2022, 05:00 Uhr
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Von Irene Niehaus

Lilienthal/Grasberg/Worpswede. Job-Perspektiven für Geflüchtete aus der Ukraine im Gastgewerbe sieht die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Hotels und Gaststätten im Landkreis Osterholz hatten der Arbeitsagentur im April 34 unbesetzte Stellen gemeldet – elf mehr als im Vorjahr. Dieter Nickel, NGG-Geschäftsführer der Region Bremen-Weser-Elbe, erklärt dazu, die Branche sei weltoffen und gut geeignet für Quereinsteiger von der Küche bis zum Service.

Das bestätigt Rike Ziegenbein. Die Junior-Chefin des Lokals Wümmeblick-Höftdeich kann sich gut vorstellen, Geflüchteten aus der Ukraine in ihrem Lokal einen Job zu bieten. "Wir könnten Aushilfskräfte brauchen. Die Nationalität spielt da überhaupt keine Rolle", sagt die 34-Jährige. Bereits  die derzeitigen Azubis stammen aus Syrien, Afghanistan und dem Iran.

Ihre Erfahrung als Gastronomin zeige, dass ein Beschäftigungsverhältnis nicht davon abhänge, wie viel Sprachkompetenz jemand mitbringe. "Mancher aus unserem Personal kam ganz ohne Deutschkenntnisse und spricht jetzt Deutsch." Als Voraussetzung mitbringen sollten Bewerber allerdings die Fähigkeit zur Gastfreundschaft, damit meint Rike Ziegenbein das Talent, Gäste nicht nur mit Freundlichkeit, sondern mit echter Herzlichkeit zu begegnen.

Großer Personalmangel in der Gastronomie

Im Landhaus Wörpedorf in Grasberg herrscht seit Langem Personalmangel. Ukrainische Flüchtlinge könnten für Entlastung sorgen - aber nur, wenn mindestens Englischkenntnisse vorhanden wären, unterstreicht Gastwirt Marc Israel. Es gebe beispielsweise Jobs als Küchenhilfen, und wer Deutschkenntnisse vorweisen könne, wäre nach Meinung des 38-Jährigen auch im Service gut einsetzbar.  Für diesen Aufgabenbereich wünscht sich Jürgen Bohling vom Schützenhof Hüttenbusch allerdings sogar gute Deutschkenntnisse, "in der Küche geht es auch mit weniger Sprachkenntnissen". Sollten sich Ukrainer bei ihm bewerben, wären sie  grundsätzlich genauso willkommen wie andere Kandidaten, meint der 62-Jährige.

Die fehlenden Deutschkenntnisse könnten die Ukrainer ihrerseits als Barriere empfinden, sich in der Branche zu bewerben, vermutet Kerstin Flato. "Da gibt es sicherlich Unsicherheiten." Flato unterstützt als Alltagshelferin in Grasberg Geflüchtete aus der Ukraine und hat erfahren, "dass alle gerne arbeiten und etwas machen würden, aber nicht alle können ja auch Englisch sprechen." Großes Interesse zeigten Geflüchtete aus der Ukraine an einem Deutsch-Sprachkursus der Gemeinde Grasberg. Flato weiß von einer ukrainischen Familie zu berichten, für die die hiesige Gastro-Branche ideal gewesen wäre. "Alle waren Köchinnen. Sie wohnten erst in Grasberg und sind dann aber nach Nordrhein-Westfalen gezogen."

Faire Bedingungen gefordert

Die Ukraine-Flüchtlinge könnten auf der einen Seite die Gastronomie retten, das Hotel- und Gaststättengewerbe habe wiederum die Chance, ein „Integrationsmotor“ zu werden, sagt Dieter Nickel von der NGG-Gewerkschaft. Nun komme es auf faire Bedingungen an, niemand solle sich mit weniger als dem tariflichen Einstiegsverdienst von 12,50 Euro pro Stunde abspeisen lassen.

Mit dem Mindestlohn anfangen würde auch der Grasberger Gastwirt Marc Israel, um dann nach einer gewissen Zeit den Verdienst zu erhöhen. Faire Bedingungen den Flüchtlingen bieten würden auch die Betreiber des  Wümmeblicks und des Hüttenbuscher Schützenhofs, sagen sie.

Neben dem Mindestlohn fordert Gewerkschaftsfunktionär Dieter Nickel außerdem, dass Staat und Politik die ukrainischen Bildungsabschlüsse unkompliziert anerkennen und vereinfachten Zugang zu Sprachkursen bieten müssten. Nötig seien auch Kita- und Schulplätze für die Kinder der Geflüchteten.

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Offene Stellen länger unbesetzt

In einer Touristik-Umfrage der niedersächsischen Industrie- und Handelskammer (IHK) haben 63,8 Prozent der befragten niedersächsischen Unternehmen angegeben, dass offene Stellen längerfristig nicht besetzt werden können, da sie kein passendes Personal finden. Dies führt zum einen zu einer höheren Belastung des vorhandenen Personals, zum anderen geben knapp zwei Drittel der Betriebe an, dass sie aus diesem Grund planen, ihr Angebot einzuschränken, so die IHK.

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