Lilienthal/Timmersloh. Elke Badura ist erleichtert. Seit Freitagvormittag sind wieder alle Pferde zurück auf ihrem Hof in Timmersloh. "Das ist ein komisches Gefühl, wenn der Stall so leer ist", sagt sie. Sechs Pferde stehen bei ihr am Haus, zwei eigene und vier Pensionspferde. Am Mittwoch nach Weihnachten hat sie die Tiere evakuiert. "Die Straße Richtung Seebergen war schon leicht überflutet und wir hatten Sorge, dass das Wasser noch weiter steigt und wir nicht mehr mit den Hängern durchkommen", erzählt sie. Die Einsteller hatte sie bereits darüber informiert, dass sie die Pferde im Ernstfall wegbringen müsse. "Die waren dann am Mittwochnachmittag auch alle da." Eine gute Woche waren die Tiere in Ritterhude untergebracht, nun stehen sie wieder in ihrem Heimatstall an der Timmersloher Landstraße. "Wir hoffen, dass es die richtige Entscheidung war", sagt Elke Badura mit Blick auf die Hochwasserprognose für das Wochenende. Bisher habe sie Glück gehabt und der Hof sei von einer Überschwemmung verschont geblieben.
Ebenfalls präventiv haben Annkatrin Knapp und Fritz Tietjen gehandelt, als sie nach Weihnachten entschieden, ihren landwirtschaftlichen Betrieb, der sich ebenfalls in Timmersloh befindet, zu evakuieren. Dieser umfasst eine Pferdezucht mit 70 Tieren aller Altersklassen sowie 20 Rinder und ein 14 Tage altes Kälbchen, das mit der Flasche versorgt werden muss, weil die Mutter gestorben ist. "Das war meine große Sorge, dass es von der Flut überrascht werden könnte", sagt Annkatrin Knapp.
Junge Hengste verladen
Anfangs hätten sie noch ganz in Ruhe die Tiere verladen, "aber dann wurde die Lage immer ernster", sagt das Paar. Die ersten 20 Sport- und Zuchtstuten brachten sie nach Frankenburg auf die Sommerweiden. "Natürlich hatten wir auch ein schlechtes Gewissen, dass wir die Pferde da einfach in den Regen stellen, aber wir hatten nur die Wahl zwischen Pest und Cholera", sagt Knapp. Eine Herausforderung sei es indes gewesen, die zweijährigen Hengste dazu zu bewegen, in den Hänger zu steigen. "Einige von ihnen sind noch nicht einmal richtig halfterführig."
Überwältigt ist das Paar von der Hilfsbereitschaft befreundeter Stallbesitzer. "Die standen plötzlich auf dem Hof und haben Hilfe angeboten, einige waren sogar gleich mit dem Hänger gekommen. So etwas ist wirklich toll." Am Donnerstag hat das Paar seine Pferde nach und nach zurückgeholt. "Wir wollten die Gastfreundschaft nicht überstrapazieren", sagen sie. Zumal ihr Hof bisher vom Wasser verschont geblieben ist.
Notunterkunft in Verden
Anders sieht es einige Kilometer weiter in Lilienthal aus: Der Pferdehof Stadtlander ist seit Weihnachten komplett überflutet. 73 Pferde mussten in der Nacht vom 26. auf den 27. Dezember evakuiert werden, berichtet Iris Borchers, die den Betrieb eigentlich zum 1. Januar von ihrer Mutter übernehmen wollte. Sie habe beim THW und der Feuerwehr in Timmersloh um Hilfe gebeten, als das Wasser während der Feiertage immer weiter stieg, berichtet Borchers. Der Einsatzleiter sei gekommen und habe entschieden: Die Pferde müssen weg. Sie habe die Einsteller angerufen, die ihre Pferde im Konvoi vom überfluteten Hof geführt hätten, um sie dort zu verladen. Ein Großteil der Tiere, etwa 40 an der Zahl, konnten in der Niedersachsenhalle des Hannoveraner-Verbands in Verden untergebracht werden. Einige Besitzer hätten ihre Pferde in andere Ställe bringen.







Nicht nur die Stallungen und die Reithalle sind überschwemmt, auch die beiden Wohnhäuser sind betroffen. Die Familie ist bei Freunden untergekommen. "Es wird sicher noch eine ganze Weile so bleiben mit dem Wasser, weil erst die andere Seite am Schützenplatz abgepumpt wird", sagt Iris Borchers. Deshalb sei auch nicht absehbar, wann die Pferde zurückkommen.
Wie hoch der durch das Wasser entstandene Schaden ist, könne noch niemand sagen. "Wir kennen ja auch die Folgeschäden noch nicht", sagt die Lilienthalerin. Besonders der angekündigte Frost bereitet ihr Sorgen. "Im gesamten Stall muss das Wasser aus den Leitungen raus, damit sie nicht platzen. Das ist ein riesiges Fass, das da durch die Witterung auf uns zukommt." Zudem stehe ein Teil der Heuballen im Wasser und sei als Futter nicht mehr zu gebrauchen. Die Familie hat nun ein Crowdfunding gestartet, denn eine Versicherung, die im Fall einer Überschwemmung einspringt, habe sie nicht. "Ich weiß nicht, ob uns überhaupt jemand versichert hätte, aber in jedem Fall wäre eine Elementarversicherung sehr teuer geworden", sagt Iris Borchers. Aufgeben ist für die Familie aber keine Option. "Wir machen weiter."