"Das ist kein Sprint, sondern ein Marathon." Schon am zweiten Weihnachtsfeiertag machte Lilienthals Bürgermeister Kim Fürwentsches (Grüne) deutlich, dass es im Kampf gegen das Hochwasser auf ein kluges Ressourcenmanagement ankommt. Gemeint waren nicht nur Sandsäcke und Wasserpumpen, sondern insbesondere auch die vielen freiwilligen Helfer. Seit mehr als einer Woche sind sie Tag und Nacht im Einsatz. Körperliche Strapazen, Schlafmangel, noch ist kein Ende in Sicht. Was macht das mit den Helfern?
"Die Grenzen der Belastbarkeit haben wir von Anfang an in Blick", versichert Gemeindebrandmeister Andreas Hensel. Er koordiniert die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr, die in Lilienthal gut 200 aktive Mitglieder zählt. Seit dem zweiten Weihnachtsfeiertag arbeiten sie in Zwölf-Stunden-Schichten. Ein Teil muss für das Tagesgeschäft abseits des Hochwassers verfügbar bleiben.
Nach jedem Einsatz haben die Feuerwehrmänner und -frauen mindestens zwölf Stunden zum Regenerieren. "Wenn jemand sagt, dass er nicht mehr kann, respektieren wir das bedingungslos" betont Hensel. Bisher sei allerdings das Gegenteil zu beobachten. Viele hätten angeboten, zusätzliche Schichten zu übernehmen. "Es bleibt aber eine freiwillige Arbeit. Und es ist wichtig, dass es zu keinen physischen oder psychischen Überlastungen kommt", sagt der Brandmeister.
Gegen das Wasser kämpfen auch Organisationen wie das Technische Hilfswerk und die Freiwilligen Feuerwehren aus dem Umland. Laut Hensel haben in Lilienthal inzwischen mehr als 1000 Ehrenamtliche mit angepackt. Zwei von ihnen sind Dennis Kaarz und Thorben Punke von der Freiwilligen Feuerwehr Brake. "Wir wurden am Sonnabend, 30. Dezember, gerufen, weil wir eine besondere Hochleistungspumpe haben", berichtet der stellvertretende Ortsbrandmeister Kaarz. Bis zu diesem Zeitpunkt waren bereits unzählig viele Sandsäcke verlegt worden, was den Feuerwehrmann beeindruckte: "Die Kollegen haben hier einiges geleistet. Da kann ich nur sagen: Hut ab!"
Um die verfügbaren Kräfte nicht zu schnell zu verschleißen, werden die auswärtigen Feuerwehren möglichst gezielt für Acht-Stunden-Schichten eingesetzt. "Mit An- und Abfahrt aus Brake kommen trotzdem zehn Stunden zusammen", sagt Kaarz. Seine rund 40 Kameraden seien in Zweierteams rund um die Uhr im Einsatz. In Lilienthal erlebt der Brandmeister einen großen Zusammenhalt: "Schon beim ersten Einsatz brachten Anwohner heißen Kaffee, Silvester gab es Sekt zum Anstoßen."
Für Kamerad Punke ist es der erste Einsatz im Hochwassergebiet. "Beim ersten Anblick musste ich an die Mecklenburgische Seenplatte denken", sagt er. Wie oft er noch in Lilienthal helfen wird, ist völlig offen. Kein Experte kann aktuell prognostizieren, wann die Behörden Entwarnung geben können. "Solange wir gebraucht werden, sind wir da", unterstreicht Kaarz. "Das würden die Kollegen in Brake genauso machen."