Die Wirtschaft in der Region hat sich im zweiten Quartal dieses Jahres kaum erholt. Diese Bilanz ziehen die Verantwortlichen der Industrie- und Handelskammer in Niedersachsen mit Blick auf die Konjunktur in den verschiedenen Branchen. Ein Befreiungsschlag sei nicht in Sicht, die Unternehmen würden weiterhin auf weitreichende Reformen seitens der neuen Bundesregierung warten.
"Wirtschaftspolitik muss verlässlich sein. Die Bundesregierung darf nicht in das Hin und Her der Ampel-Regierung zurückfallen", so Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Niedersachsen. Die aktuelle Geschäftslage werde bei den Unternehmen im Sommer kaum besser eingeschätzt als im Frühling oder zu Jahresbeginn. Wichtige Stimmungs- und Planungsindikatoren hätten sich zwar verbessert, blieben aber ausnahmslos im ungünstigen Bereich und unterhalb der langfristigen Mittel.
Zollwirrwar belastet Großhandel
Im Einzelhandel, Gastgewerbe, Finanzsektor und dem Verkehrsgewerbe gäbe es positive Tendenzen. Gerade bei den Kreditunternehmen würde das Geschäft mit Privat- und Geschäftskunden stetig zunehmen. Weniger erfreulich sei die Situation im durch den "Zollwirrwarr" geprägten Großhandel. Jeder dritte Großhändler rechne mit einem rückläufigen Auslandsgeschäft. Wie berichtet, haben auch Unternehmen aus dem hiesigen Raum mit den Unsicherheiten infolge der US-amerikanischen Zollpolitik zu kämpfen.
Die Lage der Bauwirtschaft hat sich mit dem Sondervermögen für Infrastruktur jedoch deutlich verbessert. Allerdings seien davon noch keine konkreten Aufträge bei den Unternehmen angekommen. Schwierig bliebe die Situation allerdings im Wohnungsbau. „Wir brauchen einen grundsätzlichen Vorrang für Infrastrukturinvestitionen, so wie es die niedersächsische Landesregierung für Funkmasten und Glasfasernetze anstrebt“, sagt Bielfeldt. „Diese klare Orientierung an Investitionen statt an juristischem Klein-Klein bringt endlich mehr Tempo für das Land". Mehr unternehmerische Freiheit, weniger Bürokratie, Strukturreformen in der Sozialversicherung: Das sind die Forderungen, die Bielfeldt an die Politik stellt.