Um das Risiko eines Durchbruchs zu verkleinern, sind in einer Hauruck-Aktion während des Hochwassers in Lilienthal kurz nach Weihnachten rund 50 Bäume entlang der Wörpe gefällt worden. Die Gemeinde will und muss den Verlust ausgleichen, allerdings wird auf die Uferverwallung selbst kein junger Baum nachgepflanzt. Kirsten Flathmann-Matz, seit Anfang des Jahres die neue Fachfrau für alles Grün im Lilienthaler Rathaus, hat eine Liste mit potenziellen anderen Standorten zusammengestellt. Möglichst noch in diesem Jahr soll die Nachpflanzaktion starten. Doch das ist bei Weitem nicht die einzige Baustelle, um die sich die neue Rathaus-Mitarbeiterin für Natur- und Umweltschutz kümmert.
Anfang des Jahres hat Flathmann-Matz die Stelle im Fachbereich Bauen und Planung übernommen. Sie folgt auf Jens Heinemann, der sich in den Ruhestand verabschiedet hat. Vor ihrem Wechsel nach Lilienthal arbeitete Flathmann-Matz in ähnlicher Funktion für die Gemeinde Ganderkesee, davor wiederum war sie 20 Jahre lang als Landschaftsplanerin für ein Planungsbüro tätig. Schon damals hatte sie beruflich mehrfach mit der Gemeinde Lilienthal zu tun, sie kennt den Ort aber auch, weil sie ganz in der Nähe aufgewachsen ist und auch in der Region nach wie vor lebt. "Lilienthal ist mir nicht ganz fremd", sagt sie vorsichtig.
Wie es zur Fällung kam
Als sie ihren neuen Job antrat, herrschte in Lilienthal wegen des Hochwassers gerade Ausnahmezustand. Die Entscheidung, im größeren Stil Birken und Erlen sowie einige Kastanien und Eichen entlang der Wörpe-Verwallung abzusägen, war da schon gefallen. Das Wasser drückte gegen die Uferbefestigung, und es gab die Sorge, dass die Bäume bei dem angekündigten Sturm umstürzen und mit ihren Wurzeln große Löcher in den sogenannten Deich reißen.

Entlang der Wörpe sind während des Hochwassers an die 50 Bäume gefällt worden. Es gab die Befürchtung, dass die Bäume beim Sturm umkippen und die mitgerissenen Wurzeln dann tiefe Löcher in die Verwallung reißen könnten.
"Vereinzelt waren Wurzelteller freigespült, der Boden war teils weich wie Pudding. Wenn dann ein Baum gefallen wäre, hätte er die Verwallung mit hochgerissen und dann wäre Feierabend gewesen. Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung zur Fällung zu sehen", sagt die Fachfrau. Doch mit den Fällungen sei nun nicht alles gut: Die im Boden verbliebenen Wurzeln würden im Laufe der Jahre verrotten und Sollbruchstellen und Hohlkörper im Wörpewall hinterlassen, auch dafür gelte es, Lösungen zu finden.
Die jetzt angeschobene Nachpflanzaktion ist mit der Naturschutzbehörde abgestimmt worden. Zwischen einem Baum und drei Bäumen müssen pro abgesägtem Baum neu gepflanzt werden, je älter und dicker ein Baum gewesen ist, desto mehr Ersatzbäume werden nach einem festgelegten Schlüssel verlangt. In der Summe werden es 60 bis 70 junge Bäume sein, die den Verlust ausgleichen sollen.
Eine Wiederbepflanzung des Wörpeufers ist nicht vorgesehen, auch weil noch offen ist, was in dem Hochwasserschutzkonzept stehen wird, das die Gemeinde in Auftrag geben will. Aktuell wird die Ausschreibung vorbereitet. "Was mit der Verwallung geschieht, ist völlig unklar. Sollte herauskommen, dass sie zu einem gewidmeten Deich aufgewertet werden soll, könnte es passieren, dass auch die restlichen Bäume gefällt werden müssen", sagt Flathmann-Matz. Deshalb plant die Gemeinde, die Ersatzpflanzungen von vornherein an anderer Stelle im Gemeindegebiet vorzunehmen. Angedacht ist schon, das Umfeld entlang der Wörpe wieder mit neuen Bäumen aufzuwerten. Doch der Platz sei begrenzt. "Wenn es nicht geht, müssen wir anderswo suchen", sagt sie.
Dass auch die großen Pappeln am Mühlendeich in der Nähe von Kutscher Behrens entfernt gefällt worden sind, hat laut der Rathaus-Mitarbeiterin nicht unmittelbar mit dem Hochwasser zu tun. Die Bäume, so sagt sie, wären ohnehin weggekommen, weil sie nicht mehr standsicher gewesen seien und teils große Schadstellen aufgewiesen hätten.
Buchen im Gehölz sind wieder ausgetrieben
Die Befürchtung, dass auch die Bäume im Mittelholz durch den anhaltend hohen Wasserstand nachhaltig geschädigt werden könnten, haben sich laut Flathmann-Matz bis auf einzelne Ausnahmen nicht bestätigt. Vor allem Buchen mögen es nicht, wenn die Wurzeln über längere Zeit im Wasser stehen. Eichen verkraften diesen Zustand besser. Doch es scheint alles noch mal einigermaßen glimpflich verlaufen zu sein. "Im Frühjahr sind alle Bäume wieder ausgetrieben", sagt Flathmann-Matz.

In Höhe von Murkens Hof sind beim Hochwasser auch die Kronen der Kastanien gekappt worden.
Im Zusammenhang mit den erfolgten Baumfällungen stehen auch Schutzvorkehrungen, die die Gemeinde für einige Bäume getroffen hat: Am Parkplatz von Murkens Hof ist ein Buchenstamm, der nach dem Kappen der großen Kastanienkronen nebenan plötzlich frei stand, halbseitig weiß angestrichen worden. Dieser Anstrich soll die Buche vor einem sogenannten "Sonnenbrand" schützen. Die Rinde der Buche sei relativ dünn, bei direkter Sonneneinstrahlung neige sie dazu, Risse zu bilden und so anfällig für einen Pilzbefall zu werden, berichtet Flathmann-Matz. Mit der weißen Farbe soll dies verhindert werden.