Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Gemeindefinanzen Lilienthal profitiert von Corona-Hilfen

Besser gelaufen als erwartet ist das Jahr 2022 für den Lilienthaler Gemeindehaushalt: Unterm Strich blieb ein Plus von 2,2 Millionen Euro. Die Corona-Hilfen haben dazu beigetragen.
08.09.2023, 16:19 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Lilienthal profitiert von Corona-Hilfen
Von Lutz Rode

Lilienthal. Weil die Gemeinde Lilienthal deutlich mehr Geld eingenommen hat als erwartet und an einigen Stellen auch sparen konnte, schließt sie ihre Rechnung für das Haushaltsjahr 2022 mit einem dicken Plus ab. 2,2 Millionen Euro beträgt der Überschuss, der nun dafür verwendet werden soll, die in den Vorjahren angehäuften Defizite komplett abzubauen. Am Ende bleibt sogar noch eine halbe Million Euro übrig, die nun in die Rücklage für das laufende Jahr fließen. Die Ratspolitiker im Finanzausschuss haben den positiven Abschluss in ihrer Sitzung am Donnerstagabend wohlwollend zur Kenntnis genommen. Doch so rosig geht es aller Voraussicht nach nicht weiter.

Profitiert hat Lilienthal im vergangenen Jahr davon, dass die Einnahmen aus der Einkommensteuer gestiegen sind und so über das Land auch mehr Geld an die Kommunen verteilt werden konnte. Eine wichtige Rolle spielten laut Kämmerer Hartmut Schlobohm aber auch die Corona-Hilfen. Positive Effekte ergaben sich schließlich auch daraus, dass der Landkreis seine Kita-Platz-Pauschale erhöht hat und auf der anderen Seite die Kreisumlage, die die Gemeinden zu zahlen haben, gesenkt wurde. Als der Haushaltsplan für 2022 erstellt wurde, waren die Entscheidungen dazu noch nicht gefallen.

Sparkurs gefordert

Auch die Wirtschaftsbetriebe Lilienthal GmbH (WBL), die der Gemeinde gehört und die unter anderem für den Straßenbahn-Betrieb und das Hallenbad zuständig ist, hat der Gemeinde eine Einnahme von 150.000 Euro beschert. Auch das hat mit dem Rettungsschirm zu tun, den der Bund in der Corona-Krise für den Öffentlichen Personennahverkehr gespannt hat, um die finanziellen Folgen der Pandemie abzufedern. Laut Kämmerer Hartmut Schlobohm sind bei der Berechnung für die Straßenbahnlinie 4 auf Lilienthaler Gebiet die relativ hohen Fahrgastzahlen des Jahres 2019 zugrunde gelegt worden, entsprechend hoch ist der Einnahme-Anteil ausgefallen, den die WBL über die Bremer Straßenbahn AG erhalten hat.

In seinem Bericht zum Jahresabschluss hat das Osterholzer Rechnungsprüfungsamt den Lilienthalern ins Stammbuch geschrieben, dass trotz der deutlichen Verbesserungen eine sparsame Haushaltsführung weiterhin nötig sein wird. Die Kontrollbehörde verweist auf den hohen Stand an Liquiditätskrediten, den hohen Schuldenstand der Gemeinde und die anstehenden Investitionen im Schul- und Kindergartenbereich. Das, so hält der neuen Amtschef Arne Segelken fest, werde weitere finanzielle Mittel binden. Er fordert die Gemeinde auf, den Kreditbedarf auf die unbedingt erforderliche Mindesthöhe zu begrenzen, die Ausgaben für freiwillige Aufgaben ständig zu überprüfen und auf das absolut vertretbare Maß zu beschränken. Außerdem sei es unverzichtbar, dass die Gemeinde bei anstehenden Investitionen Wirtschaftlichkeitsberechnungen anstelle. Zudem sei die Gemeinde gefordert, alle Einnahmemöglichkeiten auszuschöpfen. "Diese Vorgaben sind der Gemeinde bekannt", hält Segelken in seinem Prüfbericht fest. Die eingeschlagene Richtung müsse konsequent beachtet und fortgeführt werden.

Gedämpfte Erwartungen für 2024

SPD-Ratsherr Kurt Klepsch sprach angesichts des 2022 erzielten Überschusses von einem "Traumergebnis" für die Gemeinde. Er machte zugleich deutlich, dass nicht davon auszugehen sei, dass es so weiter laufe. Für das Haushaltsjahr 2024 rechnet er mit deutlich schlechteren Zahlen, weil etwa die Personalkosten in die Höhe schnellen werden. Wohin die Reise geht, dazu gab Kämmerer Schlobohm in der öffentlichen Ausschussrunde keine Einschätzung ab. Im anschließenden Workshop, zu dem alle Ratspolitiker ins Rathaus eingeladen waren, muss es aber dann doch einige Hinweise gegeben haben."Klar ist, dass die Steuereinnahmen sinken und die Ausgaben steigen. Wie decken wir den Fehlbetrag und wie können wir in Zukunft noch Gemeinde und Kommunalpolitik gestalten", postete bei Facebook CDU-Ratsherr Nicolas Laack, der an der internen Haushaltsklausur teilgenommen hatte.

Zur Sache

Rechnungsprüfer rüffeln Rathausverwaltung

Einen Rüffel für ihre Vergabepraxis hat die Lilienthaler Gemeindeverwaltung vom Osterholzer Rechnungsprüfungsamt kassiert. Die Kontrollbehörde moniert unter anderem, dass im Rathaus nirgendwo schriftlich fixiert ist, wer unter welchen Bedingungen einen Auftrag erteilen kann. Die Rechnungsprüfer mahnen eine Dienstanweisung an, in der beispielsweise stehen könnte, dass Aufträge mit einem Volumen von über 25.000 Euro nur der Bürgermeister unterschreiben darf, unter 25.000 Euro die Fachbereichsleiter befugt sind, und unter 10.000 Euro die Amtsleiter die Freigabe erteilen können. Im Rathaus will man der Aufforderung nun nachkommen, verbunden aber auch mit dem Hinweis, dass die Befugnisse schon jetzt geregelt und bekannt seien und die meisten Aufträge ohnehin durch die zentrale Vergabestelle des Landkreises erfolgen.

Anlass zur Kritik gibt auch ein Fall, der bei einer stichprobenartigen Überprüfung aufgefallen ist: Die Gemeinde hatte eine Baufirma beauftragt, an der Bushaltestelle an der Lüninghauser Straße in Höhe des Kiefernwegs eine neue Asphaltdecke aufzubringen. Bei dieser Arbeit blieb es aber nicht, sondern der Bautrupp wurde auch zur Einmündung Lüningsee/Worpheimer Straße geschickt, um auch dort den maroden Straßenbelag zu erneuern. Dafür gab es am Ende eine Gesamtrechnung, die mit dem ursprünglichen Gebot nichts mehr zu tun hatte. Laut Rechnungsprüfungsamt wäre es notwendig gewesen, die Reparatur der Straßeneinmündung extra auszuschreiben. Aus Sicht des Rathauses geht das allerdings an der Lebenswirklichkeit vorbei: Man habe die Chance genutzt, dass die Teermaschine ohnehin vor Ort war und so die Baufirma die Einmündung gleich mitmachen konnte. Eine Extra-Ausschreibung wäre nicht nur viel teurer geworden, wahrscheinlich hätte sich gar keine Firma gemeldet, die sich für einen so vergleichsweise kleinen Auftrag interessiert hätte, so Kämmerer Hartmut Schlobohm.

Ärger gibt es auch um die Frage, ob alle Aufträge durch einen  Rahmenvertrag abgedeckt sind, den die Gemeinde mit einem Ingenieurbüro geschlossen hat. Der Vertrag sieht vor, dass das Büro die Gemeinde bei der Erstellung von Leistungsverzeichnissen für Ausschreibungen unterstützt. Tatsächlich tätig geworden ist das Büro aber auch für Planungen zum Regenrückhaltebecken Hilligenwarf oder bei der Umplanung der Regenwasserentsorgung am geplanten Kindergarten Heidloge. Die Gemeindeverwaltung teilt die Kritik des Rechnungsprüfungsamtes an ihrem Vorgehen nicht. Die Sache soll in weiteren Gesprächen geklärt werden, zudem hat Bürgermeister Kim Fürwentsches zugesagt, dass noch eine ausführliche Stellungnahme aus dem Rathaus folgen soll.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Einwilligung und Werberichtlinie

Das kompakte Nachrichten-Update für den Landkreis Osterholz und umzu. Lesen Sie Montag bis Freitag jeden Abend die wichtigsten Nachrichten aus Ihrer Region.

Schließen

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)