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Neue Schilder und Routen Landkreis Osterholz investiert in Radwegenetz

Neue Schilder, neue Radtouren – der Landkreis Osterholz hat Geld in die Hand genommen, um das Radfahren in der Region attraktiv zu machen. Doch wird auch in die Qualität der Radwege investiert?
15.04.2024, 19:00 Uhr
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Landkreis Osterholz investiert in Radwegenetz
Von André Fesser

Wer am Wochenende Besuch erwartet, der saugt vorher noch mal die Wohnung durch, wischt den Esstisch ab und holt das gute Geschirr aus dem Schrank. Ganz ähnlich wollen es jetzt der Landkreis Osterholz und die anhängenden Gemeinden halten: Im Werben um Fahrradtouristen und Tagesausflügler haben die Kommunen ihr Radwegenetz auf Vordermann gebracht. In der neuen Beschilderung von rund 650 Radwegekilometern im Kreisgebiet haben sich jetzt einen großen Schritt – oder um im Bild zu bleiben: einen kräftigen Pedaltritt – gemacht, um die Fahrradregion Osterholz attraktiver zu gestalten.

Die neue Beschilderung ist wie berichtet eine Voraussetzung dafür, um vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) als Radreiseregion zertifiziert zu werden. Und sie soll auch als Bekenntnis zum Verkehrsmittel Fahrrad im Allgemeinen verstanden werden. So zumindest stellten es die Spitzen-Vertreterinnen und -Vertreter des Landkreises sowie der Gemeinden dar, als sie am Montag in Lilienthal das aufgehübschte Radwegenetz offiziell eröffneten.

2000 Wegweiser

Das neue System besteht aus drei Komponenten. So wurden im gesamten Kreisgebiet mehr als 2000 Wegweiser installiert, die sowohl ein Nah- und Fernziel und die jeweiligen Entfernungsangaben beinhalten. Die Wegweiser sind größer als vorher, im gesamten Landkreis einheitlich gestaltet und lösen damit einige gemeindeeigene Lösungen ab. Außerdem sind an 288 Stellen, an denen zwei Radwege zusammentreffen, Knotenpunkte geschaffen worden. Diese Knotenpunkte sind nummeriert, was unter Zuhilfenahme einer Karte – analog oder digital – die Orientierung ermöglicht. Und schließlich, das ist die dritte Komponente, haben die Verantwortlichen ein Paket von Radthementouren entwickelt, das das gesamte Kreisgebiet auf unterschiedlich langen Rundtouren erlebbar macht.

Der Osterholzer Landrat Bernd Lütjen ist selbst ein begeisterter Radfahrer und zeigte sich bei der Präsentation in Lilienthal davon überzeugt, ein attraktives Angebot geschaffen zu haben. Vor allem das Knotenpunktsystem habe es ihm angetan: "Das ist, wie ich finde, ein geniales System, und es ist einfach zu begreifen." In diesem Zusammenhang legte Kreisdezernent Dominik Vinbruck Wert darauf zu betonen, dass eine Tourenplanung über das Onlineangebot www.fietsknoop.nl/plannerplugin/osterholz oder über die Tourenplanungs-App Komoot möglich ist, man aber auch ganz herkömmlich mit einer gedruckten Karte arbeiten kann: Derartige Orientierungsmöglichkeiten sind an den einzelnen Knotenpunkten installiert, und auch eine Radwanderkarte ist in Arbeit.

Wegequalität erhalten

Mit der Ausweisung des Radwegenetzes soll es aber nicht getan sein – auch die Ertüchtigung der Radwege oder der Erhalt der vorhandenen Qualität soll ein Thema sein, wie Landrat Lütjen betonte: "Wir haben miteinander vereinbart, dass wir die ausgewiesenen Wege hinsichtlich ihrer Qualität nun besonders in den Fokus nehmen und bevorzugt reparieren oder sanieren", wird er in einer Mitteilung zitiert, die das Kreishaus am Montag verbreitete. Darauf angesprochen, ist das große Aber jedoch nicht überhörbar. Denn um die vorhandenen Wege instandhalten zu können, müssen Land, Kreis und Gemeinden über die finanziellen Möglichkeiten verfügen. So bedürfen zwar viele Straßen und Wege im Kreisgebiet einer Überarbeitung, die Mittel aber sind knapp. Das weiß man nicht zuletzt in Lilienthal, wo derzeit die Bewältigung der Hochwasserfolgen Priorität genießt und viele geplante Sanierungen – auch im Radwegenetz – zunächst einmal verschoben wurden.

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Dass nun jeder verfügbare Cent in das neue Radwegenetz gesteckt wird, wollte Torsten Rohde, Bürgermeister in Osterholz-Scharmbeck, aber auch gar nicht so verstanden wissen. Er wies stattdessen darauf hin, dass es in der jüngeren Vergangenheit im Kreis und den Gemeinden eine "Prioritätenverschiebung" gegeben habe und mehr Geld in den Ausbau des Radwegenetzes gesteckt werde. Auch die Kreisverwaltung verweist darauf, dass sie diesen Sektor stärker begünstigt. So sollen aus den Einnahmen der Verkehrsüberwachung, den sogenannten Blitzer-Geldern, über die jährliche Fest-Förderung in Höhe von 100.000 Euro für Radwege an Kreisstraßen in diesem Jahr zusätzlich 450.000 Euro bereitgestellt werden, um "dem erheblichen Sanierungsbedarf" im Wegenetz zu begegnen. Das alles werde Zeit brauchen, so Landrat Lütjen ("nach und nach"), der aber auch befand, dass der Großteil der Radwege "in einem guten Zustand" sei.

Eigener Wege-Wart

Damit das so bleibt, beschäftigt der Landkreis mit Frank Bullwinkel nun auch einen eigenen Radwegewart. An zwei Wochentagen soll er im Einsatz sein, um das Wegenetz zu prüfen und in Schuss zu halten. Eine Aufgabe, den die Bauhof-Mitarbeiter der einzelnen Landkreis-Gemeinden bisher nebenbei gemacht hätten. Einen guten Teil seiner Arbeitszeit muss Bullwinkel derzeit aber darauf verwenden, Vandalismusschäden auf den neuen Wegweisern und Infotafeln zu beseitigen. Immer wieder würden die Schilder mit Aufklebern beklebt – bevorzugt mit Bekundungen für Fußballklubs oder gegen Rechtsextremismus. Diese Aufkleber zu entfernen, lenke vom eigentlichen Arbeitsauftrag Bullwinkels ab, gibt Kreisdezernent Vinbruck zu bedenken: "Wer die Schilder beklebt, hilft mit, das System schlechter zu machen."

Zur Sache

Themenradtouren

Die Themenradtouren bauen auf bereits vorhandene oder bekannte Touren durch die Teufelsmoorregion auf und sind mit klingenden Titeln versehen:

Kunst und Kranich (36 Kilometer, Startpunkt Bergstraße Worpswede)

Himmel und Hamme (45 Kilometer, Start Bergstraße Worpswede)

Weite und Moor (49 Kilometer, Start im Dorf Teufelsmoor)

Hain und Hügel (34 Kilometer, Start am Bahnhof Oldenbüttel)

Drei-Flüsse-Tour (52 Kilometer, Start am Rathaus Grasberg)

Marsch und Mühlen (38 Kilometer, Start am Markt in Schwanewede)

Gärten und Auen (37 Kilometer, Start am Bahnhof Ritterhude)

Dorf-Erlebnis-Tour (28 Kilometer, Start am Bahnhof Lübberstedt)

Kiefern und Heiden (36 Kilometer, Start am Lehnstedter Weg in Schwanewede)

Worpswede-Fischerhude (55 Kilometer, Start in Worpswede)

Bremen-Worpswede-Runde (62 Kilometer, Start am Hauptbahnhof)

Butenpad (166 Kilometer, Start am Tiergarten Ludwigslust)

Da es sich um Rundtouren handelt, können natürlich auch andere Startpunkte auf der Strecke gewählt werden. Details zu den Routen gibt es unter www.radfahren-teufelsmoor.de.

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