Ob in Lilienthal, Grasberg oder Worpswede: Der Landkreis hat auf mehreren innerörtlichen Abschnitten der Kreisstraßen in größerer Zahl Fahrrad-Piktogramme aufbringen lassen. So finden sich zum Beispiel neuerdings auf der Trupermoorer Landstraße, auf der Speckmannstraße oder zwischen Kleinmoor und Frankenburg die auffälligen Fahrradsymbole auf dem Asphalt. Laut Kreisbehörde sind an den Kreisstraßen 8, 10, 15, 18 und 36 die Markierungsarbeiten erfolgt. Die Symbole sollen Radfahrern signalisieren, dass sie dort fahren dürfen, während Autofahrer wiederum wissen sollen, dass sie mit Fahrrädern auf der Fahrbahn zu rechnen haben. Diskussionen in den sozialen Medien zeigen indes, dass längst nicht alle Verkehrsteilnehmer vom Sinn der Maßnahme überzeugt sind.
Der Landkreis Osterholz lässt schon seit längerer Zeit Piktogramme in den Ortsdurchfahrten der Kreisstraßen aufbringen. Das passiert immer dann, wenn es entlang der Strecke keinen separaten Radweg gibt, sondern die Radfahrer auf Gehwegen nur "geduldet" sind und nur mit Schritttempo unterwegs sein dürfen. Im Regelfall, so sagt die Kreisbehörde, sollen die Radfahrenden dann die Fahrbahn benutzen. Die Symbole sind nur dafür gedacht, die Verhältnisse für alle Beteiligten klar zu machen. Konflikte oder gefährliche Situationen zwischen Autofahrern und Radfahrern sollen dadurch vermieden werden.
Piktogramme in Moorhausen bleiben
Entlang der Moorhauser Landstraße in Lilienthal gibt es schon länger Piktogramme auf der Fahrbahn – wer dort unterwegs ist, kann den Eindruck bekommen, dass sich Radler und Autofahrer miteinander arrangiert haben könnten. Wobei auch die Geduld der Autofahrer durchaus mal strapaziert werden kann, wenn ein Radfahrer mit Tempo 25 auf der Strecke unterwegs ist und die Autos in gebührendem Abstand hinterherzuckeln, weil ein Überholmanöver gerade nicht möglich ist.
Wer dachte, dass die Piktogramme wieder entfernt werden, nachdem neben der Straße der komplette Weg erneuert worden ist, sieht sich getäuscht. "Die Piktogramme auf der Kreisstraße 8 bleiben auch nach den Sanierungsarbeiten weiter bestehen beziehungsweise werden bei Bedarf um weitere Piktogramme ergänzt, da es sich im fraglichen Bereich um einen Gehweg handelt", sagt Landkreissprecherin Sabine Schäfer. Der Gehweg sei lediglich zur Nutzung durch Fahrräder freigegeben und die Radfahrer müssten sich dem Fußverkehr unterordnen und dürften mit Rücksicht auf die Fußgänger nur im Schritttempo fahren. Wer schneller unterwegs sein will, müsse auf die Straße wechseln.
Eine Karte oder Liste, aus der hervorgeht, an welchen Kreisstraßen es schon Piktogramme gibt oder wo noch Lücken bestehen, gibt es im Kreishaus nach eigenen Angaben nicht. Die Kreisbehörde will mit den Markierungen das Miteinander von Radfahrern und Autofahren im Straßenverkehr fördern. Erst im vergangenen November war der Landkreis zusammen mit der Stadt Osterholz-Scharmbeck für sein Piktogramm-Projekt in einem bundesweiten Wettbewerb ausgezeichnet worden. Das Preisgeld in Höhe von 5000 Euro sollte dafür verwendet werden, weitere 50 Piktogramme auf die Straße zu bringen. Auch kleinere Städte und Gemeinden, so hieß es damals, könnten Menschen dazu animieren, das Auto häufiger stehen zu lassen. "Wir werden weiter an der Radverkehrs- und Fußwegeinfrastruktur im Landkreis arbeiten, um noch mehr Menschen für das Thema nachhaltige Mobilität zu motivieren", sagte Landrat Bernd Lütjen anlässlich der Preisverleihung.
Manche sprechen von Schikane
Dass nicht jeder von den Piktogrammen überzeugt ist, zeigt die rege Debatte, die in den einschlägigen Ortsgruppen für die Gemeinde Grasberg und umzu in den sozialen Medien zur Speckmannstraße entbrannt ist. Manche vermuten, dass die Radfahrer nur auf die Straße geschickt werden, um die Hauptstraße zu entschleunigen, weil dort keine offiziellen Tempo-30-Schilder aufgestellt werden dürfen. "Geldverschwendung", schreibt einer, "staatlich verordnete Schikanierung der Autofahrer ohne nennenswerten Vorteil für die Radfahrer", kommentiert ein anderer. Andere wiederum befürchten, dass es auf der kurvenreichen Speckmannstraße zu gefährlichen Situationen durch überholende Fahrzeuge kommen könnte, wenn sich mehr Radfahrer animiert fühlten, die Straße zu benutzen.