Bürgermeister Kim Fürwentsches erhält aus den Reihen der Politik nicht die erhoffte Mehrheit für den Vorstoß, die Räume der Verwaltung zu erweitern und die Kosten für den angedachten Umbau der früheren Heimatstube ermitteln zu lassen. Die Ratsgruppe "Gemeinsam stark für Lilienthal" hat im zuständigen Fachausschuss ihren eigenen Vorschlag durchgebracht, wonach die Verwaltung erst einmal nachweisen muss, wie viele Arbeitsplätze tatsächlich gebraucht werden. Auch müssten Alternativen zur Lösung möglicher Engpässe im Rathaus geprüft werden. Erst wenn sich herausstellen sollte, dass nur die Nutzung der Räume des jetzigen Kinderforscherzentrums "Kalis Werkstatt" übrig bleibt, könnte die Verwaltung eine Kostenschätzung angehen. Für Kalis Werkstatt müsse im Fall der Fälle ein geeigneter neuer Standort gefunden werden. Aber so weit sei man lange noch nicht, so der Tenor. "Hier soll der vierte Schritt vor dem ersten gemacht werden", befand Evelin Wöstenkühler, stellvertretende Vorsitzende der Ratsgruppe.
Bürgermeister Fürwentsches und sein Stellvertreter Jürgen Weinert warben im Ausschuss nachdrücklich für ihren Vorschlag. Rückendeckung bekamen sie von den Grünen und der SPD, die aber mit ihren Stimmen nicht über die Mehrheit im Gremium und auch nicht im Gemeinderat verfügen. Aus Sicht der Verwaltungsspitze ist der Nachweis längst erbracht, dass zusätzliche Arbeitsplätze benötigt werden. Fürwentsches verdeutlichte auch, dass die Beschäftigten der Verwaltung an einem Standort zusammenbleiben sollten.
Dies sei vor allem wichtig, um auf Dauer die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter aufrecht zu erhalten. In Zeiten des Fachkräftemangels sei man darauf angewiesen, als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben. Die Ausgliederung von einzelnen Verwaltungseinheiten sei kontraproduktiv, weil sich die Beschäftigten, die außerhalb des Rathauses tätig seien, abgehängt fühlten. "Wir haben die Sorge, dass uns die Leute weglaufen und wir die Aufgaben der Gemeinde nicht mehr erfüllen können", fügte Jürgen Weinert hinzu.
Die Gruppe "Gemeinsam stark für Lilienthal" hat auch die Gründung einer Betriebskita ins Spiel gebracht – dies vor dem Hintergrund, dass im Rathaus vor allem Frauen aus familiären Gründen in Teilzeit arbeiten und sie vorrangig in den Vormittagsstunden tätig sind, weil sonst die Betreuung ihrer Kinder nicht gewährleistet ist. Aus Sicht von Ratsfrau Sabine Faber könnte eine betriebliche Kita dazu beitragen, dass sich Mitarbeiter für andere Arbeitszeiten entscheiden und so der Run auf den Vormittag kleiner wird, die Räume in der Folge effektiver über den Tag verteilt genutzt werden könnten.
Der stellvertretende Verwaltungschef Jürgen Weinert wiederum verwies auf eine Befragung in der Belegschaft, die ergeben habe, dass die meisten Mitarbeiterinnen eine solche Betriebskita für ihre Kinder nicht nutzen würden – zumal die meisten Kinder bereits im Schulalter seien. Abgesehen davon müsste eine Betriebskita genau die Standards wie jede andere Kita erfüllen. Schon so fehle es in den Kindertagesstätten an Erzieherinnen und Erziehern.
Miete für Kalis Werkstatt
Der Bürgermeister verwies auch darauf, dass schon vor seiner Amtszeit verschiedene Option zur Rathaus-Erweiterung geprüft und wieder verworfen worden seien. Ein Anbau an das Rathaus komme ebenso wenig infrage wie ein ebenfalls angedachter Neubau im Amtsgarten. Am Ende sei man bei der früheren Heimatstube als einzige verbliebene Option gelandet.
Fürwentsches betonte auch, dass die Überlegungen, die Räume von Kalis Werkstatt zu nutzen, nichts damit zu tun hätten, dass er die Arbeit der Bürgerstiftung nicht zu schätzen wisse. Es gehe auch nicht darum, Kalis Werkstatt zu schließen, sondern ihr andere Räumlichkeiten zur Fortsetzung der ehrenamtlichen Arbeit zur Verfügung zu stellen. Die Verwaltung hat der Bürgerstiftung angeboten, künftig die Galerie in Murkens Hof zu nutzen. Die Verantwortlichen halten die Räumlichkeiten jedoch nicht für geeignet.
Kämmerer Hartmut Schlobohm deutete im Zuge der Haushaltsberatungen an, dass von der Bürgerstiftung künftig eine Miete verlangt werden könnte, falls sie über das Ende des im Juni auslaufenden Nutzungsvertrags hinaus in der früheren Heimatstube bleiben will. Auf Einnahmen zu verzichten, könne sich die Gemeinde angesichts der schwierigen finanziellen Lage nicht leisten.