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Brauchtum in Lilienthal Nabu: Umschichten des Osterfeuer-Haufens ist das A und O

Während Axel Erbe vom Schützenverein Lilienthal das Osterfeuer als wichtige Brauchtumspflege bezeichnet, rät der Nabu Lilienthal/Grasberg zur Sorgfalt, um Tiere zu schützen.
12.04.2022, 21:00 Uhr
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Von Sandra Bischoff

Osterfeuer gelten als Brauchtum, als ein Ort der Geselligkeit, an dem die Menschen nach einem langen Winter erst mal wieder als Gemeinschaft zusammenkommen. Seit Jahren melden sich jedoch kritische Stimmen, die die Gefahren für die Tierwelt und auch die Feinstaubbelastung durch die Feuer bemängeln.

Die Osterfeuer komplett zu verbieten, davon hält Heike Behrens vom Naturschutzbund (Nabu) Lilienthal/Grasberg nichts. "So etwas von oben zu bestimmen, ist glaube ich nicht ideal", sagt sie. "Von der Historie her haben diese Feuer sicher eine Berechtigung, und es ist wichtig für die Dorfgemeinschaft, dass die Menschen, gerade nach Corona, wieder zusammenkommen." Ihrem Empfinden nach habe sich die Zahl der Feuer in den vergangenen Jahren zudem deutlich verringert. Das sei positiv. Sie wolle niemandem den Spaß verbieten, ihr sei vielmehr daran gelegen, bei den Freiluftveranstaltungen viel Sorgfalt walten zu lassen. "Wichtig ist ja vor allem, dass das Holz keine Restfeuchte mehr hat, weil es sonst zu viel Rauchentwicklung und Verqualmung und somit zu erhöhter Feinstaubbelastung kommt."

Nur sehr locker aufschichten

Um die Tierwelt zu schützen, sei das Umschichten des Holzhaufens vor dem Anzünden das A und O. Nicht nur Igel, sondern auch Hasen und Spitzmäuse finden in den großen Reisighaufen Unterschlupf, auch Vogelarten wie Zaunkönig, Rotkehlchen und Heckenbraunelle bauen ihre Nester darin, teilt der Nabu mit. Haben sich Tiere dort erst einmal niedergelassen, dürfe das Feuer nicht mehr angezündet werden, so ist es im Bundesgesetz über Naturschutz und Landschaftspflege verankert. Bei Zuwiderhandlung drohe ein Bußgeld, denn das Naturschutzgesetz verbietet das Töten von frei lebenden Tieren, erklärt Naturschützerin Behrens. Sie rät dazu, den Baum- und Strauchschnitt möglichst erst kurz vorm Anzünden des Feuers anliefern zu lassen und den Reisighaufen nur sehr locker aufzuschichten.

Mit Kaninchendraht einzäunen

Holz und Reisig seien für Wildtiere als Versteck weniger attraktiv, je lockerer das Material die ersten 30 bis 50 Zentimeter aufgeschichtet sind, teilt auch der Nabu Niedersachsen auf seiner Homepage mit. „Kann man durch die untersten 50 Zentimeter des Haufens hindurchschauen, sollte die Maßnahme bereits zum Schutz der Tiere beitragen“, heißt es dort. Dennoch führe kein Weg am Umschichten vorbei, bevor das Feuer entzündet werde, und es müsse sichergestellt werden, dass die dort angesiedelten Tiere ausreichend Gelegenheit zur Flucht haben. Zudem könne man die Holzhaufen mit Kaninchendraht einzäunen, damit die Tiere dort erst gar nicht hineingingen, so Heike Behrens.

"Nicht mehr zeitgemäß"

Jens Frömmrich, Bürgermeister in Vorwerk, findet Osterfeuer nicht mehr zeitgemäß. "Es geht dabei ja gar nicht in erster Linie um das Feuer, sondern um die Geselligkeit, und die kann auch anders stattfinden", sagt er. Neben der Rußbelastung sehe er auch eine Gefahr für Tiere, erklärt der Bürgermeister. Angesichts des Klimawandels müssten auch kleine Kommunen anfangen, erste Schritte zu unternehmen, um die Erderwärmung und die Schadstoffbelastung zu reduzieren. "Wenn wir nicht im Kleinen damit beginnen, wie soll es dann im Großen funktionieren?", fragt Frömmrich. Eine Idee wäre, die Strauchschnittabgabe zu reduzieren, denn selbst an zwei Anlieferterminen, die die Veranstalter der Osterfeuer meist anböten, komme oft viel Holz zusammen. Das sollten die Menschen lieber zum Grünschnittsammelplatz in Tarmstedt bringen, empfiehlt der Bürgermeister, der aber auch noch eine weitere alternative Idee hat: "Es ist zu überlegen, ob man eine Fläche schafft, um das Buschwerk zu sammeln und dann zu schreddern. Das Material könnte dann verheizt werden."

"Nicht aussterben lassen"

"Das Osterfeuer ist ein alter Brauch, den man nicht aussterben lassen sollte", sagt Axel Erbe, Vorsitzender des Schützenvereins Lilienthal. Nach der coronabedingten Pause entzündet der Verein am kommenden Sonnabend wieder sein Feuer. Die Veranstaltung sei essenziell für Vereine, um Einnahmen zu generieren, sagt der Schützenchef. "Die Leute und besonders die Kinder freuen sich darauf. Sie fragen schon seit Tagen, ob wir in diesem Jahr wieder ein Feuer machen. Es ist ein großes Fest für alle." Kritik wegen der Rauchbelastung kann er nicht nachvollziehen. "Das Silvesterfeuerwerk fällt schon seit Jahren aus, die Feinstaubmenge am Tag des Osterfeuers ist meiner Meinung kaum messbar."

An den Schutz der Tierwelt denke der Schützenverein schon lange, sagt Erbe. "Bei uns wird das Feuer am Tag des Anzündens mittags per Gabelstapler komplett umgesetzt, damit keine Tiere zu Schaden kommen. Das machen wir schon seit Jahren so." Der Lilienthaler Gemeindebrandmeister überwache das Vorgehen und kontrolliere zudem die Größe des Holzhaufens und den Abstand zur benachbarten Bebauung. "Man sollte alles mit Augenmaß machen, dann funktioniert es auch."

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