Lilienthal. Viel Erfahrung hatten sie nicht, weder die Organisatorinnen der Demonstration „Gegen Massentierhaltung und für mehr Tierrechte“, Merle Noll, Hannah Smolarek und Mona Geerken, noch die Gemeinde Lilienthal. Denn Demonstrationen sind im Ort nicht gerade an der Tagesordnung. Das bestätigten die Beamten der Polizeiinspektion Verden/Osterholz, Hauptkommissar Helge Rosebrock und Oberkommissar Jürgen Bogner, die am Sonnabend den Demonstrationszug absicherten. „Für uns ist es ein reiner Verkehrseinsatz“, sagte Jürgen Bogner.
„Ihr habt den Tieren den Krieg erklärt, glaubt nicht, dass niemand ihr Leid erhört“, skandierten die etwa 60 Demonstrationsteilnehmer lautstark auf ihrem Weg vom Gymnasium Lilienthal über die Falkenberger Landstraße bis zur Klosterstraße. Auf den ersten Metern blieben die Demonstranten noch überwiegend unter sich und nahezu unbemerkt, das änderte sich erst, als sie sich Lilienthals Mitte näherten. Auf der Höhe des Edeka-Markts veranstalteten sie eine Zwischenkundgebung, in der Klosterstraße fand dann nach einer guten Stunde die Endkundgebung statt. In der progagierten die Demonstranten eine zukunftsfähige, nachhaltige, tiergerechte Landwirtschaft, das Ende der industriellen Massentierhaltung und weniger Fleischkonsum.
Es sind Aspekte ethischer und emotionaler Art, aber auch der Klimawandel, die die Schülerinnen zu der Aktion bewegt hatten. Sensibilisiert durch Dokumentationen, Schockbilder und Fleisch, das den Namen nicht verdient, richteten sie sich mit ihrer einem Gedankenanstoß gleichenden Aktion an die Konsumenten. In der Hoffnung, das Bewusstsein für weniger Fleischverzehr und für ein anderes Ess- und Konsumverhalten zu schärfen, gingen die Demonstranten mit Bannern, Plakaten und Transparenten auf die Straße.
Die Schülerinnen Merle und Mona leben ihre Einstellung konsequent und ernähren sich vegan. Hannah hat einen anderen Weg gewählt. Sie reduzierte ihren Fleischkonsum und setzt auf Biofleisch. Alle machten die Erfahrung, dass sie andere von ihrer Sache begeistern und mitreißen konnten. „Es ändert sich automatisch was, aber man muss bei sich selber anfangen“, sagte Mona Geerken, die begeistert die Nachricht aus der Gemeinde aufgenommen hatte, dass in Lilienthaler Kindergärten und Grundschulen auf regionale Lebensmittel und Bio gesetzt werde.
Den Demonstrationszug begleiteten Jungpfadfinder und Pfadfinder des Stamms Franziskus. Aus Worpswede unterstützte Matthias Kaufmann als erklärter Vegetarier die Aktion. Schon lange hatte Stephanie Bischoff auf solch eine Veranstaltung von jungen Leuten in Lilienthal gewartet, sagte sie. „Toll, dass sie es machen“, lautete ihr Kommentar.